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Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Macabros 056: Die Leichenpilze kommen

Titel: Macabros 056: Die Leichenpilze kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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sie sich aus. Sie kam
am Broadway an.
    Björn folgte nur Sekunden später nach, und sie
schlenderten gemeinsam für einige Minuten Arm in Arm durch eine
stille Seitenstraße.
    Hellmark bat die Brasilianerin, sich durch Gedankenkonzentration
an eine andere Stelle hier in New York zu versetzen. Dabei machten
sie beide die Erfahrung, daß es nicht ging.
    Carminia war nur imstande, sich direkt von Marlos wegzudenken und
jeden beliebigen Punkt der Erde aufzusuchen. Sie konnte sich weder
verdoppeln wie Hellmark, noch ihren Ankunftsort gedanklich
korrigieren. Die Stelle, an der sie ankam, war bindend für sie.
Nur noch durch eigene Körperkraft konnte sie sich dann
fortbewegen. Jederzeit allerdings war es ihr wieder möglich,
Marlos aufzusuchen, wenn sie das wollte.
    Carminia war ein Medium!
    Hatte sie durch einen Zufall eine Fähigkeit entdeckt, die
möglicherweise schon seit langer Zeit latent in ihr ruhte –
oder war etwas anderes für die übersinnliche Gabe
verantwortlich zu machen?
    Björn hatte einen Verdacht.
    Gemeinsam kehrten der Deutsche und die Südamerikanerin auf
die unsichtbare Insel zurück.
    Hellmark, der jedesmal seinen Doppelkörper Macabros entstehen
lassen mußte, um auf telekinetischem Weg die Insel zu
verlassen, fühlte sich in einer merkwürdig unbeschwerten
und heiteren Stimmung.
    Er suchte die kleine Blockhütte auf, in der Pepe sein Domizil
aufgeschlagen hatte. Hier lebte der wuschelköpfige
Mexikanerjunge ganz allein.
    An den Wänden gab es selbstgefertigte Bilder und
Bastornamente. Über dem einfachen Lager hing Pepes geliebte
Gitarre. An Kopf- und Fußende lagen verstreut einige
Lehrbücher und Romane. Pepe, der drei Sprachen fließend
beherrschte, war eine Leseratte ersten Ranges.
    Björn weckte den Jungen.
    Der knurrte etwas vor sich hin und wollte sich auf die Seite
rollen.
    »Tut mir leid, Pepe. Wir müssen was ausprobieren«,
sprach Björn ihn erneut an.
    »Aber doch nicht mitten in der Nacht«, lautete die
schläfrige Erwiderung.
    »Doch, mitten in der Nacht! Es scheint nämlich eine ganz
besondere Nacht zu sein. Ich möchte mit dir wohin gehen –
weit weg von hier.«
    Da war Pepe sofort hellwach.
    Er richtete sich auf. »Was ist denn los, Björn?«
wollte er wissen.
    »Ich werd’ dir alles genau erklären. Das ist
wichtig, damit wir uns nicht mißverstehen. Du sollst dir ein
weites Ziel wünschen und ganz fest daran denken. Es kann sein,
daß gar nichts geschieht. Aber auch genau das Gegenteil kann
eintreten. Wir haben soeben eine Entdeckung gemacht, Carminia und
ich. Sie kann die Insel verlassen. Durch Gedankenkraft. Fast wie
ich.«
    Pepe stand senkrecht im Bett und tanzte wie ein Wilder auf der
Stelle. Er gab dabei Laute von sich wie ein in Ekstase geratener
Indianer auf dem Kriegspfad.
    »Vergeude nicht deine Kräfte! Auch zum Denken braucht
man Substanz.« Björn meinte diese Bemerkung gegenüber
Pepe todernst. Er hatte durch die zahlreichen, dicht
aufeinanderfolgenden Ausflüge von Marlos in die von Carminia
gewählten Städte festgestellt, daß einige
Übergänge zuletzt sich nur bei äußerster
Konzentration noch durchführen ließen. Die Ankunft auf
Marlos danach hatte jedesmal wie eine Regeneration gewirkt. Marlos
schien wie eine Batterie zu funktionieren…
    »Wenn du die Möglichkeit hättest – wohin
würdest du jetzt gehen?«
    »Jetzt im Augenblick, Björn?«
    »Ja.«
    »In den Urwald zurück, wo du mich aufgelesen hast. Ich
möchte gern noch mal das Flugzeugwrack wiedersehen, in dem ich
mich so lange verborgen gehalten habe.«
    »Dann denk’ dran, Pepe!«
    »Das tu’ ich ja. Die ganze Zeit.«
    »Laß’ keinen anderen Gedanken einwirken!
Stell’ dir die Umgebung vor, schließ’ die Augen! Du
wirst sehen…«
    Da war das Bett vor ihm leer.
    Pepe war verschwunden…
     
    *
     
    … und der tropische Dschungel umgab ihn.
    Nächtliche Geräusche rundum, fremdartig und
ungewohnt.
    Das Blätterdach über ihm war so dicht, daß er den
nächtlichen, sternenübersäten Himmel nicht sehen
konnte.
    Er blickte sich um.
    Die Gegend kam ihm seltsam vertraut – und doch auch wiederum
fremd vor. Das Wrack?! Er ging zwei Schritte nach vorn. Von Lianen
und anderen Schlinggewächsen überwuchert lagen die Reste
eines Flugzeuges, das hier abstürzte und das man nie fand.
    In diesem Wrack hatte sich sein Versteck befunden. Hier hielt er
sich verborgen, weil in dem Dorf, in dem er aufgewachsen war, ein
Leben für ihn nicht mehr möglich schien. Er wurde dort
verfolgt. Wegen seiner

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