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Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben

Titel: Macabros 041: Tschinandoah - wo die Steine leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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nie
geendet hätte – wurde durch deine Ankunft unterbrochen. Es
tut uns leid, daß wir nichts für dich tun können
– daß du aber soviel für uns getan hast.«
    Da verstand er seine Mission in einem anderen Licht.
    Die geheimnisvolle Auswirkung der »Puppe des Somschedd«
hatte in Verbindung mit Molochos’ Geist das ursprüngliche
Bild Tschinandoahs verändern können. Aber den Mächten
der Finsternis war es nicht gelungen, die geistige Basis dieser
geheimnisumwitterten Stadt, die eine Sonderstellung hatte, vollends
zu zerstören.
    Es gab noch eine ausgleichende Kraft, die dann eintrat, wenn
bestimmte Voraussetzungen geschaffen waren. Diese Dinge aber
passierten zufällig… es kam jetzt für ihn darauf an,
die Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, um vielleicht noch
mehr für die Geschädigten und für sich
herauszuschlagen.
    Die sieben schönen Frauen waren alle gleich gekleidet.
    Ihrer samtenen Haut entströmte ein verlockender Duft.
    Sie lächelten ihm zu. Die schlanken Hände streckten sich
nach ihm aus, als wollten sie ihn berühren. Doch zu dieser
Berührung kam es nicht mehr.
    Die eben noch stofflichen Leiber wurden zu nebligen Schatten und
schließlich zu Geist. Sie stiegen empor, waren nicht mehr an
die Schwerkraft dieser Welt gebunden – und verschwanden zu sich
auflösendem Nebelgespinst in dem Facettendach des Tempels.
    Sechs Dienerinnen waren im nächsten Moment verschwunden, nur
die siebte stand noch vor ihm. Es war die mit der unbeschreiblichen
Haarfarbe.
    »Flieh!« wisperte sie ihm zu. »Denn mit unserem
Auszug ist Tschinandoahs Ende gekommen. Die Stadt wird untergehen,
die Steine, die zurückgeblieben sind, werden sich selbst
zerstören, und sie werden alle verfolgen, die sich jetzt noch in
Tschinandoah aufhalten. Nimm auch meinen Dank entgegen! Nur der, der
die Schriftrolle mit Molochos’ Geheimnis holen wollte, konnte
die geistigen und seelischen Fesseln durchschneiden, die uns banden.
Uns erwartet nicht der Tod – sondern die Freiheit des Geistes,
die auch Molochos für uns zumindest nicht mehr einengen kann.
Und so gibt es eine Hoffnung, Kaphoon: Nichts ist endgültig.
Wenn unser Geist geläutert ist und wir in der geistigen
Sphäre, in der wir uns künftig bewegen werden, mehr
erkennen als hier – lassen wir es dich wissen. Damit du zu dem
Erfolg kommst, den wir dir wünschen…«
    Ihre Umrisse zerflossen. Ihr Körper schwankte wie ein
dünnes Rohr im Wind und schwebte dann vergehend empor.
    Es war, als wäre damit das Signal gesetzt worden, Dinge in
Gang zu bringen, von denen er eben erstmals hörte.
    Dumpfes Grollen und tosendes Brüllen erfüllte
plötzlich die Luft.
    Ein Rumpeln und Poltern wurde daraus, das sich anhörte, als
würden sämtliche Steine in der Stadt in Bewegung geraten,
als würden selbst die Säulen über die Terrassen und
durch die Straßen rollen.
    Macabros erinnerte sich der Worte der letzten Tempeldienerin und
stürzte nach draußen.
    Die erste Veränderung, die er wahrnahm: der Platz vor dem
Tempel hatte sich verändert.
    Die sieben Säulen waren verschwunden!
    Die in rotschwarzer Düsternis liegende Stadt aber war in
Aufruhr geraten.
    Säulen kippten um – und begannen ein eigenständiges
Leben. Sie rollten in immer schneller werdendem Tempo durch die
Straßen, über die Terrassen.
    Doch das war noch nicht alles.
    Auch die riesigen, onyxartigen Gesteinsbrocken, die Macabros
überall in dem verlassenen Tschinandoah entdeckt hatte, waren
mit geheimnisvollem Leben erfüllt.
    Die schwarzen Gesteinsbrocken richteten sich zum Teil auf.
Säulenartige Beine ragten aus ihnen heraus, aus anderen wiederum
schoben sich teleskopartig Arme und griffen gierig nach vorn.
    Ein wahnwitziger Geist brachte hier etwas in Gang, was ein
normaldenkendes Hirn sich kaum vorzustellen wagte.
    Tschinandoahs Einwohner, durch dämonisch-magische Kraft zu
Stein geworden – voluminös aufgebläht – folgten
dem Taktstock ihres unsichtbaren Meisters.
    Die Steine preschten teilweise aufeinander zu, und es gab
krachende, berstende Geräusche, als sie aufeinanderprallten,
scharfkantige Brocken sich lösten und wie Geschosse durch die
Luft schwirrten.
    Und diese Teile wiederum führten ihr eigenes Leben, gerieten
in Bewegung und nagelten wie überdimensionale Eiskörner vom
Himmel herab, an dem die Sonne gegen den Uhrzeigersinn aus dem Westen
wieder aufstieg und sich als dunkelrot glimmende Scheibe ruckartig
bewegte, ohne eine weitere Lichtausbeute zu schaffen.
    Die riesigen Steine preschten

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