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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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von Kopf bis Fuß,
Kaphoon bedankte sich mit leichtem Kopfnicken.
    Die Geliebte hielt die frische Kleidung für ihn parat. Er
schlüpfte in das seidige Gewand, das aussah wie schwerer
chinesischer Brokat, aber sich so leicht trug wie eine Feder auf dem
Hut.
    Sie waren allein. Unendliche Stille breitete sich aus. Keiner
sagte ein Wort, als sie das Liebesspiel begannen.
    Das Licht wurde schummrig, das Gold der Blätter über
ihnen sanft und warm, als verlöre es langsam an Kraft.
    In der Dämmerung, für die Liebenden geschaffen, breitete
sich der Frieden aus, der jedoch trog.
    Kaphoon wußte das. Bailea wußte das. Sie versuchten zu
vergessen. Es waren schwere Zeiten.
    »Es gibt keine Rettung mehr für uns, nicht wahr?«
Ihre Stimme klang belegt und ängstlich, in den dunklen Augen
zeigte sich Trauer.
    »Noch ist nichts verloren.« Kaphoon lag neben ihr und
schmiegte sich eng an sie. Ihre Hände hielten seine Arme
umschlungen, als fühlte sie die Abschiedsstunde und er komme
niemals wieder.
    »Sie sind ganz nahe, ich weiß es.«
    »Ja, das sind sie. Aber sie werden nicht bis in die Stadt
vordringen. Molochos und seine Geisterreiter werden diese Hürde
nicht nehmen.«
    »In der Stadt gibt es nichts mehr zu holen. Die Frauen sind
geflüchtet, die Männer kämpfen wie die Helden um jeden
Fußbreit Boden. Meine beiden Diener – und ich – sind
die einzigen, die in Atamia zurückgeblieben sind.«
    »Hinter diesen Mauern seid ihr sicher.«
    »Die Götter haben uns verlassen, ich glaube es
nicht«, sagte sie schmerzerfüllt, und ihre Augen
schimmerten feucht. »Die Dämonen gewinnen die Oberhand. Das
Bild des Schwarzen Manja vermag Trost zu schenken, aber der Vogel
selbst hat den Tempel verlassen. Dämonenreiter haben ihn gejagt
– und sie haben ihn getötet. Ich habe es gesehen.«
    Er zuckte zusammen. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe.
    Kaphoons Miene war wie aus Stein gemeißelt. »Das ist
unmöglich!« entfuhr es ihm.
    »Nein. Molochos ist nichts mehr unmöglich. Er greift
nach den Sternen – und die Sterne gehören ihm. Er greift
nach Atamia, und Atamia fällt. Wenn die goldenen Blätter
violette Schatten werfen – wird Atamia nicht mehr sein. Mein
Volk wird es nicht mehr geben. Die endlose Wüste wird sich dort
ausbreiten, wo einst Atamia stand, und die Köpfe meiner
Untertanen werden die langen Pflöcke zieren, die sie in den
Boden stoßen werden.«
    »Du träumst. Bailea«, flüsterte er.
»Wach’ auf!«
    »Ich habe den Trank der Siaris genossen.«
    »Du hättest es nicht tun sollen. Deine Sinne sind
verwirrt.«
    »Nein! Im Gegenteil! Nie zuvor habe ich klarer
gesehen.«
    Sie blickte ihn an. Unendlichen Schmerz las er in ihren Augen, und
ihm war, als fehle etwas in seiner Erinnerung.
    Auch dieses Gesicht vor ihm hätte ihn eigentlich an jemand
erinnern müssen.
    Diese Ähnlichkeit!
    Aber sie fiel ihm nicht auf.
    Carminia Brado hätte die Frau sein können, vor der er in
diesen Sekunden kniete.
     
    *
     
    Bailea deutete auf das goldschimmernde Tischchen. Zwei
handgeschliffene Gläser mit blaßroter Flüssigkeit
standen dort. Das eine war halb geleert, bei dem anderen reichte der
Flüssigkeitsspiegel bis fingerbreit unter den Rand.
    »Es ist nicht gut, Siaris zu trinken«, sagte er
traurig.
    »Wenn eine Königin es entscheidet ist es richtig. Es war
der rechte Augenblick. Auch du solltest nicht säumen, ihn zu
trinken, auf daß dein Blick sich kläre für das, was
du tun mußt.«
    Sie reichte ihm das Glas, und er blickte in die glitzernde
Flüssigkeit. Die Oberfläche schillerte in sämtlichen
Regenbogenfarben. Der Trank der Siaris wurde aus den
Blütenpollen einer seltenen Blume bereitet, die nur in einer
einzigen Nacht, von der man sagte, daß es die violettste sei,
die die Welt der Daiss hervorbringe, erblühte. Der Trank der
Siaris war eine hochgiftige Flüssigkeit, zur falschen Zeit
genommen, eine berauschende Droge, ebenfalls zur falschen Zeit
genommen, weitete aber den Geist, wenn man den richtigen Zeitpunkt
abwartete.
    Für Bailea war dieser Zeitpunkt gekommen, denn das
blühende Reich war dem Untergang geweiht. Dämonen
wären in dieses parallele Universum eingefallen, um es zu
unterwerfen.
    Kaphoon nahm einen Schluck.
    Die Erinnerung stieg in ihm auf wie eine zuckende Flamme, die
langsam aber beständig an Kraft gewann.
    Er war gekommen, um seine Hilfe anzubieten. In Xantilon hatte er
vernommen, daß die Welt der Daiss sich verzweifelt gegen den
Ansturm des Bösen wehrte, das in Xantilon unter

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