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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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von einem opalisierenden Himmel, von lautlosen Schatten,
die aus dem Boden, den Zyklopenmauern und dem Himmel hervorbrachen
und fremdartig und bizarr umherstreiften.
    Mirakel gewann den Eindruck, als ob diese »unendliche
Welt« auf einer riesigen Plattform untergebracht sei, die sich
in ständiger Bewegung befände, auf einer Reise nach
Nirgendwohin… in die Ewigkeit? In die Zeit? In – und durch
die Dimensionen, wo es keine Zeit mehr gab?
    Waren dort alle diejenigen gefangen, deren Verschwinden zu den
ungeheuerlichsten Gerüchten Anlaß gaben? Und: waren diese
Gerüchte nicht blaß und schwach im Vergleich zu dem, was
wirklich dahinterzustecken schien?
    Das Auftauchen und Donovan Scains Worte waren nicht dazu angetan,
die Rätsel zu lösen. Im Gegenteil: sie verstärkten sie
eher noch.
    Unter all den Fragen, die unablässig in seinem Hirn geboren
wurden, stand eine wie ein Fanal: wie und warum kam Scain hierher?
Wie war es ihm gelungen, das »Meer der Reglosigkeit, wo Menschen
wie Pflanzen dahinvegetierten, ihre Hautfarbe veränderten, aber
keine Sekunde alterten« – zu verlassen?
    Warum erinnerte er sich daran nicht? Das war doch mit einer der
wichtigsten Punkte überhaupt!
    Frank Morell hatte Erfahrung gewonnen im Umgang mit den
Mächten der Finsternis. Seitdem er wußte, daß er
einst vor ferner Zeit als Dykte auf einem unbekannten Planeten
irgendwo im Universum schon mal gelebt hatte, seitdem er durch den
Magier Johann Fürchtegott Kellermann den Ort des Kristalls
erfuhr, war sein Leben anders und gefährlicher geworden. Aber
auch reicher. Er konnte in jeder Minute spüren, was es
bedeutete, übernatürliche Kräfte zu besitzen und sich
ihrer zum Wohl anderer zu bedienen.
    Die Begegnung mit Donovan Scain war für ihn ein
gespenstisches und ungeheuerliches Erlebnis, das in den Rahmen jener
Ereignisse paßte, die für ihn seit geraumer Zeit Alltag
geworden waren. Diese Begegnung faszinierte ihn. Aber sie machte ihn,
der sonst so aufmerksam und weitsichtig war, für einige Sekunden
lang auch unvorsichtig.
    Er dachte nicht mehr daran, daß Mysterion sein Gegner war.
Seine Aufmerksamkeit galt nur dem Veränderten, der
jahrzehntelang in einer anderen Dimension mit dem Gefühl einer
»Pflanze« gelebt hatte, und dessen Erinnerung nun langsam
wieder einzusetzen schien.
    Die konzentrierte Aufmerksamkeit, nur Scain geltend, wurde ihm zum
Verhängnis.
    Plötzlich war das Licht da.
    Der Strahl legte sich wie ein dicht gesponnenes, ihn zu Boden
reißendes Netzwerk über ihn.
    Mirakel warf die Arme in die Höhe. Instinktiv wollte er sich
noch herumwerfen, um zu sehen, von wo aus sein unsichtbarer Gegner
taktierte.
    Doch das schaffte er nicht mehr.
    Er stürzte, als ob Zentnergewichte sich auf seine Schultern
legten.
    Er ächzte, und es gelang ihm unter unsäglicher
Anstrengung, den Kopf zu drehen und zurückzublicken.
    Das vibrierende Licht durchstieß seine Aura, die ihn
normalerweise vor Weltraumkälte, vor Luft und Wasser und
jeglichem Element zu schützen imstande war. Das Licht schaffte
sich mit Gewalt Eingang, bohrte sich in seine Poren, und er meinte,
von Millionen und Abermillionen glühender Nadeln gleichzeitig
getroffen zu werden.
    Ein grausames, höhnisches Lachen, das aus der Tiefe einer
unendlichen Höhle zu kommen schien, ließ seinen
Schädel dröhnen.
    »Mysterion?« fragte Mirakel mit schwacher, kaum
hörbarer Stimme.
    Hinter ihm – an der Wand, die er vorhin vergebens nach
Mysterions Anwesenheit abgesucht hatte – war Mysterion! Aus dem
schillernden, grellen Netz, das aussah, als wäre es aus
zusammengeflochtenen Lichtbahnen geknüpft, brachen breite
Lichtstreifen, die ihn gefesselt hielten. Die Energie, die ihm aus
dem Dyktenkristall zur Verfügung stand, war hier ins Gegenteil
verkehrt, verursachte peinigende Schmerzen und höhlte seine
Kräfte aus.
    Mitten im Lichtnetz war ein Gesicht. Er sah es zum ersten Mal. Es
war Mysterions eigenes Gesicht, nicht das eines
Identitäts-Roboters, wie Jacques Estrelle einer gewesen war.
    Der Anblick dieses Antlitzes ließ auch noch den
niedergesunkenen Mirakel erschauern!
     
    *
     
    »Ich hatte dir angekündigt, daß ich es schaffen
werde, deinen Tod herbeizuführen!« dröhnte der
Unheilvolle, dessen Gesicht im Mittelpunkt des an ein Spinnennetz
erinnernden Gebildes hing.
    Mysterion hatte ein dreieckiges Gesicht, große, schräg
liegende Augen, einen tief dunkelvioletten, dreieckigen Haaransatz
und ein Glühen in den Augen, daß man meinte, es wurden
sich darin

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