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Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Macabros 023: Gefangen im Totenmaar

Titel: Macabros 023: Gefangen im Totenmaar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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der zunehmenden
Macht der Schwarzen Priester entstanden und nicht mehr
zurückzudrängen war.
    Kaphoon, Sohn des Toten Gottes, sah sich in der schillernden
Flüssigkeit, von der er nicht mehr den Blick wenden konnte,
tausendmal verkleinert wie in einem Spiegel. Er kniete vor dem Altar
der Götter, und das Gewand der Weisheit lag um seine Schultern.
Der Tempel war leer. An den Wänden zeigten sich die
verkleinerten Abbilder tausender von Vögel mit kantigen
Köpfen und rotglühenden Augen. Schwarze Manjas! Sie waren
von besonderer Bedeutung im Leben der Menschen aus Xantilon. Aber der
Heilige Vogel, durch dessen Augen Zukunft und Vergangenheit
gleichermaßen wahrnehmbar waren, hatte den Tempel verlassen. Er
rief ihn zurück. Doch der Manja kam nicht.
    Kaphoon nahm einen weiteren Schluck, hob den Blick und begegnete
dem aus den dunklen Augen seiner geliebten Bailea. Ihre Pupillen
wurden zu einem winzigen Loch, in das er in ein gigantisches,
feuriges und verwirrendes Universum zu blicken glaubte.
    Menschen und Welten zogen an ihm vorüber. Raum und Zeit waren
aufgelöst. Er sah fremdartige Wesen und wußte nichts mit
ihnen anzufangen.
    Er erkannte, daß es mehr als eine Existenz gab. Bewußt
registrierte er in diesen Sekunden sein Dasein als Kaphoon –
wußte aber gleichzeitig auch um seine Existenz als Björn
Hellmark.
    Die Gegenwart aus der er kam, hatte nichts zu tun mit der
Gegenwart, die er hier erlebte. Das hier war ein anderer Raum, eine
andere Zeit. Er hatte den Körper Hellmarks, aber er fühlte
als Kaphoon. Als Kaphoon liebte und begehrte er Bailea, die
Königin der Daiss. Mehr als einmal war er schon hiergewesen.
Viele herrliche Stunden in diesem geheimnisvollen Tempel hatten sie
miteinander verlebt. Aber das alles lag schon lange zurück.
    Er hatte schon mal gelebt!
    Aber nicht nur dieses eine Leben kam ihm in Erinnerung – die
Ahnung, daß weitere in ferner und fernster Vergangenheit hinter
ihm lagen, kam ihm. Aber an diesen Gedanken kettete er sich
nicht.
    Eines erfüllte ihn mit Gewißheit: er hatte im Tempel
der Weisheit das dunkle Tor passiert, von dem aus er in die Welt der
Daiss kommen konnte. Dieses Tor war nur wenigen Eingeweihten bekannt.
Er kam von einem Kampf zurück.
    In ferner Vergangenheit war es bereits zu einer ersten
Auseinandersetzung zwischen der friedliebenden Welt der Daiss und den
Dämonenscharen Molochos’ gekommen.
    In diesen Kampf hatte Kaphoon mit seinen Kriegern
eingegriffen.
    Er nahm einen dritten Schluck. Die Bilder vor seinem inneren Augen
wurden klarer, die Gedanken freier. Er glaubte, daß der Geist
sich von seinem Körper trenne.
    Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen ineinander und wurden
eins. Was damals geschehen war, wiederholte sich in seinem Leben als
Hellmark.
    Damals hatte er – Seite an Seite mit den Getreuen aus
Xantilon – in der Wüstenstadt Atamia gekämpft und
gesiegt. Die Dämonen, durch einen Spalt in dieses Universum
eingedrungen, konnten mit den Zeichen der Heiligkeit des Schwarzen
Manja und den zauberkräftigen Amuletten der Priester der
Weißen Kaste zurückgedrängt werden. Aber es war auch
Blut geflossen. Viele Dämonen hatten die menschliche Gestalt
angenommen und forderten die Krieger Xantilons zum Kampf.
    Das alles wurde ihm klar, und er wußte, daß diese
vergangenen Bilder, die er so deutlich sah wie Bailea, die Geliebte,
von allergrößter Bedeutung für ihn waren.
    Er reichte ihr den halb ausgetrunkenen Becher zurück. Die
Sitte wollte es, daß man den Trank der Siaris nie zur Neige
kostete. Es sei denn, man fühlte sein Ende und wollte der
Wahrheit letzten Schluß wissen.
    Die herrliche Bailea blickte ihn aus großen,
tränenfeuchten Augen an.
    »Du wirst wieder gehen, ich weiß es.« Ihre Stimme
klang traurig.
    »Ja, aber ich komme wieder.«
    »Nein. Nicht so bald.«
    »Ich muß mir Gewißheit verschaffen, ob die Stadt
wirklich leer ist«, murmelte er, aber er war mit seinen Gedanken
woanders. Er sah sich als Hellmark, wie er mit Rani Mahay, dem treuen
Freund, im Wörther See versank. Die glitzernden Punkte, das
feurige Universum in Baileas Augen wurde zu lebendigen Bildern, die
wie ein Film abliefen.
    Er sah das Totenmaar. Die langen Pfähle, die aus dem
orangefarbenen Wüstenboden ragten, die ausgetrockneten
Köpfe der tapferen Krieger darauf, die von den Dämonen
dahin gemordet worden waren.
    Die Wüste war übersät von diesen Pfählen mit
den unheimlichen Aufsätzen. Die Daiss waren eine große
Rasse, denen es gelungen war, ihren

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