Macabros 037: Unter der Dämonenpeitsche
in Luft aufgelöst, wie?«
»So sah es beinahe aus, ja…«, mußte Bill
Hawkins zugeben, und man sah ihm an, daß er sich in seiner Haut
nicht wohl fühlte.
Bevor Fentricelli etwas sagen konnte, fügte der Schütze
schnell eine Beschreibung des Fremden hinzu. Er hoffte, dadurch
glaubwürdiger zu werden. Doch Fentricelli winkte ab.
»Mit deinen Nerven ist etwas nicht in Ordnung, Bill. Ich
werde dich die nächste Zeit bei solchen Aktionen nicht mehr
einsetzen können. Du hast Gespenster gesehen. Ich verlasse mich
auf Gespür und Instinkt meiner Hunde! Deren Sinne sind nicht zu
täuschen.«
Da hatte er recht. Aber Bill Hawkins wußte, daß auch
er recht hatte. Er konnte es nur nicht beweisen, und so schwieg er
betreten.
*
Der Aufruhr legte sich schnell wieder. Es gab Ereignisse, die
gehörten zum Alltag. Hier in der Stadt wurde überfallen,
beraubt und geschossen.
Als die Leichen in Zinkbehältern weggetragen worden waren und
die Gäste des Puppet’s House einstimmig behaupteten,
außer den Schüssen nichts weiter gesehen zu haben, ging
der Betrieb weiter.
Hinter den Kulissen fand noch ein Gespräch zwischen der
Geschäftsführerin – einer gewissen Susan Stratt –
und dem Captain der Mordkommission statt, der allzu gern ein paar
Worte mit Mike Harrison gesprochen hätte.
Doch der war nicht anwesend, und auch Miss Stratt vermochte nicht
zu sagen, wann er wieder käme und wo er sich zur Zeit aufhielt.
Bei Harrison wisse man das eben nie so genau. Er sei ein
vielbeschäftigter und vielreisender Mann.
Unverrichteterdinge zog der Captain wieder ab, von Reportern und
Journalisten umlagert. Er verweigerte an Ort und Stelle jede weitere
Auskunft und bat die Herren für den kommenden Morgen in sein
Office, wo er sich über den Stand der Dinge informieren
wolle.
Der Captain ließ sich müde und nachdenklich in die
Polster seines Sitzes fallen und fuhr zum Headquarters
zurück.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Wagen mit den beiden
Zinksärgen auf dem Weg ins Leichenschauhaus.
Die Fahrer lieferten ihre makabre Fracht dort ab.
Die Särge wurden in die Kühlschränke geschafft. An
beiden Behältern befanden sich Anhänger, welche die Namen
der Toten trugen. Anhand der Ausweispapiere, die sie bei sich gehabt
hatten, wußte man, daß es sich um einen gewissen James
Tuner und einen Ian Field gehandelt hatte.
Woher Tuner und Field stammten, darüber wußte man
nichts Näheres, und man wußte auch nicht, ob sie hier in
der Stadt Verwandte und Bekannte hatten.
Fest stand nur, daß sie zum Stab des Puppet’s House
gehörten und Mike Harrison sie mit in die Stadt gebracht
hatte.
Der diensthabende Angestellte löschte das Licht in dem
kahlen, unpersönlichen großen Saal. Durch die winzigen
Fenster unterhalb der Decke, die mehr wie Luftschächte wirkten,
fiel fernes Licht von den unzähligen Reklameschildern, tauchte
die Decke in eine Mischung aus Grün und Rot und Blau, war aber
nicht in der Lage, die Schatten in der kalten Halle zu
vertreiben.
Als die Tür ins Schloß klappte, herrschte wieder jene
unheimliche Ruhe, die Friedhöfen und Leichenhäusern eigen
ist.
Hier lebte niemand mehr, hier atmete niemand.
Aber doch… da…
Etwas bewegte sich.
Aus der finsteren Ecke im Hintergrund löste sich eine Gestalt
und verließ den Schatten. Der Mann, der sich den beiden eben
angelieferten Zinksärgen näherte, war niemand anders als
– Macabros, Björn Hellmarks Zweitkörper.
*
Er hatte sich zu diesem ungewöhnlichen Schritt sehr spontan
entschlossen.
Schuld daran war Al Nafuur, sein geheimnisvoller Geistführer,
dessen Seele und Geist in einem Reich zwischen Diesseits und Jenseits
existierte, und der von Fall zu Fall Kontakt mit ihm aufnahm.
Ursprünglich war es in seinem Sinn gewesen, nochmals in das
Puppet’s House zurückzukehren und mit Frank Long über
dessen Wahrnehmungen zu sprechen.
Al Nafuur hatte ihn daran gehindert.
›Ich kann mir vorstellen, daß es dir dort tausendmal
besser gefällt als ein Besuch im Leichenhaus‹, hatte die
telepathische Botschaft sein Bewußtsein erreicht. ›Aber
ich glaube, es ist doch wichtig, daß du dich darüber
informierst, wer da wirklich in den Särgen liegt…‹
Al Nafuur schien wieder mal mehr zu wissen, als er zu erkennen
gab.
Björn Hellmark, der in Genf am Tisch seines Arbeitszimmers
saß, der völlig ruhig und entspannt mit halbgeschlossenen
Lidern die Briefseite registrierte, ohne die Zeilen noch
wahrzunehmen, fragte sich im stillen, was
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