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Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen

Titel: Macabros 031: Der Schreckliche aus dem Totenbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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von seinem
Schlaf.
    Da erhob Manolito sich.
    Der Indio warf einen Blick auf den Schlafenden und bewegte sich
dann auf Zehenspitzen auf die drei Träger zu.
    Neben José, der ganz außen lag, ging er in die Hocke.
Manolito knöpfte sein farbiges Buschhemd völlig auf –
und sichtbar wurde ein metallisch schimmerndes Amulett, das an einer
langen Kette hing.
    Auf dem Amulett war eine mehrfach in sich verschlungene Schlange
zu erkennen, die ihr Maul weit aufgerissen hatte und einen
mächtigen Federschmuck auf dem flachen Kopf trug.
    Die fette Schlange mit den hervortretenden Augen glänzte matt
und dunkelgrün.
    Manolito ließ das Amulett über Joses Augen kreisen.
Hinter den Augenlidern des Schlafenden zuckte es. José wurde
unruhig und schlug dann plötzlich die Augen auf.
    Er bewegte die Lippen und wollte etwas sagen, aber kein Laut war
zu hören. Sein Blick wurde starr, und nacktes Entsetzen
glitzerte darin.
    „Hüte dich vor der gefiederten Schlange und vor dem
Schrecklichen aus dem Totenbrunnen, José! Beide gehören
zusammen, und der Echsenleib der Schlange wird dich zerschmettern,
wenn du den Weg durch den Dschungel fortsetzt, um den Fremden zu
leiten. Flieh, José, flieh, solange es noch Zeit für dich
ist!“
    Manolitos Stimme klang leise aber eindringlich, er sprach, als ob
er eine Beschwörung durchführe.
    José schluckte. Er konnte den Blick nicht von dem Amulett
und der grünen Schlange wenden, und was er sah, war dazu
angetan, ihn mit Grauen zu erfüllen.
    Die grüne Schlange bewegte sich zuckend, und ihr
häßlicher, großer Kopf drehte sich hin und her; die
Augen glitzerten kalt. Aus dem Kopf der Schlange schälte sich
ein bleiches Gesicht, das ein Mittelding zwischen Menschenantlitz und
Echsenkopf war. Über den kalkweißen Hinterkopf pflanzte
sich ein steifer, kammähnlicher Aufsatz bis über den ganzen
Schlangenleib hinweg.
    Das scheußliche, abstoßende Gesicht blähte sich
auf wie ein Ballon.
    „Gehorche, José! Der Schlangengott befiehlt es
dir… Kehre zurück!“
    Die schmalen, kreideweißen Lippen bewegten sich, die Stimme,
die der Indio vernahm, war so schaurig, daß er den Atem
anhielt.
    José nickte stumm. Wie eine Marionette richtete er sich
dann auf und vermied dabei, auch nur das leiseste Geräusch zu
verursachen. Er schlug das Moskitonetz zurück, verließ
sein Lager und tauchte in der Dunkelheit des Waldes unter.
    Stumm blickte Manolito ihm nach.
    Die gleiche hypnotische Beschwörung führte der
geheimnisvolle Indio noch zweimal durch. Bei Coca und Cantaro. In
beiden Fällen wiederholte sich das rätselhafte und
gespenstische Ereignis. Zurück blieben der schlafende Olsen, der
von dem nächtlichen Zwischenspiel nichts bemerkt hatte, und
Manolito der mitten in der kleinen Lichtung stand und in die
Dunkelheit starrte. Er verschloß sein Hemd wieder, so daß
das rätselhafte Amulett nicht mehr zu sehen war.
    Dann drehte er sich um, und sein Blick fiel auf den
Schläfer.
    „Wir sind einen großen Schritt weitergekommen“,
murmelte er. „Nun können wir zum Endspurt antreten
Señor…“
    Er erstickte die letzte glimmende Glut mit Erde und
Grasbüscheln und legte sich dann ebenfalls schlafen.
    In seinen Augen leuchtete ein teuflischer Triumph, ehe er sie
schloß.
     
    *
     
    Macabros starrte die Frau an, die am Fuß des Hügels
lag, deren Kleider zerrissen waren – und die nicht von dieser
Welt stammte.
    Auf den ersten Blick war das zu erkennen.
    Macabros näherte sich der Fremden, die von dem lautlosen
Ankömmling bisher nichts gemerkt hatte. Die Fremde war
offensichtlich damit beschäftigt, hinter dem bizarren
Erdhügel Schutz zu suchen und sich ein Lager für die Nacht
zu bereiten.
    Macabros räusperte sich und sah, wie die Fremde bei diesem
Geräusch förmlich erstarrte.
    „Sie brauchen keine Angst zu haben“, sprach er sie an.
Er bediente sich dabei absichtlich der englischen Sprache, weil er
das Gefühl hatte, hier besser verstanden zu werden, als wenn er
sich xantilonischer Worte bedient hätte.
    Die dunkelhaarige Frau mit dem zarten Gesicht und den
großen, sanften Augen stöhnte und wich zurück.
    „Wer sind Sie?“ fragte sie entsetzt, und jegliche Farbe
wich aus ihrem Gesicht.
    „Ich heiße Björn Hellmark“, sagte Macabros
einfach. Er ging auf sie zu und zeigte seine leeren Hände.
„Es geschieht Ihnen nichts. Ich glaube, wir haben das gleiche
Schicksal. Sie sind nicht von dieser Welt! In dem Moment, als ich Sie
sah – Ihre Kleidung. Ihre Gesichtszüge – da war

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