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Macabros 053: Totenkopfmond

Macabros 053: Totenkopfmond

Titel: Macabros 053: Totenkopfmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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mit ihm zusammen gewesen war, sie konnte sich
einfach an den Anblick des Schrecklichen, Unmenschlichen nicht
gewöhnen.
    Der scharlachrote Magier schien aus lauter Muskelbündeln und
-schnüren zu bestehen, als wäre er zusammengewickelt.
    Tamuurs Kopf war breit und erinnerte in seiner Form an eine
aufgeklappte Muschel. Das Gesicht war in zwei Hälften geteilt:
die eine leuchtete in einem dunklen Orangeton, die andere in einem
tiefen, unheimlichen Grün, wie es in der tiefsten Tiefe
unerforschter Meere vorkommen mochte.
    Die Ohren waren gerippt und hatten die Form verdorrter,
eingeschrumpfter Echsenflügel. Am bemerkenswertesten aber waren
die Flammen, die unablässig aus dem bizarren Haupt schlugen, und
die ihm den Beinahmen »der Scharlachrote« eingetragen
hatten.
    Etwa dreißig Zentimeter lange Flammen schlugen aus dem
Schädel, Flammen, die einen ständig in Bewegung
befindlichen Kamm vorgaukelten.
    Diese Flammenzungen schillerten in sämtlichen nur denkbaren
Rottönen, verschmolzen im oberen Drittel miteinander und schufen
so den auffälligen Scharlachton, den Tamuur permanent um sich
verbreitete.
    Der unheimliche Magier hielt den rechten Arm, der ebenfalls aus
straffen grünen Muskelsträngen bestand und in einen
knolligen Auswuchs wucherte, der aussah wie das verdickte Ende eines
Röhrenknochens. Er vollzog mit dieser Hand einige schwungvolle,
dann wieder spärliche Bewegungen in der Luft.
    Das Glühen der Kraterränder verstärkte sich.
    Heiße Dämpfe stiegen empor.
    Tamuurs Lippen bewegten sich. Er stellte sich genau in den
Schnittpunkt der drei größten Krater, die sich zwischen
dem dachlosen Gefängnis und der Felsenhöhle befanden.
    Dann hörte Aleana zum erstenmal seit ihrer Anwesenheit auf
dem Totenkopfmond die unheimliche Stimme des Magiers.
    Laut hallte sie über die bizarre Welt, als ob ein Titan
spräche.
    »Molochos, großer Meister, Herr, dem es gelungen ist,
die Gunst Rha-Ta-N’mys zu erringen: ich rufe dich an in dieser
Stunde, die ich als die günstigste erachte, dich anzutreffen, um
dein Bild, deine Stimme über die Räume und Zeiten hinweg zu
beschwören. Rha-Ta-N’my schweigt. So hoffe ich, deine Gunst
zu erringen, um Beistand zu erhalten bei dem, was ich
vorhabe.«
    Der heiße Dampf zischte aus den Kratern. Er wurde
förmlich emporgeschossen. Er glühte in einem feurigen,
beängstigenden Rot.
    Es gurgelte und grollte unter der bizarren
Mondoberfläche.
    Die unterirdischen Lavaströme schienen in Bewegung zu
geraten.
    Feuerschein, Rauch und Dampf wurden aus den Vulkankratern
emporgeschleudert. Eine riesige Wolkenbank ballte sich zusammen, in
der es grollte, eine Wolke, die die Gestalt eines bizarren,
gliederlosen Titans annahm.
    Aleanas Herzschlag stockte. Ihr Atem setzte aus.
    Sie konnte nicht fassen, was sie da sah.
    Tamuur, der Scharlachrote, rief die Geister jener, mit denen er
verbunden war, die gleichen Sinns waren wie er – denen
gegenüber er jedoch eine Schuld eingegangen war, die nur er
abschätzen konnte.
    Das riesige Gesicht des Giganten wurde gebildet aus Dampf und
Feuerschein und Qualm, und die massige Wolke stellte den Körper
dar, in dem die Arme und Beine nur als angedeutete Stümpfe zu
erkennen waren.
    Das finstere, von Feuerschein umwallte Gesicht des Titans
verzerrte sich.
    »Rha-Ta-N’my hat Grund zum Zürnen!«
ertönte eine Stentorstimme. »Du hast sie
enttäuscht.«
    Das Gesicht des unheimlichen Dämonenfürsten Molochos,
der einst ein Mensch gewesen war, füllte wie der Totenkopfmond
den Himmel über dem Plateau aus.
    Aleana preßte sich eng an die kühle Mauer und streckte
den Kopf weit nach vorn, um alles mitzubekommen.
    »Ich werde alles gutmachen!« Tamuurs Stimme klang nicht
minder laut und fordernd und keineswegs niedergeschlagen.
    »Du siehst die Dinge zu einfach! Du hast mehr zerstört,
als du gutmachen kannst.«
    »Ich bin Tamuur, der Scharlachrote. Nichts ist vor mir
gewesen. Ich werde noch sein, wenn die Völker der Welt nicht
mehr existieren, wenn alle Städte schon in Schutt und Asche
gefallen sein werden. Das Leben wird nach meinem Willen entstehen,
wie in meinem geliebten Garten in Ullnak, in den ich als Sieger
zurückkehren werde.«
    »Du hast dir viel vorgenommen«, dröhnte
Molochos’ Stimme aus einer fernen Welt über die bizarren
Vulkankegel des Totenkopfmondes. »Du verkennst deine Situation.
Das weißt du. Du bist kleinlaut geworden, denn du hast Fehler
begangen. Du suchst Hilfe.«
    »Tamuur braucht keine Hilfe.«
    »Warum hast du mich

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