Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon
und
wer sich hinter den schrecklich anzusehenden Masken verbarg.
»Es sind Abtrünnige. Die Zeit des Umbruchs ist da, eine
neue Apokalypse kündet sich an. Wir fangen an, uns an das Leben
und das Wissen der Ahnen zu erinnern, die diese Welt aufgebaut haben
in der Erwartung, uns mit Glück und Zufriedenheit aufwachsen zu
sehen. Sie haben wichtige Dinge übersehen.« Throx Stimme
klang traurig. »Die Zeit der Magier, der Zauberer und
Hexenmeister ist wieder angebrochen. Gefährliche Experimente
werden unternommen, die Scharlatane und Irreführer gehen um.
Diejenigen, die wirklich etwas davon verstehen, müssen sich
verbergen, weil Handlanger der Bösen ihre gefährlichen
Erkenntnisse nutzen, um sie zu vernichten. Die Kugelköpfigen
sind Menschen. Sie haben sich den Dämonen verschrieben und sind
bereit, die Krieger zu überfallen, die zum Wohle Xantilons und
für den Frieden ihr Leben einsetzen. Niemand weiß genau,
wer sich hinter den Masken verbirgt. Biedere Geschäftsleute,
abgefallene Priester und Magier, Bewohner der Städte, die
glauben, durch ihre Tat etwas Großes zu vollbringen, etwas
Großes zu erreichen. Es wird gefährlich, noch allein durch
das Land zu reisen. Überall lauern Gefahren.«
»Warum bist du hier, Throx?«
»Ich bin auf dem Weg zum Tor der Unterwelt. Diese
gräßlichen Zeiten bewirken auch Veränderungen zum
Guten hin. Was tot ist, ist tot! Dieses Wort gilt nicht mehr in
diesen Tagen. Ich habe meine Gefährtin verloren. Eine Seuche,
die durch böse Geister verbreitet wurde, hat sie dahingerafft.
Viona war jung und schön, zu jung und zu schön, um schon zu
sterben. Seit sie lesen und schreiben konnte, hat sie den guten
Göttern Xantilons geopfert und gedient. Dieses große Plus
will ich mir zunutze machen und sie aus dem Reich der Toten
zurückfordern. Die Zeit ist reif. Kämpfer, die einst im
Streit mit den Dämonen fielen, werden aus der Unterwelt
zurückkommen. Die Totenbarken werden sie nach Xantilon
schleusen. Es muß mir gelingen, für Viona einen Platz auf
einer dieser Barken zu finden, koste es, was es wolle…«
Seine Stimme klang fest und sicher, und seine stählernen Augen
glänzten fanatisch. »Ich bin auf dem Weg, meinen Willen
durchzusetzen. Ich habe durch die Worte des Sterbenden vernommen,
daß auch du dich in das Reich der Toten flüchten sollst,
wenn sich herausstellt, daß das Schloß des Magiers dir
nicht den Schutz und die Sicherheit zu bieten vermag, die du dir
erhoffst. Schließ dich mir an, Fremde! Es ist nicht gut, allein
zu sein. Die Zeiten sind hart.«
Konnte sie ihm vertrauen?
Amina focht einen inneren Kampf aus. Dann nickte sie.
»Ich danke dir. Throx. Ich will dir nicht zur Last fallen,
aber es ist sicher gut für mich, einen Begleiter zu
haben.«
»Ich werde dich ins Schloß bringen. Es liegt auf meinem
Weg. Folge mir!« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Dort
drüben hinter den Felsen steht mein Pferd.«
Sie gingen gemeinsam an der bizarren Felswand entlang. Amina sah
die Toten. Reglos lagen sie in ihrem Blut und hielten in ihren
schlaffen Händen noch die Schwerter, mit denen sie nichts gegen
die geisterhaft auftauchenden Kugelköpfe, gegen die wilden
Horden, welche die Dämonen unterstützten, ausgerichtet
hatten.
Throx führte Amina über den steinigen Untergrund. Hinter
einem mächtigen Felsblock stand das Reittier. Das Pferd war
dunkelgrau, hatte einen breiten Rücken und stämmige, kurze
Beine.
Throx hob Amina und Taaro hinauf, schwang sich dann hinter die
schöne Frau und nahm die Zügel des Pferdes in die Hand. Auf
leichten Schenkeldruck reagierte das Tier.
Seine Hufe klangen gedämpft auf dem steinigen Untergrund.
Throx dirigierte das Pferd, daß es so schnell wie möglich
weichen, moosigen Boden unter die Beine bekam. Das diente ihrer
Sicherheit.
Amina warf einen Blick zurück. »Was wird aus den
Toten?« fragte sie und ärgerte sich in diesem Moment,
daß sie diese Angelegenheit einfach so bedeutungslos betrachtet
hatte. »Wir hätten sie bestatten sollen. Sie werden ein
Opfer der wilden Tiere.« Ihre Stimme klang schwach und
müde. Jetzt zeigte sich, daß sie ihren Körper
überfordert hatte. Nur das war der Grund, weshalb sie auch
vergaß, sich um die Toten zu kümmern.
»Krieger bestattet man nicht«, vernahm sie wie aus
weiter Ferne die Stimme des muskelbepackten blonden Mannes, dessen
Stimme zerfloß und eigenartig verzerrt klang. Amina
konzentrierte sich darauf. Ihre Augenlider fielen herab. Sie zuckte
zusammen. Nur nicht
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