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Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon

Titel: Macabros 027: Totenbarke nach Xantilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einschlafen, ermahnte sie sich.
    Das sanfte Schaukeln auf dem Pferderücken, das monotone
Geräusch, das die Hufe verursachten, das Gefühl der
Geborgenheit und der Schwäche schienen sie zu
verführen.
    »Krieger, Amina… holt man in das Reich der Toten, damit
ihre Seelen regenerieren und in ihren neuen, mit Kraft und Geist
ausgestatteten Körpern… einen neuen Anfang machen…
sieh… da vorn, den Zug der Totenwächter…«
    Wachte sie – oder war das schon ein Teil des Traumes, in den
sie fiel?
    Sie nahm die Umgebung verschwommen wahr und glaubte beiläufig
mitzubekommen, daß Throx vorsichtig sein kraftvolles Pferd
herumzog, so daß sie genau in die finstere Schlucht hineinsehen
konnte.
    Schattenhafte Bewegung. Lautlos näherten sich Gestalten aus
der Finsternis. Dunkle, verhüllte Körper, ganz in Schwarz.
Sie schienen kaum den Boden zu berühren, schwebten darüber
hinweg.
    Ein langer Zug von Gestalten. Jeweils waren es zwei, die mit
schwarzverhüllten Tragen kamen, die stille, bizarre Ebene
überquerten und drüben an der Felsmauer haltmachten. Die
schwarzen Vorhänge mit den langen, zerfließenden Zotteln
wurden emporgehoben. Die Totenwächter hoben die Ermordeten
hinein – jeder bekam seine eigene Trage.
    Die Vorhänge fielen wieder.
    Alles war nebelhaft und verschwommen.
    Amina wollte etwas sagen, aber ihre Lippen bewegten sich nur, ohne
eine Silbe zu sprechen. Wie im Traum nahm sie das Geschehen wahr.
    Die Totenwächter glitten lautlos wie Schatten durch die Nacht
und tauchten wieder ein in die nachtschwarze Finsternis der
Schlucht.
    Zehn Wächter mit fünf verhangenen Tragen waren es
gewesen. Aber nur vier Krieger waren dort drüben gefallen…
Da fiel es ihr siedendheiß ein.
    Warnak, der Kräuterzüchter!
    Auch ihn hatten die Totenwächter geholt.
    Raum und Zeit zerrannen für sie und waren bedeutungslos.
    Sie wußte nicht, wie lange sie auf dem Pferd gesessen hatte
und wie weit sie geritten waren.
    Plötzlich zuckte sie zusammen. Etwas berührte sie. Es
war Throx’ Hand.
    »Ich muß dich enttäuschen, Amina… es tut mir
leid… das Schloß… kannst du es sehen?«
    Das Schloß? Was war mit dem Schloß?
    Ihre Gedanken waren bleischwer. Diese entsetzliche
Müdigkeit!
    »Ja, Throx… was ist mit dem Schloß?«
    »Siehst du es nicht, Amina?«
    Zuckend öffneten sich ihre Augenlider.
    Dunkelheit… Zerklüftete Felswände, links und rechts
der Schlucht. Direkt vor ihnen wand sich ein steiler, schmaler Pfad
schlangengleich in die Höhe.
    Zwischen Felsen war ein dunkles Gebilde. Wild-romantisch hing es
zwischen spitzen Steinen und war selbst ein Teil des schwarzen
Felsens.
    Heiß überlief es sie.
    »Das Licht… das magische Licht, von dem Warnak
gesprochen hat…«
    »Eis ist erloschen, Amina. Das Schloß liegt in der
Finsternis. Eine Bastion der Freiheit und der Zuflucht ist
gefallen…«
    »Ich weiß, was das bedeutet…«
    »Dann wirst du mitkommen?«
    »Ja, in das Reich der Toten. Unsere Wege mußten sich
treffen, haben wir doch denselben Pfad vor uns. Der Weg nach Xantilon
führt mich durch das Reich der Toten… ich glaube, Warnak
wußte es von Anfang an.«
     
    *
     
    Verborgen lag das dunkelgrüne Haus zwischen den Stämmen
und dem Blätterwerk. Es war auf Anhieb nicht sofort zu erkennen.
Kima mußte erst darauf aufmerksam machen.
    »Wartet hier auf mich«, sagte er leise. Björn
registrierte eine gewisse Unsicherheit und Unruhe.
    Er fragte deshalb: »Stimmt was nicht, Kima?«
    »Ich bin unsicher. Ich werde es gleich feststellen. Man kann
nicht vorsichtig genug sein.«
    »Dann wäre es vielleicht doch besser, dich zu
begleiten.« Hellmark griff nach dem magischen Schwert, das ihm
schon wertvolle Dienste geleistet hatte. Es wurde hier einst auf
Xantilon geschmiedet, wo er es bei seiner ersten Begegnung mit den
Schwarzen Priestern auf einem Teil der versunkenen Insel gefunden
hatte.
    Kima lächelte rätselhaft. »Es ist nicht
gefährlich, nur ungewiß. Ich bin gleich wieder
zurück. Wartet hier auf mich!«
    Er ließ die vier Begleiter zurück und näherte sich
dem Eingang, der mit einer schweren, dunklen Tür verschlossen
war. Über ihm prangte ein bizarres Fabelwesen, das eine Mischung
zwischen Drache, langbeinigem Vogel und Schlange darstellte, die sich
mit einem spitzen Schnabel selbst in den Schwanz biß. Das
Symbol war in düsteren, unheimlichen glühenden Farben
gemalt.
    Kima ließ einen metallenen Türklopfer, den er aus der
einen Augenhöhle des Drachensymbols zog, fallen. Dumpf

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