Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg
sich mit aller Kraft daran, um diese
Waffe nicht zu verlieren, wußte er doch nicht ob…
Seine schlimmsten Befürchtungen wurden Wahrheit.
Der Schädel schrumpfte ebenfalls, wie der andere – aber
kaum war der Schrumpfungsvorgang abgeschlossen, da entwickelten sich
grünschillernde, knorpelige Auswüsche, die Knospenform
annahmen und rasch größer wurden.
Eine Knospe… zwei… drei… rasend schnell vollzog
sich die Bewegung, als ob sie im Zeitrafferverfahren ablaufe.
Die Knospen saßen dicht beisammen und wuchsen dann nach den
Seiten und nach oben hin auseinander. Auch der Hals teilte sich.
Wo vorhin noch ein Kampfkopf des Bodtgan gesessen hatte –
jetzt befanden sich dort deren drei!
Er hatte die falsche Waffe gewählt!
Noch während sich die Entwicklung rasend schnell vollzog,
versuchte Mahay sich verkrampft am Speer festhaltend in die Höhe
zu ziehen.
Durch die Zugkraft des Monstrums kam er auch auf die Beine –
aber der Speer selbst, der nun als einzige Waffe noch gegen vier
Köpfe stand, wurde durch die ruckartige Bewegung des
Ungetüms aus seinen Händen gerissen.
Mahay taumelte. Wie ein Schlittschuhläufer jagte er über
den glitschigen Boden, knallte gegen die Wand, und die ruckartige
Bewegung des Bodtgan schleuderte auch den Zackenspeer gegen das
grobe, kahle Mauerwerk.
Es krachte. Der lange Stiel zersplitterte wie eine Eierschale.
Die obere Hälfte des Speers saß unmittelbar unterhalb
des Halses des mittleren Kopfes, genau in der oberen hornigen
Hautschicht.
Dort schlug er mit jeder Bewegung wie ein lose hängendes
Pendel hin und her, sobald das Ungetüm sich bewegte.
Rani atmete schnell und flach. Sein Herz pochte rasend
schnell.
Er griff mechanisch nach dem sichelförmigen Schwert,
riß es an sich – und erschrak im gleichen Augenblick, da
er begriff, daß er mit diesem Schwert überhaupt nichts
mehr ausrichten konnte. Die Bedingungen hatten sich durch den ersten
Fehler verändert.
Sein Blick irrte von dem vierköpfigen, etwa vier Meter hohen
Monster zu dem Sichelschwert – und er brachte es nicht fertig,
es einfach wegzuwerfen und sich mit bloßen Händen auf die
Quallenschlange zu stürzen.
Vielleicht gab es noch einen anderen Weg, den unförmigen und
gefährlichen Feind zu Fall zu bringen.
Von dem Leib selbst hatte Tamuur nichts gesagt. Aber auch er war
Fleisch und Blut und damit verletzbar.
Ein scharfer Zuruf erscholl. Der kam aus dem gewaltigen Mund des
Magiers.
Der Bodtgan reagierte wie ein abgerichteter Hund. Er verharrte in
der Bewegung, und seine vier Köpfe waren alle in Richtung Mahay
gedreht. Rani wurde aus acht Augen gemustert, mit Blicken, die ihn
wie hypnotisierend auf die Stelle zu bannen schienen.
»Gönnen wir ihm die kleine Verschnaufpause«,
höhnte Tamuur, der Scharlachrote. »Er ist schon so
verzweifelt, daß er eine Waffe nimmt, die sich praktisch gegen
ihn selbst richtet. Er weiß schon nicht mehr, was er tut.
Bisher war es interessant, aber jetzt, meine Liebe, kehrt Langeweile
ein, findest du nicht auch?«
Aleanas dunkle, unergründliche Augen mit dem
rätselhaften Blick waren gesenkt. »Ich finde es
interessant, mein Gebieter«, bemerkte sie leise und kühl,
als wäre da kein Mensch mehr vor ihr, mit dem gemeinsam sie das
Schicksal ihres Landes noch hatte verändern wollen.
»Nun, für dich ist es das erste Mal. Da ist es nur
recht, daß dich der Ausgang interessiert. Ich habe mehr Freude
an meinem Spaziergang. Die Stunde naht…«
»Laß’ mich nicht allein, mein Gebieter! Ich
möchte an deiner Stelle erleben, wie er fällt.«
»Ich freue mich, daß du die Gefühle einem Fremden
gegenüber nun doch abgelegt hast. Aber du weißt, daß
mich nichts von meinem nächtlichen Spaziergang durch den Garten
abhalten kann. Noch ein wenig will ich verweilen…« Er gab
wieder diesen scharf tönenden Laut von sich.
Der Kampf wurde fortgesetzt.
Vier Köpfe gleichzeitig schnellten Mahay entgegen.
Der setzte alles auf eine Karte.
Er tauchte unter den Köpfen hinweg und schlidderte wie auf
einer Eisbahn beduckt, das Sichelschwert über dem Kopf haltend,
auf den Leib des unförmigen Kolosses zu.
Dann zog er das Sichelschwert scharf herum. Obwohl er sich nicht
daran erinnern konnte, jemals ein Schwert oder eine ähnliche
Hieb- und Stichwaffe wie ein ausgebildeter Kämpfer in der Hand
gehalten zu haben, beherrschte er die Führung meisterlich.
Er begriff, weshalb dies so war.
In seinen Adern floß das Blut der alten Rasse. Über
Generationen hinweg hatte es
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