Macabros 045: Das Geheimnis der grauen Riesen
Und in seiner Fähigkeit, sich zu verdoppeln.
Das machte er auch.
Er ließ Macabros materialisieren, als er merkte, daß
der Luftstrom ihn traf.
Aber jetzt war es kein Sog mehr. Jetzt war es ein Druck.
Der Wind, der durch die staubaufgewirbelte Luft jagte, heulte und
pfiff und hatte damit ein ganz anderes Geräusch als vorhin.
Das Ungetüm atmete aus!
Ungeheure Luftmassen peitschten den Sand, und die Bäume nun
in die entgegengesetzte Richtung. Hellmark wurde durch die Luft
gerissen wie ein welkes Blatt.
Macabros griff zu, um das schlimmste zu verhüten.
Er hielt Hellmark, war aber selbst nur ein Objekt, das vom Sturm
davongetragen wurde.
Orkanartig brach er über sie herein.
Björn konzentrierte sich noch darauf, Macabros kurzerhand an
einen anderen, fernen Ort zu versetzen, wo der durch das Ausatmen des
Ungetüms hervorgerufene Sturm nicht mehr wirksam war.
Wie von einer Riesenfaust gepackt, schlug er da auch schon voll
mit dem Hinterkopf gegen etwas Hartes.
Ein Berg? Eine Wand?
Björns Schädel dröhnte, und er meinte, der Kopf
würde ihm von den Schultern gerissen.
Macabros riß den vor Schmerz halb ohnmächtigen
Körper noch herum. Voll traf sie der orkanartige Sturm, trieb
ihnen Sand und abgerissene Blätter und durch die Luft wirbelnde
Insekten ins Gesicht.
Hellmark stürzte nicht. Macabros hielt ihn fest.
Björn blieb die Luft weg. Der Sand drang in Nase und Augen,
in Ohren und Mund. Er mußte husten, schlug die Hände vor
das Gesicht und drehte sich ab.
Halb ohnmächtig zog Macabros ihn hinter die Felswand, vor der
sie angekommen waren. Pfeifend und den lockeren gelben Sand weiter
aufwirbelnd, strich der Wind um sie herum, ohne sie jetzt noch weiter
ernsthaft belästigen zu können.
Björn wußte nicht, wo er war. Macabros erkannte einen
dunklen, niedrigen Höhleneingang, den er instinktiv aufsuchte,
weil er sich dort einen Schutz versprach.
Zarte Nebelschwaden schwebten von dort heraus, mischten sich mit
dem heftigen künstlichen Wind, der sie zerfetzte und
davontrug.
In der Höhle war der Wind nicht mehr spürbar.
Macabros zog Hellmark tief hinein. Der Nebel war durchsichtig, und
im Innern der Höhle herrschte nicht die erwartete Finsternis.
Deutlich ließen sich die Umrisse der Wände und
Felsenvorsprünge ausmachen.
Hellmark atmete tief durch und versuchte die Schmerzen zu
übergehen, die Kopf- und Nackenbereich betrafen.
Er fühlte sich außer Gefahr, und Macabros
entmaterialisierte.
Björn lief noch einige Schritte tiefer in die Höhle
hinein, die sich in zahlreiche kleinere Kavernen aufteilte.
Der Nebel umfloß ihn wie ein zarter, ihn abtastender
Luftzug. Dem Nebel haftete ein Duft an, den er erst nach mehrmaligem
Einatmen registrierte.
Aber da war es auch schon zu spät.
Wie ein Strom stieg etwas in sein Hirn.
Er fühlte sich seltsam leicht und beschwingt, und die
Schmerzen, die er eben noch hatte, waren wie weggeblasen.
Das war das erste Stadium.
Als er noch darüber nachdachte, wieso die Luft hier im Innern
des wie aus dunklem, geschmolzenem Glas wirkenden Höhlenreiches
eine solche Wirkung zeigte, begann bereits das zweite Stadium.
Hellmark merkte, daß es ihm schwerfiel, einen Fuß vor
den andern zu setzen.
Er taumelte – und stürzte.
Vor ihm aus dem Boden quoll milchiger Nebel, der hier in
unmittelbarer Bodennähe nicht durchsichtig war, es aber in einer
Höhe von etwa zehn Zentimetern wurde.
Schwer und süß war der Duft, den er mit jeder
Geschmacksknospe seiner Zunge und mit seinen Schleimhäuten
aufnahm.
Er vergaß Umwelt und Bestimmung und dachte nicht mehr an
eine Gefahr.
Wie eine Droge erfüllte ihn die Wirkung des Dunstes, und wie
eine Droge machte sie ihn schläfrig. Gegen die aufkommende
Schwere in seinen Gliedern und die Müdigkeit in seinem Hirn
konnte er sich nicht zur Wehr setzen.
Seine Hände rutschten über den glasartig geschmolzenen
Boden. Hellmark registrierte in der Tiefe seines Bewußtseins
ein Alarmsignal. Er mußte daran denken, daß das
gigantische Ungeheuer seine unglaubliche Körpermasse doch noch
in Bewegung gesetzt und die gewaltige Erdmulde verlassen hatte, um
ihn zu verfolgen.
Er wußte nichts über die Fähigkeit der Witterung,
die es aufnehmen konnte, und er wußte nicht zu sagen, wie weit
er eigentlich vom Ort des ursächlichen Geschehens entfernt
war.
Dann waren die Gedanken schon wieder weit nach hinten
gedrängt, und die berauschende Wirkung erfüllte ihn mit
jedem Atemzug, den er notgedrungen tun mußte.
Er merkte, wie
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