Macabros 021: Abraxas Fluch des Magiers
machen, kehrten in dieser Sekunde wieder
in Hellmark zurück.
Björn hielt den Schlüssel in der Hand, den Macabros ihm
gebracht hatte, in der anderen das schimmernde Schwert. Wäre
nicht Hellmarks moderne Kleidung gewesen, hätte man ihn in
diesen Minuten für einen Recken aus einer anderen Zeit halten
können, der zum Turnier eilte.
»Björn! Warte auf mich!« rief Mahay nach unten und
stürzte im selben Moment auch schon los.
Er jagte durchs Treppenhaus, Chitra in langen Sätzen hinter
ihm her.
Der Portier bekam den Mund nicht mehr zu und die Augen nicht mehr
klein.
»Komm, Schnurri, los!« murmelte der Inder und hielt die
Tür auf. Die Tigerkatze jagte an ihm vorbei.
Der Portier wischte sich über die Stirn.
»Wenn ich’s nicht mit eigenen Augen sähe, ich
würd’s nicht glauben«, sagte er im Selbstgespräch
vor sich hin. »Erst einer mit einem Schwert, dann der andere mit
dem Tiger. Bin ich im Irrenhaus gelandet, wird hier ein Film
über Gladiatoren gedreht und der Kameramann hat sich irgendwo
versteckt – oder fang’ ich langsam an zu spinnen?«
Hätte er in dieser Sekunde sein Gesicht im Spiegel gesehen,
er hätte zweifellos das letzte angenommen.
Mahay riß die Tür zum Beifahrersitz auf.
»Chitra, hopp«, sagte er nur, und die Katze fegte wie
ein Blitz auf den Hintersitz.
»Immer dann, wenn’s brenzlig wird, machst du alles
allein. Dabei ist das gar nicht gut für dich, Björn«,
maulte der Inder, während er den Beifahrersitz einnahm.
»Der Arzt hat heute abend etwas von absoluter Ruhe
gesagt.«
»Bin gerade dabei, meine Ruhestellung einzunehmen. Ich
sitz’ hier bequem, ich kann mich nicht beschweren.«
Björn stieß aus der Parklücke, verließ den Hof
und konnte sofort auf die Straße hinausfahren. Der Verkehr war
minimal.
Er warf einen Blick in den Innenspiegel. Die Tigerkatze thronte
wie ausgestopft auf dem Rücksitz und nahm ihn völlig ein.
»Schade um das Tier«, murmelte Björn.
»Wieso?«
»Du hättest die Katze im Bett lassen sollen. Da war
Platz genug. Hier muß sie zusammengekauert sitzen, daß
sie mir direkt leid tut. Hier ist’s zu eng für so’n
Riesenbaby. Ich spür’ schon die Schnurrhaare in meinem
Nacken.«
Björn beugte sich unwillkürlich weiter nach vorn.
Mahay lachte. »Ich glaube weniger, daß du besorgt um
Schnurri bist als vielmehr darum, deinen Hals zu verlieren. Du
brauchst aber keine Angst zu haben. Sie wird ihr Gebiß nicht an
deinem Nacken wetzen. Ich habe sie voll unter Kontrolle.«
»Dann bin ich beruhigt.«
Björn wußte, daß der Freund damit keine Scherze
trieb. Mahay, der als Koloß von Bhutan in einer
weltberühmten Dressurnummer in einem Zirkus aufgetreten war,
konnte wilde Raubkatzen mit seinem bloßen Willen bezwingen. Bei
Chitra wandte er dieses Druckmittel nur noch selten an. Er war
überzeugt davon, daß die Tigerkatze, die er als einzige
aus der Raubtiergruppe behalten hatte, inzwischen so sehr an ihn
gewöhnt war, daß er ihr mehr Freiheiten lassen konnte.
Sein Gefühl schien ihm recht zu geben.
»Was ist eigentlich in dich gefahren?« wollte der Inder
wissen.
Björn berichtete knapp, was er erlebt hatte.
»Dann bin ich im richtigen Moment wach geworden. Mir scheint,
in Tahiti wäre ich völlig fehl am Platz gewesen. Hier
brauchst du mich wirklich. Statten wir also Abraxas einen Besuch
ab.«
Björn grinste und senkte schnell den Blick. »Hoffentlich
werden wir nicht zu einem mitternächtlichen Diner
geladen.«
Der Inder legte die Stirn in Falten. »Wie kommst du denn
jetzt darauf? In der unmöglichsten Situation denkst du noch ans
Essen.«
»Ich denke an dich, mein Lieber. Guck dich mal an!«
Mahay blickte an sich herunter und erschrak. »Ich habe nur
Shorts an!« entfuhr es ihm. »In der Eile…«
»Wen juckt’s«, grinste Björn. »Wichtig
ist: immer bereit, egal in welcher Lebenslage. Manchmal kommt man
einfach nicht drumherum, sich spontan zu entscheiden. Siehst du, es
wäre doch besser gewesen, du wärst nach Tahiti
geflogen.«
»Weshalb das?«
»Wegen deines Aufzuges. Dort kannst du so rumlaufen, und kein
Mensch käme auf die Idee, daß das eventuell gar keine
Shorts, sondern eine etwas zu kurz geratene Pyjamahose ist.«
Er fuhr den gleichen Weg wie am Abend. In Gedanken ging er noch
mal die Bilder durch, die er in der Kristallkugel gesehen hatte.
Die Forrest Road war lang, sie führte bis nach Spoun
hinein.
Vorher war eine Abzweigung in den Wald. Der schmale Pfad zu dem
abseits gelegenen Landhaus Robinsons.
Die
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