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Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg

Titel: Macabros 051: Skelettus, Fürst der Knochenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sickerte durch das verschmutzte, vergitterte
Fenster. Der Schein hob das Gesicht und die Gestalt des Unbekannten
aus dem Dunkel der Zelle.
    Anka Sörgensen sah während ihrer phantastischen Reise in
eine andere Welt ein neues, bisher nicht geschautes Gesicht.
    Vor ihr stand ein kahlköpfiger Mann mit markanten,
sympathischen Gesichtszügen, einer kräftigen Nase,
sympathisch geschwungenen Lippen. Der Fremde war schätzungsweise
zwei Meter groß, ein richtiger Koloß. Man sah ihm an,
daß er einst bessere Zeiten erlebt hatte. Seine Haut war
faltig, nicht sehr sauber, seine Hände waren abgearbeitet.
    Die äußere Erscheinung dieses Mannes erinnerte Anka
sofort an einen Inder.
    Der starrte sie aus großen, dunklen Augen an.
    »Wer sind Sie?« fragte er überrascht, ohne auch nur
eine einzige Sekunde lang erschrocken zu wirken, obwohl es doch keine
vernünftige Erklärung dafür gab, daß
plötzlich eine fremde Frau in seiner zwielichten Zelle
stand.
    »Wie kommen Sie hierher?«
    Sie hörte zum ersten Mal jemand zu sich sprechen in Worten,
die sie sofort verstand.
    Der Inder sprach sie englisch an!
    »Ich heiße Anka Sörgensen, ich stamme aus
Oslo… wo bin ich hier, können Sie mir sagen, wo ich mich
hier befinde? Und wer sind Sie?«
    Während sie die letzten Worte noch sagte, verwischten die
Bilder um sie herum schon wieder. Sie registrierte noch die
zerfließenden Umrisse der Wände und die große
Gestalt, die mit einem schnellen Schritt näherkam.
    »Sie kommen aus der Welt – von drüben, hier in das
Reich Tamuurs? Sie haben die Grenzen in die Welt des Scharlachroten
überwunden! Sie sind ein Medium! Wer hat Sie
geschickt?«
    »Niemand!« hörte Anka Sörgensen sich reden.
»Ich bin… von ganz allein gekommen… aber ich
weiß nicht, wieso es dazu gekommen ist… Tamuurs Reich, die
Welt des Scharlachroten? Was hat das alles nur zu bedeuten?«
    »Bleib doch hier, ich könnte es dir erklären!«
rief der andere ihr nach, die braungebrannten Hände nach ihr
ausstreckend. »Wenn du die Grenzen überwunden hast, dann
hast du entweder den Spiegel der Kiuna Macgullyghosh benutzt oder du
hast einen anderen, uns bisher unbekannten Weg gefunden. Du brauchst
dich nicht vor mir zu fürchten…«
    »Ich fürchte mich nicht vor dir.«
    Ihre Stimme klang schon ganz schwach und war weit entfernt.
    Die Hände des anderen berührten sie noch, aber sie nahm
diese Berührung nur wie einen Luftzug wahr.
    Für den Mann, der sie zu greifen versuchte, war es, als ob er
ein Gespenst erreichen wollte, eine Nebelgestalt, die sich
verflüchtigte.
    »Auch ich bin freiwillig hierhergekommen, allerdings auf
andere Weise wie du. Ich bin Rani Mahay, der Koloß von
Bhutan!«
     
    *
     
    Der Inder stand atemlos in seiner Zelle, in der er lebte, seitdem
es Tamuur, dem unheimlichen, scharlachroten Magier gelungen war, ihn
in eine Falle zu locken und in Ullnak festzuhalten.
    Besuch aus der Menschenwelt! Die junge Frau war von der anderen
Seite gekommen.
    Zufall? Schicksal? Sendung?
    Der Mann, dem man die Strapazen ansah, die er hinter sich gebracht
hatte, fuhr sich über die Augen, als müsse er sich
vergewissern, daß er auch wirklich nicht träumte.
    Da war jemand gewesen. Aber nun war die Zelle wieder leer. Er
durchsuchte sie bis in den letzten Winkel.
    Da war nichts mehr, doch ein fremdartiger Duft hing noch in der
Luft – eine Mischung zwischen Eau de Cologne und Karbol.
    Der Geruch eines Krankenhaus.
     
    *
     
    Mahay, dem man einst den Beinamen ›Koloß von
Bhutan‹ gegeben hatte, trat an das winzige, vergitterte
Fenster.
    Er starrte in die Tiefe. Das Sternenlicht spiegelte sich glitzernd
in dem dunklen Wasser, das sich endlos vor dem Turm unten
ausdehnte.
    Das Meer der Hoffnungslosigkeit… so hatte er es für sich
getauft.
    In diesem Verlies war er schon mal untergebracht gewesen. Damals
war es ihm gelungen, sich durch einen kühnen Sprung aus dem
Turmfenster und in die Tiefe hinunter in das brausende Meer aus dem
Einflußbereich des grausamen Tamuur zu befreien.
    Hatte er geglaubt…
    Das Reich des Scharlachroten war groß und reichte über
das Meer der Hoffnungslosigkeit hinweg, bis nach Skyx hinüber
und auch noch darüber hinaus, wie zu vermuten war.
    Tamuur hatte ihn voll auflaufen lassen, hatte Hoffnungen geweckt
– und knallhart zerstört.
    In die Fänge des Scharlachroten geraten, steckte der ihn
abermals in das gleiche Verlies, in das er ihn schon mal geworfen
hatte. Dieses Verlies war inzwischen verändert worden: kleiner
war

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