Macabros 053: Totenkopfmond
ihm würden
die Eingeweide zerrissen.
Trotz Schmerzen richtete er sich sofort wieder aus der Hocke
auf.
Da sah er einen Lichtschein, der über die Umzäunung
wanderte.
Motorengeräusch!
Draußen vor dem Haus kam ein Wagen an! Welch eine
Chance!
Er jagte auf das Lattentor zu. Das war so wackelig angebracht,
daß man fürchten mußte, es würde
abreißen, wenn man es öffnete.
Es schlackerte in den rostigen Angeln und quietschte.
Fisher lief geduckt, während das Knochenungetüm aus
einer anderen Welt die Zwischenwände und Türen in der
ersten Etage demolierte. Riesige Bruchstücke flogen aus dem
Fenster, die Hauswand riß auf – und die Knochenechse
erschien groß und unheimlich, voller Vernichtungswut.
Hal Fisher jagte um das Haus herum.
Mit einem Fahrzeug war eine Flucht möglich!
Der fremde Gast rollte vom Weg Richtung
›Wooden-Cottage-Inn‹.
Er konnte nicht ahnen, was ihn erwartete.
Aber – hatte er denn keine Augen im Kopf, daß er nicht
sah, was passierte?
Doch, jetzt!
Er bremste plötzlich scharf. Das Gesicht hinter der
Windschutzscheibe war nur als ein verwaschener Fleck zu erkennen.
Fisher jagte auf den Wagen zu, riß die Arme empor, als das
Fahrzeug plötzlich scharf herumgezogen wurde.
»Warten Sie! Hallo! Nehmen Sie mich mit!«
Da war er schon am Kotflügel, gestikulierte wild und
riß die Tür auf.
Ein Mann saß hinter dem Steuer.
»Fahren Sie, schnell!« stieß Fisher erschöpft
hervor. »Hier ist der Teufel los!«
Jetzt erkannte auch der Fahrer, daß chaotische Zustände
herrschten.
Die eine Seite des Waldlokals ›Wooden-Cottage-Inn‹ brach
krachend herab. Holz und Mörtel flogen durch die Luft. Die
Möbel kullerten mit dem Schutt in die Tiefe und rissen weitere
Steine und Hölzer mit.
Es blitzte. Es kam zu mehreren Kurzschlüssen, Wasser spritzte
aus den beschädigten Rohren.
Die Böden der beiden oberen Etagen senkten sich und hingen
schräg in der Luft wie Balkone, unter denen die Stützmauer
weggebrochen war.
Aus dem Schutt wühlte sich der Knochenschwanz der Echse,
schob sich der massige Körper hervor und schleuderte Balken und
Steine weg wie Streichhölzer.
Da gab es nichts mehr zu erklären. Diese Bilder sprachen
für sich.
Jetzt mußte der sprachlose Fahrer Gas geben, um von diesem
Ort des Grauens so schnell wie möglich zu verschwinden.
»Warum zögern Sie?« brüllte Fisher.
»Fahren Sie! So fahren Sie doch los! Sie wird uns töten,
zertreten, wie man Insekten vernichtet.«
Der Fahrer schien unter einem Schock zu stehen und unfähig,
zu reagieren.
Seine Hände lösten sich vom Steuer, und er wandte den
Kopf.
Die Hände schnellten blitzschnell vor und legten sich wie
Schraubstöcke um den Hals des verdutzten Hal Fisher.
Der wollte noch etwas sagen, aber nur ein stumpfes Röcheln
kam aus seiner engen Kehle.
Er riß alle Kraft zusammen, um seine Finger unter die
drückenden Hände zu schieben, damit er wieder Luft bekam.
Aber gegen die Kraft seines Gegners kam er nicht an.
»Wahnsinn! Sie sind wahnsinnig!« fieberten seine
Gedanken. »Was tun Sie denn da?«
Er konnte nicht sprechen, sich nicht bemerkbar machen.
Panische Angst… Todesangst! Aus den Augenwinkeln nahm er
Bewegung wahr.
Die Knochenechse trampelte die Umzäunung nieder, der mehr als
menschengroße Vogel mit dem kantigen Schädel und dem
gewaltigen Schnabel wühlte sich aus dem Schutt, unter dem die
letzten Gäste der »Wooden-Cottage-Inn« ihr Leben
beendet hatten.
Die Monster kamen auf den Wagen zu…
Hal Fishers Blick trübte sich.
Hinter den Schleiern, die vor seinen Augen auf und nieder tanzten
und immer dichter wurden, sah er das breite Grinsen – eines
Totenschädels.
Der Mann hinter dem Steuer war der Urwelthafte, Gedrungene aus dem
Turm! Er wurde zu einem Skelett und legte die Tarngestalt ab, die er
angenommen hatte, um Hal Fisher in die Irre zu führen!
Bevor die Dunkelheit brüllend in sein Gehirn stürzte,
begriff er noch, was da geschehen war.
Unterwegs war ein Autofahrer angehalten, niedergeschlagen oder gar
getötet worden, und der Knöcherne aus dem Geisterland hatte
den Platz hinter dem Steuer übernommen und war hierher gefahren,
um zu sehen was sich inzwischen ereignet hatte. Denn im Gegensatz zu
dem Knochenvogel und der riesigen Echse hatte er keine andere
Gelegenheit gehabt, auf dem schnellsten Weg hierher zu kommen! Die
Tatsache aber, daß er überhaupt auftauchte, bewies,
daß die Knöchernen untereinander auf eine rätselhafte
Weise in Verbindung standen oder
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