Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
besser,
jede Minute zu nutzen und nicht zu vertrödeln.
Sie brachen auf. Arson ging ihnen voran.
Proviant hatten sie dabei, um gegen jede Eventualität
gewappnet zu sein.
Oft seinem Vater weit voraus, rannte der kleine Taaro, der
quicklebendig war. Unmittelbar neben Arson schritt mit weit,
ausholenden, kraftvollen Schritten Björn Hellmark. In der Mitte
gingen die beiden Frauen und Pepe, und den Abschluß des Zuges
bildete der massige Rani Mahay.
Auf der prachtvollen Glatze des Inders spiegelte sich das helle
Sonnenlicht.
Es kam so etwas wie Frohsinn auf. Jemand stimmte ein Lied an, und
die anderen fielen schließlich summend mit in die Melodie
ein.
Nach eineinhalb Stunden legten sie die erste Pause ein. Die
Landschaft war flacher geworden. Sie befanden sich jetzt mitten in
einem flachen Tal. Dem Sonnenstand nach zu urteilen, hielten sie sich
im äußersten südlichen Zipfel der Insel Xantilon auf.
Als für Björn Hellmark das Geheimnis seiner Herkunft
gelüftet wurde, als er zum ersten Mal von Xantilon hörte,
ahnte er nicht, daß er diesen urzeitlichen Kontinent
tatsächlich mal besuchen und darauf so wunderliche und
gefährliche Abenteuer erleben sollte.
Viel war geschehen und doch – daran mußte er jetzt
denken während er seinen Blick in die Umgebung schweifen
ließ – hatte er nur wenig vollbracht und erfahren. Es war
ihm nicht gelungen, das Zentrum der Schwarzen Priester ausfindig zu
machen. Er hatte nur sehr wenig über die wahren
Hintergründe des bevorstehenden Untergangs erfahren, und er
wußte auch, woran das lag. Zwei Faktoren machte er dafür
verantwortlich: erstens hatten die bereits in und um Xantilon
eingefallenen bösen Mächte ihre Kräfte voll entfaltet,
so daß er sich ganz mit ihnen hatte auseinandersetzen
müssen. Zweitens: es wäre besser gewesen, das Zeitschiff
noch weiter zurück in die Vergangenheit zu versetzen, um den
Beginn der Ereignisse zu studieren.
Doch das war in diesem Fall nicht möglich gewesen und erst
jetzt, im Nachhinein, wurden ihm diese Überlegungen klar.
Doch wenn jetzt alles gutging, gab es vielleicht doch noch mal
eine Möglichkeit, einen zweiten Versuch zu unternehmen.
Da waren die Heiligen Hallen, von denen er gehört, jener
rätselhafte Tempel, von dem Flüchtlinge und Magier
erzählt hatten. Dort gab es einen Herrscher, dem man den
Beinamen ›Toter Gott‹ gegeben hatte. Was hatte es mit
diesem Toten Gott auf sich? Björn wußte auch, daß
das Schwert, in dessen Besitz er gelangt war, das ›Schwert des
Toten Gottes‹ genannt wurde, und ebenso bekannt war ihm,
daß er in dieser fernen Zeit, die er nun als Hellmark besuchte,
schon mal gelebt hatte.
Die Zeit, als der Flüchtlingsstrom sich von Xantilon aus auf
die anderen urzeitlichen Kontinente der Erde ergoß, war die
Zeit der Verwandlung, der großen Veränderung in der
Erdgeschichte gewesen. Die Xantilon-Bewohner hatten einen
Großteil ihres Wissens an andere, auf einer tieferen
Entwicklungsstufe stellenden Völker weitergegeben. Dieses Wissen
ging vergessen, als die reinblütigen Flüchtlinge
ausstarben. Aber die Erinnerung kam wieder. Tausende und Abertausende
von Jahren später. Das Blut der alten Rasse war nicht
untergegangen, die Stimme dieses Blutes machte sich immer
stärker, immer eindringlicher bemerkbar. Und Hellmark, in dessen
Adern das Blut dieser Rasse bisher am reinsten wiedergekehrt war,
wußte auch, daß er schon mal auf dieser Welt in einer
anderen Zeit – nämlich in dieser – gelebt hatte.
Ein Mann namens Kaphoon machte von sich reden. Ein
sonnengebräunter Held, der mit einem magischen Schwert durch die
Lande zog und die Dämonen und Geister besiegte, sah ihm zum
Verwechseln ähnlich. Dieser Mann lebte in dieser Zeit, und es
war er, der schon mal gelebt hatte. Zu gerne hätte er die
Begegnung mit seinem Ich in dieser Zeit gesucht, aber die
Umstände oder die Dämonen hatten es verhindert.
Sie tranken etwas, setzten sich etwa für eine Viertelstunde
hin, dann gab Arson wieder das Zeichen zum Aufbruch.
Taaro, der seine Kräfte durch sein ständiges Rennen
vergeudet hatte, baute zuerst ab. Das war zu erwarten gewesen.
Halb schläfrig wurde er daraufhin abwechselnd von seinem
Vater, von Björn und dann wieder von Rani getragen. So kam man
zügig voran.
Doch dann konnten nach einer weiteren Stunde die Frauen das Tempo
nicht mehr durchhalten. Nun ging es langsamer durchs Tal, dessen Ende
anstieg in eine sanfte, traumhafte Bergwelt, die so faszinierend, so
jungfräulich war, als
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