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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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aber nicht nur aufeinander los,
mähten nicht nur im Weg stehende Säulen wie Grashalme um
– sondern rollten auch die terrassenartigen Anlagen der Stadt
empor.
    Sie jagten auf den einsamen Beobachter aus einer anderen Welt zu.
Sie waren von Vernichtungsdrang erfüllt.
    Jeder Mensch aus Fleisch und Blut wäre hier nicht mehr in der
Lage gewesen, sich in Sicherheit zu bringen. Die Steine rollten und
polterten von allen Seiten auf ihn zu.
    Sie hätten ihn zermalmt, wäre er nicht aus einer
feinstofflichen Substanz gewesen.
    Macabros verschwand wie ein Geist von der hohen Terrasse vor dem
Tempel. Er benötigte mit diesem Geistkörper keinen festen
Boden unter den Füßen.
    Aus der Luft wurde er Zeuge des Untergangs der Stadt, die
Tschinandoah hieß, und die er am Ende ihrer Zeit kennengelernt
hatte.
    Terrassen rutschten weg und begruben Gesteinsmassen unter sich.
Einzelne Quader aus Bauten lösten sich heraus, als würden
sie von irgend etwas magnetisch angezogen. Die Quader machten sich
selbständig. Die durchlöcherten Wände stürzten
krachend ein.
    Riesige Marmorplatten wurden zu Staub. Säulen und
Gesteinsbrocken fielen übereinander her, zurück blieb eine
Stätte der Verwüstung.
    Die durch die Luft segelnden Brocken wurden zu Bomben, die auch
entfernt liegende Tempel und Türme erreichten.
    Tschinandoah ging im Chaos der entfesselten Elemente unter.
    Das Grollen verhallte, die dumpfen Schläge verebbten.
    Aus der Ferne eines anderen Raum-Zeit-Kontinuums lenkte und
steuerte ein schweratmender, erschöpfter Björn Hellmark
seinen Zweitkörper. Mehr als einmal sah es aus, als ob er
Macabros nicht mehr länger aktiv halten könne.
    Hellmarks Puls raste. Kalter Schweiß perlte auf seiner
Stirn, seine Haut wirkte fahl und schlecht durchblutet. Seine ganze
Kraft strömte Macabros zu, um den Untergang und das Ende
Tschinandoahs abzuwarten. Es war keine Neugierde, die ihn veranlagte,
das Letzte aus sich herauszuholen.
    Er hoffte noch immer auf einen Hinweis, einen Fingerzeig, der eine
Wende für Tschinandoah oder für ihn bedeuten konnte.
    Und er irrte sich nicht!
    Feenhaft sanft klang eine Stimme auf, als die Stille sich wie ein
Leichentuch über die Stätte der Vernichtung senkte.
    Eine der Dienerinnen sprach zu ihm. Die letzte, mit dem seltsam
gefärbten Haar.
    »Das ist das Ende der Zukunft für Tschinandoah. Zu einem
anderen Zeitpunkt hättest du kommen müssen – aber
selbst in der Zukunft hast du den nicht mehr erreicht, der dir unter
Umständen einen Hinweis auf die Tage hätte geben
können, für die du deine Ankunft hier geplant
hattest.«
    »Wer ist das?«
    »Wer war er, muß die Frage lauten… Sein Name ist
Zavho.«
    »Wo ist er jetzt?«
    Macabros’ Ätherkörper wirkte schon halb
durchsichtig. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis seine
Gegenwart nicht mehr möglich war, bis er sich mit seinem
Originalkörper erst so weit wieder erholt hatte, daß er
Macabros erneut aktivierte.
    »Nicht mehr unter den Lebenden. Zavho war als Kenner der
Geheimen Mächte als solcher unsterblich. Das wußte
Molochos, und so machte er ihn sterblich – auf seine Weise. Er
holte Zavho ins Jenseits, wo Heulen und Zähneknirschen zu Hause
sind, wo seine dämonischen Teufelsdiener sich an den Qualen
derer erfreuen, die dort im Hades ihr Leben fortsetzen
müssen… Hole Zavho zurück aus den Klauen der
Teufelswächter und du wirst erfahren, wo die Rolle mit den
Geheimnissen sich befindet und was du unternehmen mußt, um doch
noch zu dem Schrein zu kommen, den du so spät erreicht
hast…«
    Eine Flut von Fragen schwemmte Hellmarks Geist in das
ätherische Bewußtsein seines Zweitkörpers. Doch er
konnte nicht eine einzige mehr stellen.
    Macabros verschwand.
    Schwach und müde fiel Hellmark auf sein Lager zurück,
und sein Geist sackte traumlos weg.
     
    *
     
    Plötzlich vernahm er draußen vor der Zellentür ein
Geräusch.
    Mahay war sofort hellwach.
    Er schlug die Augen auf.
    Ein unruhig auf und ab tanzendes Licht spielte in der
Türritze.
    Dann wurde geräuschvoll die kleine Klappe in Augenhöhe
geöffnet Flackerndes, scharlachrotes Licht fiel durch die
Öffnung.
    Im ersten Moment glaubte der gefangene Inder, jemand würde
von draußen eine kleine Lampe an das Guckloch halten.
    Dann sah er, daß es ein Auge war, das sich an das Loch
preßte. Ein Auge, das nicht in ein menschliches Gesicht
gehört.
    Der kurze Blick ereignete sich so schnell, daß er gar nicht
dazu kam, Einzelheiten zu registrieren.
    Er vernahm ein

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