Macabros 032: Kreatur der Verdammnis
verständigen, auch wenn
Romy Sorano das nicht wollte. Sie brauchte es nicht zu wissen, doch
es geschah zu ihrem eigenen Besten.
Dr. Fimler kam. Man sah ihm sein Erschrecken an, als er die kurz
vor dem Koma stehende Schauspielern erblickte.
Er gab ihr eine Kräftigungsspritze und setzte an Ort und
Stelle noch die Transfusion an.
»Sie sieht ja schlimm aus«, murmelte er, als er die
Wunden, so gut es ging, säuberte. »Ist die Polizei schon
verständigt?«
»Sie hat es mir untersagt, sie zu benachrichtigen.«
Erstaunter Blick. »Aber das ist ein Mordversuch! Wie diese
Frau zugerichtet wurde! Haben Sie den Eindringling gesehen?«
»Nicht genau. Es ging alles sehr schnell. In dem Moment, als
ich unten die Fensterscheibe einschlug und ins Haus eindrang,
mußte er oben durch das Fenster geflohen sein. Ich habe nur
noch seinen Schatten gesehen, der ums Haus verschwand.«
Fimler schüttelte den Kopf.
»Ich kann sie diese Nacht unmöglich allein lassen«,
sagte er ernst. »So geht das nicht.« Er setzte sich mit
einem Hospital in Verbindung und blieb so lange im Haus bis der
Krankenwagen kam und die ohnmächtige Schauspielerin abholte.
Auch Peter Korten blieb solange. Er nutzte die Zeit, das
eingeschlagene Fenster unten notdürftig zu sichern. Er stellte
von innen einfach einen größeren Schrank dagegen und
verschloß somit die Einstiegöffnung.
Die Nacht war still, die Luft mild. Es machte Freude, um diese
Zeit noch einsam am See spazierenzugehen. Bis zu dem Haus, in dem er
seine Unterkunft genommen hatte, waren es knapp vier Kilometer.
Im Schutz der Dunkelheit und der Büsche lauerte die Spinne.
Sie sah, in welches Haus er ging, und sie prägte sich auch das
Gesicht des Mannes ein, den sie nach dem Verlassen des Hauses
ständig beobachtet hatte.
Die Spinne tauchte in der Nacht unter und erreichte unbemerkt den
großen Park, in dem der weiße, unbeleuchtete Bungalow
stand. Die Glastür der Terrasse war nur angelehnt. Die Spinne
drückte die Tür zurück und drang ins Haus ein. Noch
während die schwarzen, behaarten Spinnenbeine die Glaswand
zudrückten, erfolgte die Verwandlung.
Der pelzige Leib glättete sich, die schwarze Farbe
verschwand. Die gezackten Gliedmaßen schrumpften und
verschwanden in der Seite des Leibes, der die vollendeten Formen der
jungen Brasilianerin wieder zeigte. Carminias Kopf wurde sichtbar.
Ihre Haare waren stark zerzaust, und einen Moment lang zeigte sich in
ihren dunklen Augen ein fiebriges Licht.
Nackt, wie sie war, taumelte sie durch das dunkle Wohnzimmer. In
ihrem Kopf rauschte das Blut, und sie nahm alles verzerrt und wie im
Traum wahr.
Carminia Brado lief die Stufen nach oben, suchte ihr Zimmer auf,
und in der tiefsten Tiefe ihres Bewußtseins entstand ein
Gedanke, der ihr sagte, daß etwas nicht in Ordnung mit ihr war.
Sie hatte sich vorgenommen, diese seltsamen Gefühle genau zu
beobachten, dieses Zerren in den Gliedern, das Unwohlsein, die
flackernden, ruhelosen Bilder vor ihren Augen, der schaukelnde Gang,
so daß sie glaubte, auf Eiern zu gehen…
Kraftlos und erschöpft kam sie in ihrem Zimmer an. Mit
schlafwandlerischer Sicherheit fand sie im Dunkeln ihr Bett,
ließ sich einfach darauf fallen und fiel von einer Sekunde zur
anderen in einen tiefen, bleiernen Schlaf.
*
Im Zeitschiff hielten sie sich alle noch kurze Zeit auf. Hier
stärkten sie sich, hier gab es Getränke und gutes Essen.
Die Computer, die die Menüs zusammenstellten, funktionierten
noch einwandfrei. Der Vorrat an Proviant schien hier nie zur Neige zu
gehen.
Die Stimmung konnte nicht besser sein. Sie sahen wieder einen
Silberstreifen am Horizont. Klar und freundlich war der Tag, der
anbrach.
Als sie aus dem Zeitschiff kamen, spannte sich ein blauer,
wolkenloser Himmel über die Landschaft, und eine gewaltige Ruhe
herrschte.
Ein Bild des Friedens.
Doch sie alle wußten, daß dieser Eindruck
täuschte.
Im Moment schienen sich die Geister und Dämonen, die den
Untergang dieser Inselwelt beschlossen hatten, still zu verhalten,
als konzentrierten sie sich auf ihre große Stunde, die
unaufhaltsam näher rückte.
Noch zwei Tage bis zum Untergang.
So hatten die Weisen vor Zeiten schon prophezeit. Die Vorboten
waren eingetroffen. Doch ob sich die Stunde der Katastrophe wirklich
so auf die Minute genau festlegen ließ, bezweifelte Björn
Hellmark.
Das Chaos konnte ebensogut in einer Minute losbrechen wie in einem
Tag oder in einer Woche.
Etwas Genaues wußte niemand. Und so war es schon
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