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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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oft. Die Leute starrten ihr auf der
Straße oder in Geschäften nach und wußten, daß
sie dieses Gesicht, schon mal gesehen hatten, aber im ersten
Augenblick fiel ihnen dann meistens nicht ein, wo.
    »Wo hab ich Sie nur schon mal gesehen? Sie kommen mir so
bekannt vor?« Die Frau musterte sie. Sie hatte ihre Hände
in den weiten Ärmeln des Mantels verborgen, um das Zittern zu
verbergen.
    Anka Sörgensen fühlte sich in der Nähe der Fremden
etwas unbehaglich. Sie konnte sich nicht erklären,
wieso…
    »Sicher verwechseln Sie mich mit jemand«, meinte sie,
noch immer lächelnd. Sie hätte es einfacher haben
können. ›Natürlich‹, hätte sie sagen
können, ›es ist kein Wunder, daß ich Ihnen bekannt
vorkomme. Mindestens einmal in der Woche sehen Sie mich auf dem
Fernsehschirm!‹
    Da ging ein Leuchten über das graue, zerknitterte Gesicht mit
den unruhigen Augen. »Jetzt weiß ich es! Fernsehen!
Natürlich! Ich kenn Sie vom Fernsehen her! Ihre Shows…
Musik, Tanz, Unterhaltung… die witzigen, intelligenten Sketche!
Das alles machen Sie doch! Und gut! Sie machen das ganz prima,
wirklich…«
    »Danke. Ich freue mich, wenn Ihnen die Darbietungen
gefallen.«
    Das Zittern der Hände war jetzt so stark, daß es auch
kaum noch unter den weiten Ärmeln zu verbergen war.
    Die seltsame Frau mit dem grauen Gesicht hatte es plötzlich
sehr eilig, weiterzugehen. Mit fahrigem Kopfnicken wünschte sie
Anka Sörgensen noch alles Gute und weiterhin viel Erfolg und
lief darin, leicht nach vorn gebeugt, weiter.
    An der Wegabbiegung unter der weit ausladendenden Krone einer
Buche blieb sie stehen und blickte der jungen Frau nach.
    Die Unterlippe der Frau zitterte. Das Zittern ihrer Hände
ließ jetzt merklich nach, je weiter Anka Sörgensen sich
entfernte.
    Die Norwegerin drehte sich nicht mehr um.
    So konnte sie auch nicht sehen, daß die Alte ihr Hände
aus den weiten Ärmeln des Frotteemantels nahm und hinter ihrem
Rücken seltsame Kreise und Bewegungen in die Luft zeichnete und
dabei leise murmelte: »Du wirst sterben. Ich habe dich erkannt.
Was du weißt, das darfst du nicht weitergeben…«
    »Aber sei vorsichtig«, sagte da eine andere, für
die Ohren Dritter nicht wahrnehmbare Stimme in ihrem Innern. »Es
muß ein Unfall sein… niemand darf auf den Gedanken kommen,
daß es ein geplanter Tod war.«
    Die Alte nickte. In ihren Augen funkelte ein seltsames Licht. Ihre
Hände waren jetzt ruhig, ein Zeichen dafür, daß die
Einflüsse des Körpers und des Geistes Anka Sörgensens
sich weit genug entfernt hatten und sie nicht mehr beunruhigen
konnten.
    Anka Sörgensen war eine gefährliche Person, von ihrer
Sicht aus gesehen. Sie mußte so schnell wie möglich
sterben.
    Die Frau mit dem hochgesteckten Haar und dem grauen Gesicht ging
einige Schritte weiter.
    Hinter den Rhododendrenbüschen verschwand sie plötzlich,
als hätte es sie nie gegeben.
     
    *
     
    Nach ihrem Spaziergang kehrte Anka Sörgensen auf die Station
zurück, wo sich das Krankenzimmer befand, in dem sie
untergebracht war.
    Sie kam gerade die Treppen hoch, als durch den Korridor vor ihr
der Wagen mit den gefüllten Tee- und Kaffeekannen und dem
Kaffeegeschirr und Gedecken geschoben wurde.
    Es war Kaffeezeit.
    Eine junge Hilfsschwester schob den auf Vollgummirollen laufenden
Wagen um die Gangbiegung, um auf die andere Seite zu kommen. Dazu
mußte sie den Treppenaufgang passieren.
    Da geschah es…!
    Niemand vermochte später zu sagen, wie es eigentlich zu
diesem merkwürdigen Zwischenfall hatte kommen können.
    Die Hilfsschwester rutschte plötzlich aus. Sie schlug der
Länge nach gegen den vollbeladenen Wagen, der dadurch regelrecht
angestoßen wurde. Lautlos und schnell lief er bis zum
Treppenende, wo Anka Sörgensen hochkam.
    Die Hilfsschwester schrie.
    Dann ging es Schlag auf Schlag.
    Die Vorderräder rasten über die oberste Treppe, der
vollbeladene Wagen mit den großen Metallkannen kippte um.
    Splittern, Scheppern, Schreie… Ein Rumpeln und Klirren
erfüllte die ganze Etage, als ob in diesem Augenblick eine Bombe
explodiere.
    Anka Sörgensen sah das Unheil wie eine auseinanderbrechende
Mauer auf sich zukommen.
    Die großen, gefüllten Kannen kippten, die Deckel
sprangen auf, und wie eine Flut ergossen sich der kochendheiße
Kaffee und Tee über den Wagen und schwappte auf sie zu!
     
    *
     
    Anka Sörgensen wußte selbst nicht, wie sie es
schaffte.
    Sie warf sich auf die andere Seite.
    Der Wagen knallte mit voller Wucht gegen die Innenwand

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