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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zu träumen.
    Er sah sich unvermittelt in eine andere, nie gesehene Welt
versetzt.
    Vergessen war das Geschehen im Tal der seltsamen Bäume,
vergessen waren die Fluggeschöpfe und der Luftwirbel, mit dem es
eine bisher nicht erklärbare Besonderheit haben mußte.
    Nur ein Gedanke erfüllte noch das Unterbewußtsein des
Ohnmächtigen, Träumenden: du mußt nach Tschinandoah!
Nichts auf dem Weg dorthin darf mich aufhalten.
    Und der quälende Gedanke an Tschinandoah mußte es sein,
der bewirkte, daß Macabros sich über dem Körper des
Zusammengebrochenen auflöste und durch die düsteren
Wände wie ein Geist verschwand.
    Im nächsten Augenblick sah Björn Hellmark sich im Traum
auf einer endlosen Straße, die kerzengerade in eine
unübersehbare Ferne führte. Die Straße war
gesäumt von fahlen, abgebrochenen Säulen. Eine müde
Sonne stand im Zenit und spendete ein verlöschendes, rotes
Lichts, das kaum noch imstande war, den Tag zu erhellen.
    Die Luft war kalt und schnitt wie ein Messer in die Haut.
    Eine unheimliche Stille lag über dieser fremden Welt. Kein
Vogelzwitschern, kein Tier… kein Insekt schwirrte durch die
Luft. Alles lag leer, trostlos und ausgestorben vor dem einsamen
Wanderer.
    Die Landschaft zu beiden Seiten der geraden Straße war kahl
und öde. Vereinzelt wuchsen mickrige, blattlose Sträucher,
die schwach und krank aussahen. Der Boden zu beiden Seiten der
Säulenstraße war rissig und trocken. Tiefe Einschnitte
zeigten sich, die in den Bauch der Erde führten.
    Der Boden war aufgeplatzt wie eine reife Frucht.
    Er sah aus wie eine ausgedörrte, harte Sandfläche, die
unter den sengenden Strahlen der Sonne ständig weiter
aufplatzte.
    Aber die Sonne, die er sah, konnte ein solches Voranschreiten
nicht bewerkstelligen.
    Er kam sich vor wie in einer Welt, die im Sterben begriffen war.
Ein uralter, sterbender Planet lag unter seinen
Füßen…
    Die Tümpel jenseits der Säulenstraße waren rissige
Mulden, in denen Staub lag. Die Flußbetten enthielten keinen
Tropfen Wasser mehr. Schlangengleich wanden sich zerklüftete
Flußläufe durch die öde Landschaft Sie erinnerten an
Schluchten, in denen man zu Tode stürzen konnte.
    Der einsame Wanderer verließ die Straße und ging
über den rissigen, harten Sandboden.
    Der Träumer schwebte darüber hinweg, um nicht in den
gewaltigen Schluchten zu versinken, die sich vor ihm
ausbreiteten.
    Er erreichte schließlich das Ende der Straße. Die
mündete durch ein riesiges Tor, das ruinenhaft nur noch einen
halben Bogen bildete. Dahinter breitete sich auf terrassenartigen
Flächen eine Stadt aus, in der es Paläste, schlanke,
himmelragende Türme, wunderschöne Säulenarkaden und
weiße Marmorgebäude – gegeben hatte.
    Jetzt waren nur noch Reste übrig, faszinierende Zeugnisse
einer großen Stadt.
    Björn Hellmark sah sich im Traum unter dem halben Bogen eines
der Stadttore stehenbleiben.
    Von allen Seiten führten großartig angelegte
Straßen und Wege zu den einzelnen Terrassen. Der höchste
Punkt wurde durch einen mehrtürmigen Tempelpalast gebildet, der
eine gewaltige Ausdehnung hatte und die oberste Terrasse der
geheimnisvollen Stätte einnahm.
    Noch mehr fiel ihm auf…
    Auf den untersten Terrassen lagen endlos viel Steine. Sie waren
groß und dunkel, schimmerten wie geschliffener Onyx. Die Steine
wiesen seltsam bizarre Formen auf. Manche waren bearbeitet, als
hätte ein großer Künstler hier unter freiem Himmel
seine Werkstatt gehabt. Mit etwas Phantasie konnte man sich leicht
vorstellen, daß einige Formen Köpfe darstellten, die noch
nicht fertig aus den Blöcken herausgearbeitet waren. Andere
Steine wieder wiesen Umrisse von geduckten Leibern, angezogenen Armen
und Beinen auf.
    Der Fremdling in dieser Stadt konnte sich nicht vorstellen, was
für eine Bedeutung das alles hatte. Es schien, als wäre der
begnadete Bildhauer urplötzlich aus seiner Arbeit herausgerissen
worden.
    Die Stadt war leer. Die Bewohner schienen sie urplötzlich
verlassen zu haben.
    War es zu einer plötzlichen kosmischen Katastrophe gekommen,
die jede Lebensform hinweggerafft hatte? Wann war dieser Zeitpunkt
gewesen? Alles wies darauf hin, daß dies schon lange
zurücklag.
    Wenn nur organische Substanzen vernichtet worden waren, dann
mußten seitdem Jahrtausende vergangen sein. Die Paläste
und Marmortempel, die Tore, Säulen und Türme hatten nicht
in so kurzer Zeit zerfallen können.
    Das große Rätsel ließ ihn nicht los.
    Er wälzte ununterbrochen Gedanken, kam jedoch zu

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