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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Frauen wirkten schemenhaft, als
riskierten sie nicht, ihre steinerne Hülle völlig
abzustreifen.
    Macabros registrierte jedoch, daß sie unterschiedliche
Haarfarben trugen.
    Zwei waren von hellem Blond, zwei tief schwarz, zwei
kastanienbraun – und die siebte trug das Haar in einer Farbe,
die er nie zuvor gesehen hatte und die es auf der Erde nicht gab.
    Sie glich keiner ihm bekannten Farbe.
    Es war etwas ganz Neues, nie Dagewesenes.
    Irritiert und nachdenklich entfernte Macabros sich von den sieben
Säulen, die vor dem Tempeleingang standen.
    Er hatte noch versucht, das Gespräch mit den sieben
Schönen zu vertiefen, aber über Verallgemeinerungen war er
nicht hinausgekommen. Fragen konnte er nicht an sie richten. Sie
konnten sie ihm nicht beantworten, wie die erste der wahren
Dienerinnen ihm das bereits angedeutet hatte.
    Er glaubte jedoch erkannt zu haben, daß es den Versteinerten
ernsthaft darauf ankam, daß er den Tempel betrat und sich
selbst ein Bild von den Dingen machte. Es war zu vermuten, daß
von den sieben Tempelwächterinnen eine gewisse Unruhe und
Nervosität ausging.
    Hing das damit zusammen, daß er doch noch hier eingetroffen
war, wenn auch zu spät?
    Diesen seltsamen Widerspruch begriff er zunächst nicht.
    Er betrat den weiten Tempel.
    Das Dach war lichtdurchlässig, und die glutrote Farbe des
Himmels lag über ihm und wirkte durch den facettenreichen
Schliff noch stärker und erdrückender.
    Lange Altäre zogen sich an den Innenwänden entlang.
Riesige, hauchzarte Porzellanvasen und Krüge lagen zerschmettert
auf oder vor den Altären, als hätten Rabauken hier ihrer
sinnlosen Vernichtungswut freien Lauf gelassen.
    Den Mittelpunkt des Tempels bildete eine massige Säule, die
einen Durchmesser von gut fünf Metern hatte und die wie ein
Tisch wirkte. Die Säule war blank geschliffen und etwa
eineinhalb Meter hoch.
    Genau dem Eingang zugewandt befand sich in dem Säulentisch
eine Klappe, deren Ränder mit einem vergoldeten
Mäandermuster verziert waren.
    Macabros ging auf die Säule zu.
    Er erinnerte sich der Worte Al Nafuurs, seines unsichtbaren
Geistführers aus einem jenseitigen Reich. Der meinte es gut mit
ihm, der hatte ihn seinen Möglichkeiten entsprechend eingeweiht.
Der hatte ihn gewarnt, die »Puppe des Somschedd« in
irgendeiner Weise zu benutzen.
    Das würde seine Mission in frage stellen.
    Und je intensiver er über die bisherigen Ereignisse
nachdachte, desto klarer glaubte er zu erkennen, daß das
Schicksal ihm einen bösen Streich gespielt hatte. Wie ein
Anfänger war er ahnungslos in eine Falle gestolpert – in
eine Falle Molochos’, der natürlich alles in Bewegung
setzen mußte, um seinen Todfeind ins Abseits zu
drängen.
    Molochos konnte nicht tatenlos zusehen, wie er hierher kam, um
einen Plan zu übernehmen, der seiner Vernichtung gleichkam.
    Macabros richtete den Blick nach oben.
    Die Farbe des Himmels war dunkelrot geworden, und schwarzrote
Schatten wanderten über die rissigen Altäre, den
Marmorboden und die glatten Wände.
    Es wurde draußen jetzt schnell dunkel. Die kleine rote,
kraftlose Sonne verschwand hinter dem Horizont.
    Macabros stand vor dem Säulentisch, und seine. Finger glitten
über die erhaben vorspringende steinerne Klappe.
    Darin lag die Botschaft, die nur er lesen konnte, die für
einen anderen keinen Sinn ergab!
    Er drückte seine Hand stärker gegen die Klappe, und die
schwang leise knirschend nach außen.
    Ein zylindrischer Hohlraum lag dahinter.
    Der Behälter wurde durch ein geheimnisvolles Licht, das aus
den Innenflächen der Säulenwand kam, erhellt.
    Macabros duckte sich, um das Behältnis genau unter die Lupe
zu nehmen.
    Es war – leer. Die Rolle war verschwunden. Molochos’
Geheimnis war nicht in seine Hände gelangt, sondern zu einem
anderen Zeitpunkt in die eines ändern!
    Das zukünftige, sterbende Tschinandoah, das er kennenlernte,
hatte keine Botschaft mehr für ihn!
     
    *
     
    »Zu spät! Du kamst zu spät! Wir können dir
nicht mehr helfen – aber dein Eintreffen hier, die Tatsache
deines Besuchs, hat das Band zerrissen, das uns kettete. Und
dafür danken wir dir! Wir haben auf dich gewartet – und du
bist gekommen.«
    Elfenhafte, zarte Stimmen webten durch die Weite des Tempels.
    Macabros sah die sieben schönen Dienerinnen durch den Eingang
kommen. Sie bewegten sich mit einer Leichtigkeit und einer
Langsamkeit, die ihn an die Bewegungen einer Zeitlupenaufnahme
erinnerten.
    »Unsere Seelen sind frei, unser Dasein als Stein, das

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