Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
deponieren.
Für den Fall, daß sie beide von ihrem nächsten
Ausflug in das legendäre und unheimliche
»Teufelsdreieck« nicht mehr zurückkehren
sollten…
*
Der fliegende Mann umrundete den bizarren Stein, in dem sich eine
fremdartige Welt befand. Durch einen schleusenartigen Einstieg
unterhalb der »Kuppel« drang Mirakel in das Innere ein. Die
labyrinthähnlichen Gänge irritierten ihn nicht mehr. Er
hatte genügend Gelegenheit gefunden, sich mit der Umgebung
seinerzeit vertraut zu machen.
Hier im Innern gab es Sauerstoff und eine Vielzahl verwinkelt und
verschachtelt angelegter Räume, die zum Teil durch Gänge
miteinander verbunden waren, zum Teil in Sackgassen
mündeten.
Er glaubte richtig erkannt zu haben, daß die Formation und
Anlage dieser Räume ein bestimmtes System ergab, daß es
mit Mysterion, dem abtrünnigen und dann doch wieder
unterwürfigen Diener Rha-Ta-N’mys, zusammenhing, der hier
seine dämonische Strafe abzusitzen hatte.
Auf Atlantis schon war Mysterions Einfluß spürbar
geworden. Er hatte die Jahrtausende in diesem Gefängnis
verbracht und suchte verzweifelt nach Möglichkeiten, wieder in
das Spiel der finsteren Mächte zu kommen.
Mirakels erklärtes Ziel war es, dieses Wesen, das nur noch
seinen Kopf und seinen Geist zur Verfügung hatte, und wie eine
Spinne sein Netz wob, um Unheil und Verzweiflung zu säen, ein
für allemal auszuschalten.
Er hatte versprochen, zurückzukommen. Nun löste er
dieses Versprechen ein. Er erreichte die Kammer, in der Mysterion
seit Jahrtausenden schmachtete und neue gespenstische Gedanken und
Möglichkeiten ersann, um mit Hilfe einer sinnverwirrenden,
magischen Technik seine unheimlichen Pläne in die Tat
umzusetzen.
Mirakel war bereit, den Kampf zu beginnen. Er hatte gelernt.
Mysterion war geschwächt aus diesem Zusammenstoß
hervorgegangen.
Die Kammer, sonst hermetisch verschlossen – stand jetzt weit
offen. In dem Kabelgewirr und den blitzenden Metallstangen, in denen
sich vor kurzem noch Mysterions Gesicht in der Kopie des Jacques
Estrelle gezeigt hatte, gähnte Leere!
Mirakel spürte einen Stich im Herzen.
Mysterion, der Seelenfänger, war verschwunden!
*
Er kam näher. Langsam, einen Fuß vor den anderen
setzend. Sein Gesicht war starr wie eine Maske.
Richard Patrick hielt die Waffe gesenkt. Rauch quoll aus dem Lauf
und verflüchtigte sich.
»Björn?« kam es wie ein Hauch über die
blassen, zuckenden Lippen Patricks, der in diesem Moment aus der
dämonischen Trance erwachte. Deutlich war zu sehen, wie ein Ruck
durch seinen Körper ging.
Richard Patrick wurde bleich. Er sah das Gewehr in seiner Hand und
konnte sich nicht daran erinnern, wie es dazu gekommen war. Er
schleuderte es voll Wut über sich selbst gegen die Wand und ging
neben Hellmark in die Hocke.
Hatte er seinen besten Freund erschossen?
Er wollte Hellmark herumdrehen, da schlug der die Augen auf. Die
Blicke der beiden Männer begegneten sich.
Patrick atmete tief durch.
»Björn! Du lebst! Gott sei Dank!«
»Erst schießt du auf mich, dann freust du dich,
daß mir nichts passiert ist.« Hellmark richtete sich auf.
Patrick war ihm behilflich, auf die Beine zu kommen.
Der Verleger sah erleichtert aus.
»Als ich herauskam, habe ich gerade den Schatten noch
gesehen«, bemerkte Björn erklärend. »Ich habe die
Gefahr instinktiv registriert, ohne eigentlich zu begreifen, was
wirklich los war. Ich ließ mich in dem Augenblick fallen, als
der Schuß fiel. Ich hatte noch mal Glück.«
»So wie die Dinge stehen, kann es nicht weitergehen«,
erwiderte Patrick mit belegter Stimme. »Hier bist du nicht
sicher. Wir müssen einen Weg finden, diese furchtbare Situation
zu ändern.«
»Ich bin bereits dabei, den Weg zu suchen«, sagte
Hellmark. »Oceanus heißt das Ziel. Aber es ist nicht
einfach, es zu finden. Ich muß weg hier – dabei
möchte ich gern bleiben, weil ich meine Freunde nicht im Stich
lassen möchte.«
Patrick strich sich mit einer fahrigen Bewegung das Haar aus der
schweißnassen Stirn. »Wenn ich es eben nicht selbst erlebt
hätte – ich würde es noch immer nicht glauben. Die
Waffe in der Hand aber war der Beweis. Die Waffe – und der
Schuß!«
Die Kugel steckte im Verputz neben der Tür, durch die
Hellmark gekommen war.
Alles, was diesem Vorfall vorausgegangen war, konnte Patrick nicht
mehr rekonstruieren. Aber er konnte es sich denken. Er und seine hier
im Palais anwesenden Mitarbeiter waren wieder zusammengekommen. Sie
hatten ihren
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