Macabros 056: Die Leichenpilze kommen
besonderen Fähigkeiten. Er verfügte
über parapsychologische Gaben.
In seiner Nähe ereigneten sich manchmal Dinge, die diese
einfachen Menschen in seinem Dorf entsetzten, und die ihm die
Bezeichnung »Teufelskind« eingebracht hatten. Sie konnten
nicht verstehen, daß es Dinge gab, die ein Mensch durch reine
Geisteskraft bewirken konnte.
Pepe lächelte.
Der Eingang, durch den er so oft geschlüpft war, ließ
sich kaum noch feststellen. Hier im Dschungel wuchsen die Pflanzen
rasend schnell. Ungeheurer Wuchs zeichnete die Pflanzen aus. Von dem
Wrack war kaum noch etwas zu bemerken.
Eine Bewegung neben Pepe.
Zwei Personen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, tauchten
auf. Björn Hellmark und sein Doppelkörper Macabros.
Der Zweitkörper, bestehend aus einer feinstofflichen
Substanz, verlöschte.
Björn lächelte. »Es ist wie ein Traum, nicht
wahr?«
»Ein Traum? Björn! Es ist wunderbar. Ich bin frei wie
ein Vogel. Es funktioniert. Ich kann überall sein, wenn ich
jetzt nach New York möchte, denke ich mich einfach
hin.«
»Probier’s!«
Pepe konzentrierte sich. Es funktionierte nicht.
»Björn?« fragte er; enttäuscht nach diesem
großen Erfolg. »Warum geht es nicht mehr?«
»Ich glaube, es ginge schon. Aber nur von Marlos
aus.«
Sie machten die Probe aufs Exempel. Pepe dachte sich nach Marlos.
Und von dort aus nach New York. Die kurzen, rasch nacheinander
folgenden Übergänge zeigten aber sofort ihre Wirkung auf
seine Kraft. Es gelang ihm kaum, sich so zu konzentrieren, um von New
York zurückzukommen.
Björn mußte dem Mexikanerjungen zu Hilfe eilen.
»Hör zu, du schwarzhaariger Wuschelkopf«, lachte
Hellmark. »Es hat nie Sinn im Leben, wenn man sich
übernimmt. Immer alles langsam angehen. War wohl ein
bißchen viel für dich, wie?«
Pepe schnaufte wie ein Walroß. »Ich komm’ mir vor,
als hätte ich stundenlang Säcke geschleppt.«
Hellmarks Augen wurden schmal. »Muß ja ein komisches
Gefühl sein«, erwiderte er. »Hast du denn schon jemals
Säcke geschleppt?«
»Nee, aber genauso stell’ ich’s mir vor,
Björn.«
*
Es gab keinen Zweifel: entweder war der Aufenthalt auf Marlos
dafür verantwortlich zu machen, daß Pepe und Carminia
diese Gabe entwickelt hatten – oder das steinerne Amulett aus
den Händen eines heiligen Mannes hatte damit zu tun. Seitdem
sich dieser flache Amulettstein in seinem Besitz befand, tat sich so
allerhand.
Daß die Zeitdauer des Aufenthaltes auf Marlos allein nichts
mit den neuen Erkenntnissen und Fähigkeiten zu tun hatte,
stellte sich schnell heraus. Auch Mahay war in der Lage, von Marlos
aus jeden beliebigen Punkt der sichtbaren Welt aufzusuchen.
Marlos und »Das Bild des Herrschers aus der Tiefe«
schienen gemeinsam dafür verantwortlich zu sein.
Um so verständlicher wurde, weshalb sich seit seiner
Rückkehr aus der Welt des Blutsiegels so erstaunlich viele
andere Leute um das Amulett bemühten. Ein niederer Dämon
hatte sein Leben dafür hergegeben. In diesem Zusammenhang auch
sah er die Bedrohung Richard Patricks, der gleich ihm auf der
Namensliste des Dämons gestanden hatte.
Patrick war in vieles eingeweiht. Das machte ihn zu einer
hochgefährdeten Person.
Es wurde eine besondere Nacht. Für alle. Auch für
Camilla Davies und Alan Kennan, für Tina Mariono, Anka
Sörgensen – und Jim.
Sie alle machten die gleiche Erfahrung: eine bestimmte Zeitdauer
der Anwesenheit auf Marlos war notwendig, um sich telekinetisch von
dieser sicheren, unsichtbaren Insel zu entfernen. Camilla Davies und
Alan Kennan gelang es. Anka Sörgensen nicht auf Anhieb. Das
bewies Hellmarks These.
»Ihr müßt noch ein bißchen üben«,
sagte er fröhlich. »Dann werdet ihr’s
schaffen.«
Für Tina Marino und Anka Sörgensen gab es, wenn sie den
»Sprung« wagten, gemeinsam überhaupt kein Problem.
Jeder für sich allein schaffte es allerdings nicht. Noch nicht.
Björn war davon überzeugt, daß nach einer geraumen
Zeit die bisher unbekannten Einflüsse – egal woher immer
sie auf der Insel stammten – einen Anlauf brauchten, um ihre
Wirksamkeit herbeizuführen.
Auch Jim würde demnach sicher davon profitieren.
Sie erkannten es alle mit Erstaunen und Befreiung: Marlos war mehr
als ein Zufluchtsort. Jetzt, da man diese neue Entdeckung gemacht
hatte, nahm man sie auch als Selbstverständlichkeit hin.
Marlos mußte einfach mehr sein. Es war zwingend logisch,
daß die Menschen, die auf dieser Insel Schutz und Ausgleich
suchten und an den Aufbau einer
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