Macabros 040: Tal der tausend Foltern
lassen, um euch zu beweisen, daß mein Verdacht
damals berechtigt war daß Somschedd existierte wie Ramses und
Moses, wie Nofretete und Tut-Ench-Amun. Am Telefon konnte ich nicht
darüber sprechen. Ihr hättet das nächste Krankenhaus
angerufen oder das nächste Nervensanatorium und mich in einer
Zwangsjacke abholen lassen. Ich bin euch dankbar dafür,
daß keiner auf eine solche Idee gekommen ist. Ich habe
gewußt, daß ich mich auf euch verlassen kann.«
Er ging in den großen Mumiensarg. Im unteren Ende gab es ein
schmales, kunstvoll verziertes Brett, auf das er sich bequem stellen
konnte.
Lee Brown lächelte versonnen. »Leider kann ich immer nur
einen Begleiter mitnehmen. Ich werde ihn in der Vergangenheit
absetzen und wieder zurückkommen, um den nächsten zu holen.
Wer hat Lust und Mut, mitzukommen? Denkt daran, daß euch
niemand mehr ein solch verlockendes Angebot machen kann, die
Vergangenheit aus eigener Ansicht kennenzulernen. Eine Reise durch
Raum und Zeit… haltet euch vor Augen, was diese Nacht für
euch bedeutet. Wir werden England verlassen – und im
Ägypten des Jahres 4000 vor Christi ankommen.
Und zwar in der Nacht vor der Verurteilung Somschedds und vor
seiner Gefangennahme. Somschedd hatte sich vorgenommen, mit der
verborgenen Zeitmaschine in einen anderen Raum und eine andere Zeit
zu fliehen, möglicherweise zu dem
›Scharlachroten‹.«
»Aber das konnte er doch nicht«, fiel Spencer ein.
»Die Zeitmaschine war doch nicht mehr da.«
Brown kicherte. »Du hast es erfaßt. Ich hatte ihm die
Zeitmaschine in der Nacht davor entwendet und hierhergebracht.
Verrückt, was?«
Die Freunde sahen sich begriffsstutzig an. »Kommt ihr mit dem
Hin und Her von Zeit und Raum zurecht?« fragte Sean.
»Hören wir was er uns zu erzählen hat«, schlug
Spencer vor. »Irgendwann wird uns schon der Knopf
aufgehen.«
»Ich darf euch daran erinnern, meine lieben Freunde«,
lächelte Brown, »daß ihr euch immer über meine
Suche nach Somschedd lustig gemacht habt. Ich mußte daher meine
Versuche, den geheimnisvollen Mann zu finden, streng geheimhalten.
Wie ihr seht, ist mir das gelungen. Das Grab Somschedds habe ich vor
mehr als drei Jahren gefunden. Nach Wochen entdeckte ich diesen
Mumiensarg in der Geheimkammer. Es hat ein Jahr gedauert, bis ich ihn
in alle Einzelteile zerlegt und hierher in den Keller des Museums
geschafft hatte. Dann verging wieder eine lange Zeit, bis ich ihn
wieder zusammengesetzt und die Hieroglyphen und Symbole hier an den
Wänden enträtselt hatte.«
Er zeigte auf die Kreise. Dreiecke, Parabeln und Symbole auf der
grauen Innenwand des Mumiensarges.
»Sie haben mir darüber Antwort gegeben über Zweck
und Sinn dieser Zeitmaschine und über die Möglichkeit, sie
zu bedienen.«
»Und dann bist du vor vierzehn Monaten gestartet?«
fragte Walter atemlos.
»Ja«, gestand Lee, »und ich kam an im Jahre 4000
vor Christi in der Pyramide des Somschedd. Und zwar einige Tage vor
seiner Verurteilung. Er war aber schon in Gefangenschaft, und ich
konnte ihn nicht sprechen. Aber ich war doch gekommen, um alles
über diesen geheimnisvollen Priester zu erfahren. Was
hättet ihr getan?«
»Dumme Frage!« lachte Sean, »du warst doch an der
Quelle. Du brauchtest doch nur herumzuhorchen.«
Brown schüttelte den Kopf. »Ich hatte etwas viel
Besseres. Ich hatte die Zeitmaschine. Ich hab mich
zurückversetzt in Somschedds Kindheit. Dann in seine Jugend. Und
so durchlebte ich als Zeuge sein ganzes Leben, bis zu dem Tag seiner
Verurteilung. Aber ich kam zu spät.«
»War er schon tot?« fragte Walter gespannt.
»Ich kannte ja damals hoch nichts von seinen
Plänen«, gestand Brown bekümmert. »Ich
wußte ja nicht, daß er sein Grab verlassen wollte, um mit
der Zeitmaschine in die Vergangenheit zum ›Scharlachroten‹
zu fliehen. Ohne es zu wissen, hatte ich seinen Plan
durchkreuzt.«
Die drei verstanden nicht sofort. Spencer forschte: »Was
willst du damit sagen? Wieso zu spät?«
»Als er in die Geheimkammer hinabstieg«, erklärte
Brown, »war seine Zeitmaschine nicht mehr da. Ich hatte sie ihm
entführt.«
»Aber du konntest sie ihm doch…«, meinte Sean.
»Ich konnte eben nicht«, unterbrach ihn Lee hart.
»Er war verschwunden. Niemand wußte wohin. Aber eines
wußten alle: er haßt mich, ohne zu wissen, wer ich bin.
Er wird sich an mir rächen.« Lee richtete sich auf und sah
seine Freunde an. »Darum bin ich zurückgekommen. Ich
brauche Hilfe. Wollt ihr mir helfen, Somschedd zu
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