Macabros 054: Femgericht der Kugelköpfe
seinen menschlichen Augen nahm Longfield diese Unterschiede
nicht wahr. Für ihn waren alle gleich.
Garco sprach unfreundlich und mit harter Stimme zu Longfield. Der
Heerführer, der sich über einige tausend versprengte
Gruppen von Guuf als Oberhaupt durchgesetzt hatte, war seinerzeit
Cynthia Moreens Entführer gewesen.
Diese Guuf befanden sich im Krieg.
Sie wollten ihren Fürsten Haophylkontromtetcoilak wieder als
absoluten Herrscher einsetzen. Cynthia, die zum damaligen Zeitpunkt
offenbar für eine geraume Zeit ein ganz spezielles Medium
gewesen war, war von diesen Guuf im Schlaf in diese andere Welt der
Vergangenheit geholt worden. Die Guuf waren gewalttätig, aber
mit grober Kraft allein schafften sie offenbar nicht, die sieben Tore
zu öffnen, damit Himmel und Erde zusammenstürzten. Diese
Katastrophe aber war notwendig für die Wiedergeburt des
Schattenfürsten.
Longfield wurde beschimpft und von Garco angespien.
»Du ahnst nicht, was du angerichtet hast«, fuhr ihn der
Guuf an. »Du hältst ihn verborgen. Er sieht aus wie wir,
aber er denkt nicht wie wir. Durch unsere Priester haben wir Kenntnis
erlangt von dem ungeheuerlichen Frevel, den du dir zuschulden kommen
ließest. Wo ist der Mann, den man meinen Sohn nennt, der jedoch
außer meinem Aussehen nichts von mir geerbt hat,
jetzt?«
»Ich weiß es nicht…« Longfields Worte waren
noch nicht verklungen, da klatschte die Rechte des grausamen,
befehlsgewohnten Garco bereits mitten ins Gesicht.
Er taumelte zurück, wurde von den Händen der anderen
gepackt und wieder nach vorne gedrückt, und Longfield rechnete
abermals damit, auf diese Weise einen Schlag zu erhalten.
»Du weißt es. Du willst es nicht sagen. Aber du wirst
es sagen… kommt, bringt ihn mit! Zeigt ihm, was mit denen
geschieht, die glauben, uns überlisten zu können.«
Longfield wurde mehr geschoben und gezogen, als er selbst
ging.
Garco schritt ihnen voran.
Zwischen zwei auf Holzrädern stehenden Zelten befand sich
hier mitten im Tal eine Senke, die von hochaufragenden,
zerklüfteten Bergwänden umgeben war.
An die Felsen dort waren zwei Kugelköpfe in Ketten
geschlagen.
Wie alle anderen, die Longfield inzwischen kennengelernt hatte,
trugen sie einen pelzartigen Lendenschurz und hatten einen
bloßen Oberkörper.
Von ihren Rassegenossen wurden diese angeketteten Guuf
ausgepeitscht.
Sie waren schon nicht mehr richtig bei Bewußtsein.
Ihre Köpfe hingen nach vorn auf die Brust, der Kamm mit dem
kugelrunden, straffen Schädel pendelte hin und her.
Die Männer stöhnten. Aber auch jetzt noch, in Schmerzen
und Angst, konnten sie ihren Mund nicht schließen, waren die
spitzen, dicht aneinandersitzenden dolchartigen Zähne zu sehen,
und es sah aus, als ob die Gehandikapten jetzt immer noch breit und
höhnisch grinsten…
»Es sind welche von euch«, sagte der Arzt erbleichend.
»Ihr behandelt sie wie Feinde…«
»Richtig«, nickte Garco ungerührt und beobachtete
wie neue Peitschenhiebe ausgeführt wurden. »Sie sind
Feinde… wie du einer sein wirst, wenn du dich gegen uns stellst.
Tu’, was man von dir verlangt und dir bleibt erspart, was du
hier siehst. Ak a fromj tiu ejks«, sagte er plötzlich laut
und hart, und die beiden Peitschenden hörten sofort auf. Sie
warfen die Folterinstrumente beiseite und rissen auf Garcos Kommando
hin ihre breiten Kampfschwerter aus den pelzbesetzten Scheiden.
»Sie sehen nur aus wie Freunde, in Wirklichkeit sind es
Feinde. Sieh!«
Garcos Worte verklangen. Die Schwerter der beiden Guuf, die eben
die Gefangenen noch ausgepeitscht hatten, kamen fast gleichzeitig in
die Höhe.
Die Guuf holten aus – und schlugen zu.
Mit der Schneide krachten die Waffen auf die Schädel der
Gefesselten!
*
Longfield schloß die Augen, um nicht sehen zu müssen,
was jetzt geschah.
Er hörte zwei wilde, schmerzhafte Aufschreie.
»Sieh’ es dir an!« forderte Garco ihn auf. Im
gleichen Augenblick spürte er den harten Druck in seiner Seite.
Er riß die Augen auf und starrte auf den Guuf an seiner Seite.
Der drückte ihm die Waffe zwischen die Rippen.
Vor ihm spalteten sich die beiden Köpfe.
Die Stirn klappte auf, die Oberfläche zersprang.
In Gedanken sah Longfield schon das Blut, – aber da kam
keines…
Er stöhnte.
Die Gesichter waren nicht echt. Es wären naturgetreu
nachgebildete, bewegliche Masken, mit künstlichen Nerven und
Muskelsträngen versehen. Die Köpfe darunter waren verdeckt.
Und es waren – zwei menschliche Gesichter,
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