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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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und
Tat zur Seite stand.
    „Manolito“, sagte er leise, sich langsam aufrichtend.
Der Indio saß noch an dem fast erloschenen Lagerfeuer, an dem
sie ihre Konserven warm gemacht hatten, und starrte gedankenverloren
vor sich hin.
    Sie hatten für die Nacht kein richtiges Zeltlager
aufgeschlagen. Das wollten sie erst am Ziel ihrer Reise tun, wenn sie
für die Forschungsarbeit praktisch eine ständige Unterkunft
brauchten. Lediglich die Netze waren aufgespannt, um sie vor
Reptilien und lästigen Insekten zu schützen.
    José, Coca und Cantaro schliefen schon. Obwohl auch Olsen
sich wie gerädert fühlte, fand er jedoch keinen Schlaf.
    „Señor?“ Manolito rutschte herum und näherte
sich dem Lager Olsens.
    „Ich möchte dich etwas fragen…“
    „Ja, Señor?“
    Olsen hatte die ersten Worte noch in Spanisch gesprochen, ging
aber nun auf Englisch über, um zu verhindern, daß
José und Cantaro etwas hörten, falls sie doch nicht so
fest schliefen, wie er erwartete. „Wie bist du auf die Idee
gekommen, daß ich – jemand ermordet haben
könnte?“
    Im letzten Augenblick noch wollte er die Frage doch nicht stellen
und schalt sich einen Narren, daß er sich praktisch
Rechenschaft abzulegen versuchte. Was wußte ein Indio schon von
den Dingen, die sich fernab in München abgespielt hatten? Aber
dann war es doch heraus, und er war froh darum.
    „Manchmal – weiß man einfach etwas, ohne
dafür einen Grund nennen zu können. Man fühlt
es.“
    „Und du hast es gefühlt?“
    „Ja.“
    „Du hast auch gefühlt, daß Jorge abspringen
würde?“
    „Ja. Und die anderen werden nachfolgen.“
    „Warum ist das diesmal so, Manolito?“
    Der Indio zuckte die Achseln. „Genau weiß ich das auch
nicht. Das Schicksal vermag keiner richtig zu ergründen.
Schicksal ist es sicher auch, daß unsere Wege sich
kreuzten.“
    „Ja, das kann man wohl sagen. Mir ist aufgefallen, daß
du sehr zielstrebige Wege gegangen bist, die ich normalerweise erst
lange hätte suchen müssen. Warst du schon mal hier,
Manolito?“
    Ein rätselhaftes Lächeln umspielte die Lippen des
Indios. „Schön möglich, Señor.“
    „Was heißt: schon möglich?“
    „Daß ich mich nicht genau entsinne, daß es mir
aber so ist, als wäre ich ein andermal – in einem
früheren Leben – schon mal hier gewesen. Ich fand auf
Anhieb die alten Wege, und ich weiß, was Sie suchen, und ich
weiß auch, daß es das gibt.“
    „Schön, ich nehme diese Dinge mal hin, als wäre es
so, wie du sagst. Was aber hat das alles dann mit Jorges Verhalten zu
tun, was mit José, Coca und Cantaro, die ich für mutig
und tapfer halte – und die mich deinen Worten nach dennoch im
Stich lassen werden?“
    „Das hat mit Mut und Tapferkeit nichts zu tun. Señor.
Die Männer, die Sie jetzt noch begleiten, richten sich ganz nach
ihren Gefühlen. Solange sie überzeugt davon sind, daß
das Unternehmen, an dem sie teilnehmen, sich nicht abträglich
für ihren Körper und ihre Seele auswirken wird, werden sie
bleiben. Umgekehrt: erkennen Sie, daß irgend etwas nicht in
Ordnung ist, daß sie mit diesem Weg ins Ungewisse ein Risiko
auf sich nehmen – werden sie die Konsequenzen ziehen.
Männer wie José, Coca und Cantaro gibt es viele. In ihren
Adern fließt das Blut der Vorfahren. Zwar verdünnt, aber
die Menschen in diesem Teil der Welt, Señor, werden ihre wahre
Herkunft in Kultur und Aussehen niemals verleugnen können. Wenn
sie merken, daß es nicht gut ist, ein Geheimnis zu lüften,
werden sie vermeiden, an der Aufklärung mitzuwirken. Sie
können das nicht begründen, davon bin ich überzeugt.
Sie handeln instinktiv richtig.“
    Was Manolito da aussprach, war hochinteressant.
    „Aber du – Manolito – handelst anders. Demnach
fühlst du auch anders als die Männer, die uns
begleiten.“
    „Das ist möglich. Wahrscheinlich deshalb, weil ich eben
mehr weiß, als sie ahnen.“
    Mit dieser geheimnisvollen Andeutung ging das Gespräch zu
Ende.
    Manolito kehrte an die Feuerstelle zurück.
    Olsen Kay lag noch eine Weile wach und kam zu dem Schluß,
daß er eigentlich genauso weit war wie zu Beginn der
Unterhaltung mit Manolito, und er sagte sich, es sei das beste, der
Dinge zu harren, die da kommen sollten.
    Er schloß die Augen und drehte sich auf die Seite. Wie aus
weiter Ferne registrierte er noch kurze Zeit die Geräusche des
Urwalds und das leise Rascheln, das Manolito verursachte, der am
Feuer hantierte. Dann schlief der Privatforscher ein.
    Tiefe Züge kündeten wenig später

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