Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
konnte.
Völlig entgeistert erhob er sich wie von unsichtbaren Fäden
emporgezogen. »Aber diese Leila… heißt in
Wirklichkeit Janina… und Janina ist meine Schwester, die vor
anderthalb Jahren spurlos verschwand!«
*
Macabros’ Blick irrte von dem grobknochigen Long zu der
schlanken Person, die leicht wie eine Feder da vorn auf der
Bühne herumhüpfte, die lachte und freudige Schreie von sich
gab, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriß.
Gleichmäßig und weiß wie Perlen waren die
Zähne der schönen Frau.
Und als Longs Lippen sich jetzt wie im Schmerz verzerrten, sah
Macabros auch die Zähne seines Nebenmannes.
Es war das gleiche Gebiß. Aber damit erschöpfte sich
auch schon die Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Menschen.
Es war, als ob Long seine Gedanken erraten hatte. »Wir sind
Geschwister, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so
aussieht…, sie hat nur eine andere Mutter als ich… eine
Frau aus Haiti… mein Vater hat zweimal geheiratet…
ich…«
Zu weiteren Erklärungen kam er nicht.
Die sich überstürzenden Ereignisse warfen alles
durcheinander.
Hinter dem schützenden Vorhang zur Eingangstür entstand
plötzlich gewaltiger Lärm. Die Tür wurde aufgerissen.
Hart und trocken hallte die Geschoßgarbe durch die Nacht und
zerfetzte den Vorhang.
Schreie… Menschen sprangen in die Höhe. Vorn fiel der
Vorhang.
Der Vorhang zum Eingang geriet in heftige Bewegung.
Eine Gestalt flog röchelnd dagegen, krallte sich mit blutigen
Händen in den Stoff, konnte sich nicht mehr auf den Beinen
halten und stürzte.
Der Vorhang wurde herabgerissen und bedeckte wie ein
blutgetränktes Tuch den reglosen Körper.
Macabros war einer der ersten, die aufgesprungen waren.
Während sich alle anderen Richtung Bühne bewegten oder
instinktiv bei den ersten Schüssen sich auf den Boden warfen,
eilte er auf den Ausgang zu.
Der Mann am Boden war von zahlreichen Kugeln durchsiebt. Blut
sickerte aus Wunden in der Brust und im Bauch.
Die Tür zur Straße stand weit offen. Auch dort lag eine
Gestalt.
Mit aufheulendem Motor beschleunigte ein schwarzer Pontiac und
entfernte sich schnell vom Ort des grausigen Geschehens.
Autos bremsten. Menschen liefen schreiend zusammen. – In der
Ferne hörte man das Sirenensignal eines sich nähernden
Polizeiautos.
Macabros war der erste, der sich neben der zweiten, vor dem
Eingang liegenden Gestalt bückte.
Der Mann war tot. Die Projektile hatten ihm den Leib zerrissen,
und die Blutlache um ihn herum wurde schnell größer.
In der Nähe fiel eine Frau in Ohnmacht.
Macabros’ Kopf flog in die Höhe. Sein Körper
spannte sich. Er lief auf die Straße hinaus und sah in der
Ferne das schwarze Fahrzeug verschwinden.
In der allgemeinen Verwirrung achtete niemand auf ihn.
Der Ätherkörper, der sich in nichts von einem Leib aus
Fleisch und Blut unterschied, löste sich auf – und fauchend
schlug die Luft über der Stelle zusammen, wo Macabros noch eben
gestanden hatte.
*
Eine Meile entfernt materialisierte er am Straßenrand und
beobachtete den schwarzen Wagen, der mit hoher Geschwindigkeit an ihm
vorüberraste.
Es war ein Pontiac. Darin saßen drei Männer, einer
hinter dem Lenkrad, die beiden anderen im Fond.
Für den Bruchteil einer Sekunde nahm Macabros die dunklen
Gestalten wahr. Die beiden Männer auf dem Rücksitz warfen
gerade einen Blick durch die Heckscheibe und hielten Ausschau nach
Verfolgern.
Aber die gab es nicht.
Der Anschlag war blitzschnell und heimtückisch erfolgt, und
ehe die meisten Passanten begriffen, worum es eigentlich ging, hatte
das Fahrzeug sich schon wieder entfernt.
Der Pontiac fuhr noch zwei Meilen weiter, bog dann nach rechts in
eine Straße ab, die scheinbar in die Wüste
führte.
Auf einer leichten Anhöhe lag ein prächtiger, wundervoll
gepflegter Palmenhain, der von einer hohen Mauer umgeben war. Auf das
Anwesen führte ein schweres, schmiedeeisernes Tor, das sich
automatisch öffnete, als der Pontiac davor stand. Über ein
Ultraschallgerät wurde der Mechanismus gesteuert, der das Tor
öffnete und schloß.
Zwischen den Palmen lag ein Bungalow mit Flachdach und einem
beleuchteten Swimmingpool.
Mehrere ausgewachsene Doggen streiften durch den Palmenpark,
reagierten aber bei der Ankunft des Pontiac überhaupt nicht. Das
Fahrzeug und die Insassen schienen sie zu kennen.
Aus sicherer Entfernung beobachtete Macabros, wie der Wagen vor
den Hauseingang rollte. Die Scheinwerfer erloschen. Die drei
Männer
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