Macabros 029: Marabur - Herr der Wahnsinnshallen
Glosen am Himmel wahrnehmen, das durch
die riesigen Magmasee hervorgerufen wurde.
Yamissa rollte sich in eine leichte Decke und schlief sofort ein.
Larkon ebenfalls. Velena starrte noch eine Weile gen Himmel und
umspannte mir ihrer zarten Hand den Griff ihres Schwertes, als wolle
sie sofort bereit sein, wenn die Situation es erforderte.
Velena hatte den Kopf leicht zur Seite gedreht, und konnte dem
Mann, der sie sicher bis hierhergeführt hatte, in die Augen
sehen. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, als Hellmark
nach ihrer Hand griff und sie zärtlich streichelte.
Björns Gedanken drehten sich wie ein Karussell im Kreis.
Tausend Dinge gleichzeitig waren es, die ihm durch den Kopf gingen;
er wäre am liebsten aufgestanden und zwischen den beiden fast
hundert Meter in den Himmel ragenden Dünen hindurchgegangen, um
einen Blick auf die andere Seite der Wüste zu werfen, wo
Maruburs Reich begann. Doch die Vernunft hielt ihn zurück.
Zu gern hätte er auch mehr über die geheimnisvollen
Wüstenvampire gewußt, die Velena offenbar mehr
fürchtete als Marubur, den Herrn der Wahnsinnshallen. Er wollte
sie danach fragen, aber da sah er, wie ihr die Augen zufielen und sie
einschlief.
Friedliche Ruhe herrschte.
Er ließ einen letzten, stillen Blick in die Runde
schweifen.
Laerte hatte gut zehn Meter von den Schlafenden entfernt auf einer
Erderhöhung ihren Posten bezogen. Von hier aus hatte sie einen
vortrefflichen Blick über die nähere Umgebung.
Hellmark schloß die Augen und versuchte ebenfalls Ruhe zu
finden. In drei Stunden würde man ihn wecken. Dann würde
der Wachauftrag an ihn weitergegeben.
Björn hoffte, daß es zu keinen Zwischenfällen kam,
die ihre Kräfte sinnlos fordern würden. Insbesondere dachte
er an die Wüstenvampire. Obwohl er sie nie gesehen hatte
drängte es ihn nicht, ihre Bekanntschaft zu machen.
Und doch waren die unheilvollen Wesen schon näher, als er
dachte.
*
Stille… Dunkelheit…
Die Stunde der Vampire!
Niemand bemerkte sie. Sie verursachten kein Geräusch. Sie
kamen nicht über den Sand. Sie kamen von unten.
Unmittelbar neben der großen Düne, hinter der die
Erschöpften lagen und schliefen, tat sich etwas.
Der Sand rieselte lautlos über eine kreisrunde Stelle hinweg,
als würde dort still der Wind spielen.
Aber es war nicht der Wind.
Es war ein Wüstenvampir.
Glatt und sandfarben glitt etwas aus dem lockeren Erdreich, eine
kleine Kuppel. Ein Schädel. Zwei ereile weiße Augen, in
denen stecknadelkopfgroße Pupillen wie Kohlen glühten
kamen unter dem kahlen Schädel, unter haarlosen Brauen, zum
Vorschein.
Das unfaßbare Wesen atmete nicht. Und doch lebte es. Seine
Augen bewegten sich. Der kahle Kopf rutschte lautlos noch ein paar
Zentimeter mehr aus dem lockeren Sand und die breite, fleischige Nase
wurde sichtbar. Sie blieb auf dem Sand liegen, so daß nur die
Nüstern darüber hinwegragten, als wolle der
Wüstenvampir Witterung aufnehmen.
Das Geschöpf war von der Farbe der Düne und des Sandes
nicht zu unterscheiden. Der Sand bot ihm keinen Widerstand, war keine
feste Materie für ihn. Er bewegte sich darin lautlos und gewandt
wie ein Fisch im Wasser.
Die Augen des Unheimlichen waren auf die Schläfer gerichtet,
und die hübsche junge Laerte, die auf dem Erdhügel
saß und ihre Umgebung beobachtete. Auf den Knien hatte das
Mädchen einen goldblitzenden Dolch liegen.
Der Wüstenvampir schob seinen massigen kahlen Schädel
vollends aus dem Sand, und seine breiten Kiefer trugen große
Zähne, die vorstanden, und zwischen denen Sand rieselte.
Das dämonische Geschöpf sah, wie die Frau auf dem
Erdhügel den Kopf wandte und den Blick genau in seine Richtung
drehte. Da schloß der Vampir einfach die Augen und das grelle,
leuchtende Weiß seiner Augäpfel verschwand.
Laerte sah nur grau-beigen Sand, auf dem die Schatten der
Wüstennacht lagen.
Das Mädchen konnte nichts Besonderes erkennen.
Der Wüstenvampir tauchte lautlos unter. Er sank ein in den
Sand, und der Hohlraum, den sein massiger Körper hinterlassen
hatte, brach weiter ein. Von draußen entstand neben der
Düne eine deutlich sichtbare Mulde. Aber Laerte merkte es nicht.
Sie bemerkte auch nicht, was sich danach unter der Erde
abspielte.
Der Koloß bohrte sich in mehr als zwei Metern Tiefe
förmlich durch den Sand, durchschwamm ihn, tauchte unter dem
Erdhügel hinweg und stieg dann langsam und lautlos hinter
Laertes Rücken aus dem Boden heraus. Breite, nackte Schultern,
sandfarben,
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