Macabros 053: Totenkopfmond
einen unsichtbaren Informanten
hatte, durch den sie erfuhren, was sie unternehmen mußten,
wohin er sich begeben hatte.
Er war seinem Mörder nun doch noch in die Hände
gelaufen.
Hal Fishers Flucht und der Alptraum seines Lebens fanden ein
Ende.
*
Nur hundert Meter vom Ort der schaurigen Ereignisse entfernt
lösten sich zwei Frauengestalten aus dem Schatten der
Bäume.
Tina Marino und Anka Sörgensen waren beide sehr ernst.
Die »Wooden-Cottage-Inn« wurde in Brand gesteckt. Das
alte, morsche Holz brannte wie Zunder.
Die Knochenmonster tauchten in entgegengesetzter Richtung zwischen
den Bäumen unter.
Anka Sörgensen war bleich. Um ihre Lippen zuckte es.
»Wenn wir nur endlich weiterkämen, Tina… wenn wir nur
endlich wüßten, wie wir ihre Ankunft, ihre Anwesenheit
stören können… Dieses schreckliche Ereignis hätte
nicht zu sein brauchen. Haben wir einen Fehler gemacht,
Tina?«
Ihre Blicke suchten die Augen der Freundin.
Die junge Schauspielerin, die in der Rolle der »Wilden
Jenny« Furore gemacht hatte, war nicht minder traurig.
»Wir konnten es nicht verhindern… diesmal noch nicht.
Wir wissen noch zu wenig«, sagte sie ernst.
»Wir haben getan, was wir tun konnten, nicht wahr?«
fragte Anka, als fühle sie sich schuldig an dem, was sich
ereignet hatte.
»Das haben wir, Anka.«
»Manchmal ist es eben nicht genug, Tina.«
Ein letzter Blick auf das niederbrennende Gebäude und auf die
parkenden Fahrzeuge, die ebenfalls Feuer fingen. Gefährlich
schon zischte es in, der Nähe der Benzintanks. Die Autos
würden explodieren. Und nicht mal das konnten sie
verhindern.
»Auf der einen Seite haben wir eine Macht entdeckt, die so
großartig, so geheimnisvoll und seltsam ist, daß man sie
nicht in Worte kleiden kann«, murmelte Anka Sörgensen.
»Auf der anderen Seite sind wir so klein und so hilflos. Sie
fürchten uns… die anderen aus dem Reich der Finsternis, die
hier einen Brückenkopf errichten wollen. Es muß also mehr
daran sein als nur ihre Furcht, von uns erkannt und verraten zu
werden. Bisher hatten wir Angst vor ihnen…«
»Die ist nicht vergangen«, warf Tina schnell ein.
»Aber nun sind wir zu zweit, und das macht manches leichter. Wir
fühlen, worum es geht.«
Anka nickte. Ihre Gesichtsfarbe veränderte sich und nahm ein
frisches Aussehen an. Die Hitze, die von dem niederbrennenden
Gebäude herübergeweht wurde, machte sich jetzt bemerkbar.
»So wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen. Bisher
mußten wir uns noch verstecken, weil niemand wissen darf,
daß wir leben, daß wir den Feuersturm, den Maletta, die
Hexe und ihr dienstbarer Geist Mr. Donelly entfachten,
überstanden haben. Darin liegt unsere Schwäche, Sie suchen
uns nicht, solange sie nicht wissen, daß wir noch existieren.
Darin liegt gewissermaßen noch unsere Stärke. Wir
müssen uns zu erkennen geben, Tina… Maletta, die Graue aus
der anderen Welt hält sich nach wie vor hier auf… der Turm
hier in Schottland, den wir aufspürten, muß irgend etwas
mit ihr zu tun haben… Wir müssen Maletta finden, bevor
weiteres Unheil geschieht, das niemand so recht erklären
kann… Malettas Tod ist eine Notwendigkeit.«
»Vielleicht schaffen wir gemeinsam, was wir allein bisher
fühlten und ahnten, Anka…«
»Wir müssen es schaffen. Wir machen Maletta auf uns
aufmerksam, das wird sie um ihre Ruhe bringen. Jetzt drehen wir den
Spieß um. – Thor, ich hatte ihm versprochen, mich zu
melden, sobald ich kann«, fügte sie plötzlich hinzu.
»Er wartet noch immer. Ich möchte ihn und uns nicht
unnötig in Gefahr bringen. Er hat viel für mich getan,
Tina. Er soll wissen, worum es geht. Ich möchte ihn aus der
Ungewißheit befreien.«
Sie faßten sich wie auf ein stilles Kommando hin wie zwei
Schwestern bei den Händen.
Sie sahen sich nicht ähnlich, sie waren auch nicht
miteinander verwandt – und doch verband sie mehr, als es
Blutbande je vermocht hätten.
Sie waren am gleichen Tage, zur gleichen Minute, aber an
verschiedenen Orten geboren. Im Augenblick ihrer Geburt mußten
die Sterne in einer ganz bestimmten Konstellation zueinander
gestanden haben. Diese Konstellation, die Ähnlichkeit, wenn
nicht sogar Gleichheit ihrer Charaktere und Anlagen hatte dazu
geführt, daß sie sich später, nach rund
fünfundzwanzig Jahren ihres Daseins plötzlich mit Dingen
beschäftigten, die sie vorher kaum oder überhaupt nicht
interessierten.
Beide hatten sich auf ihre Art zu Medien entwickelt. Beide
entdeckten bei sich
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