Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe

Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe

Titel: Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
sein.«
    Longfield schluckte, und mit zitternden Fingern tastete er nach
der Verletzung an seiner rechten Wange.
    Er war überzeugt davon, daß es sich hier um keinen
Zufallsstreich handelte.
    Garco konnte mit der Waffe perfekt umgehen.
    Seine Wange war aufgeschlitzt. Die Wunde war nur wenige Millimeter
tief. Wenn Garco gewollt hätte, wäre es ihm möglich
gewesen, den Kopf von den Schultern zu schlagen.
    Longfield schloß die Augen. Ja, er war ein Narr.
    Er hatte seine Situation noch gar nicht richtig begriffen.
    »Steh auf!« befahl Garco.
    Und Longfield gehorchte. Er fühlte sich schwach auf den
Beinen. Die Wunde, die fingerlang war, blutete.
    »Es hätte dir auch so ergehen können, wie dem
anderen«, fuhr Garco fort, und dann gab er ein paar hart
klingende Laute von sich. Das hatte zur Folge, daß drei, vier
seiner Anhänger aus dem Hintergrund gerannt kamen und auf einen
kleinen Hügel zuliefen, der aus lauter kahlen Felssteinen
geschichtet war.
    Mit ihren Schwertern schoben die Guuf die Steine auseinander.
    Longfield wurde von Garco aufgefordert, sich dem geöffneten
Hügel zu nähern.
    Mit ernster, maskenhaft starrer Miene, blickte Longfield in das
Grab. Darin, von Steinen umgeben, lag ein junger Mann mit schmalem,
schwarzem Lippenbart.
    Diesen Mann hatte er schon mal gesehen, er kam ihm sofort bekannt
vor.
    Aber wann? Und wo?
    »Er hielt sich in dem Raum auf, wo wir den Abtrünnigen
erkannten und festnehmen wollten. Er kam uns dazwischen. Er
wußte offenbar nicht, worum es ging. Wir konnten uns nicht
erlauben, ihn laufen zu lassen. Jeder Neugierige, Nichtsahnende
bedeutet ein gewisses Risiko für uns. Garcos Sohn, den ich wie
ein Stachel aus meinem Herzen reißen will, darf nichts ahnen,
darf nicht gewarnt werden. Deshalb mußte dieser Mann
sterben.«
    »Das seh’ ich«, bemerkte Longfield mit
grauenerfüllter Stimme. Deutlich war noch jetzt die Stelle zu
erkennen, an der dieser Fremde mit einem Guuf-Schwert durchbohrt
worden war.
    Fremde?
    Plötzlich wußte er, wohin er dieses Gesicht stecken
mußte.
    Nachtschwester Jane! Sie hatte des öfteren schon Besuch
gehabt – oder war von einem jungen Mann gebracht worden.
    Das war dieser Mann!
     
    *
     
    Wie alles zusammenpaßte, das konnte er im Moment nicht
lösen. Und Garco wußte es offenbar auch nicht, sonst
hätte er ihn sicher darauf angesprochen.
    Garco gab seinen Leuten den Befehl, vor seinem Zelt einen Pfahl
aufzustellen, an den Longfield gebunden wurde.
    Da nützte aller Protest nichts. Garco ging auf sein Schreien
überhaupt nicht ein.
    Clark Longfield begriff, daß er einen Schritt zu weit
gegangen war. Mit seiner überstürzten Flucht hatte er
Garcos Widerstand erst recht herausgefordert.
    Garco wollte ein Exempel statuieren.
    Longfield wurde so an den klobigen Pfahl gebunden, daß er
genau in die Talsenke blicken konnte, in der die beiden Entlarvten
auf ihr Ende warteten.
    Der Morgen graute. Ein seltsam gespenstischer Schein lag über
den Bergspitzen. Das dunkle Violett wurde intensiver, das Schwarz der
Nacht verschwand. Und genau in diesem Augenblick des Übergangs
kam die Stunde der Raubvögel.
    Lautlos glitten sie aus den Bergmassiven heran. Weit ausgebreitet
waren ihre Schwingen, nach vorn gestreckt die langen,
schlangenartigen Hälse, an denen übergroße Köpfe
saßen.
    Die Vögel sahen urwelthaft und unproportioniert aus.
    Der Lärm im Lager war verstummt. Die meisten Guuf waren in
die Zelte gekrochen. Andere, von berauschenden Getränken in
ihrer Bewegungsfreiheit empfindlich eingeschränkt, lagen neben
den verlöschenden, glimmenden Lagerfeuern unter freiem
Himmel.
    Vier Vögel kreisten über den Felswänden der Senke
und schienen genau zu wissen, daß dies eine Art Futterplatz
war. Nicht zum ersten Mal schien Garco für Speise gesorgt zu
haben.
    Dann stürzten die unheimlichen Tiere herab. Ihre langen
Hälse reckten sich nach vorn, die übergroßen
Köpfe, kaulquappenähnlich, klappten auf. Da gab es keine
Kiefergelenke. Die Schnäbel öffneten sich weit, und sie
waren rasiermesserscharf und pfeilspitz.
    Wie Schatten stießen sie vom dunkelvioletten Himmel
herab.
    Die beiden Männer an ihren Ketten waren bei vollem
Bewußtsein.
    Die Vögel waren so groß wie die Menschen, mit heftig
flatternden Schwingen hielten sie sich in der Luft und deckten die
Körper ab, die sie blitzschnell angriffen.
    Die spitzen Mäuler stießen nach vorn.
    Zwei grauenvolle Schreie!
    Longfield schloß die Augen.
    »So tut doch etwas!« brüllte er, und

Weitere Kostenlose Bücher