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Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Macabros 046: Blutsiegel des Molochos

Titel: Macabros 046: Blutsiegel des Molochos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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habe es der Polizei übergeben«, sagte Joan
Cassner.
    »Der Polizei? Warum? Sie hatten kein Recht dazu!«
    Der Fremde kam ihr einen Schritt näher, verständnislos
den Kopf schüttelnd. Zwischen dem Besucher und Joan befand sich
jetzt nur noch der Tisch.
    »Ich… hatte… kein Recht dazu?« entfuhr es Joan
entrüstet. »Ich mußte alles daransetzen, jene Leute
zu stützen, die das Schicksal meines Vaters zu klären
haben. Sie wissen doch, was sich hier in diesem Haus ereignet
hat?«
    »Ja. Deshalb bin ich hier. Es war ein – bedauerlicher
Unfall.«
    »Sie nennen Mord einen Unfall? Wenn Sie es so genau wissen,
weshalb sagen Sie mir nicht alles? Dann wären doch endlich die
Fragen, die mich quälen beantwortet!«
    Joan Cassner hatte sich vollkommen unter Kontrolle und spielte
ihre Rolle ausgezeichnet. Nichts mehr Gekünsteltes war jetzt an
ihrem Sprechen und ihren Bewegungen.
    »Ihr Vater wurde nicht getötet. Wenn man dies hier
glaubt, so ist das ein Irrtum. Soviel kann ich Ihnen sagen. Einer
unserer Leute kam zu Tode, der Fremde, der in dieses Haus
kam.«
    Nur diese wenigen Worte reichten aus, um die Verwirrung noch
größer zu machen.
    Joan Cassner atmete tief durch. »Jetzt verstehe ich…
überhaupt nichts mehr…«, stotterte sie. »Ein
Fremder? Von was für einem Fremden sprechen Sie jetzt? Der
Fremde – sind Sie!«
    »Ich bin ein Fremder, aber nicht der, von dem ich spreche.
Der andere benutzte die Anlage, er war unwissend, er stammte nicht
aus dieser und meiner Zeit. Er kam in dieses Haus, erschrak –
und tötete…«
    Joan griff sich an den Kopf. Die Gedanken drehten sich darin wie
ein Karussell.
    »Bitte, beantworten Sie mir eine einzige Frage: Wo befindet
sich mein Vater – und was ist wirklich mit ihm
geschehen?«
    »Ihr Vater befindet sich in einer anderen Zeit – genauer
gesagt: Im Jahr 1495 der Zeitrechnung dieser Welt!«
     
    *
     
    Da trat Chas Morgan aus seinem Versteck.
    Der fremde Besucher fuhr nur leicht zusammen.
    »Sie haben – Besuch? Nun, das hätte ich mir denken
können. Es erstaunt mich nicht.«
    Morgan hatte den Paresestrahler weggesteckt, um keine
mißverständliche Situation zu schaffen. Ihm schien
lediglich der Zeitpunkt gekommen, um sich bemerkbar zu machen.
    »Wir mußten so vorgehen«, sagte er.
»Schließlich sind hier einige Dinge passiert, die die
Gesetzmäßigkeiten unserer Physik sprengten. Ich war hier,
um Miss Cassner zu schützen. Aber das hat sich nun
erübrigt. Als Todfeind Cassners sind Sie Ihren eigenen Worten
nach zu urteilen zumindest nicht gekommen. Dieses kleine
Täuschungsmanöver müssen Sie entschuldigen. Aber uns
blieb keine andere Wahl.«
    »Ich habe Verständnis dafür.«
    »Alles, was Sie bisher gesagt haben, konnte ich hören.
Ihre Ausführungen haben sehr viele neue Fragen
aufgeworfen.«
    »Ich bin dabei, sie zu beantworten, Sir. – Meine
Angaben, die Mister Cassner betreffen, entsprechen der Wahrheit. Er
lebt, aber er kann sich lediglich in Quadrat 6B-009/yz56 aufhalten.
Nun, ich kann das im Moment nur so wiedergeben. Das ist ein Gebiet,
das wir zu katalogisieren haben. Leider vermag ich bis zur Stunde
nicht zu sagen, in welchem Stadtteil sich Mister Cassner
aufhält. Seit Tagen ist er verschollen, obwohl wir wie eine
Stecknadel nach ihm suchen. Er entfernte sich zu weit von der Anlage.
Es ist äußerst wichtig, daß wir Cassner
wiederfinden. Er besitzt den ›Schlüssel‹, der uns die
Möglichkeit gibt, diesen Planeten wieder zu verlassen. Solange
sind wir an die Erde gebunden.
    Im Moment ist es uns nur möglich, uns innerhalb der
verschiedenen Zeiten zu bewegen.«
    »Sie sagten vorhin etwas von einem Fremden,
›Tom‹…« warf Morgan ein.
    »Er ist in euren Augen der Mörder. Aber er wurde dazu,
weil ihn der Wahnsinn packte. Ein Bewohner des Jahres 1495 fand die
›Anlage‹ und gelangte hierher. Was er zu sehen bekam,
mußte auch seinen Verstand schädigen. Nichts von alledem,
was er hier sah, konnte er sich erklären. Es war zuviel für
ihn. Immerhin hatte er mit einem einzigen Schritt rund achthundert
Jahre Erdenzeit in das hiesige Jahrhundert überbrückt. Er
glaubte sich wieder zu Hause – da traf er auf Mister Cassner.
Oder genauer gesagt auf den Mann, der wie Mister Cassner
aussah.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Hierauf ging »Tom« einfach nicht ein. Er tat so, als
hätte er die Frage nicht gehört und fuhr fort: »Der
Mörder eilte in die ›Anlage‹ zurück, die sich
automatisch in Bewegung setzt, sobald ein lebendes, denkendes

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