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Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser

Titel: Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Meer. Ein Stöhnen und
Klagen, das sich in sämtlichen Kammern und Gängen brach,
widerhallte und zu einem gewaltigen Crescendo anschwoll.
    Mirakel stieß sich ab, verließ den Boden unter seinen
Füßen und war frei!
    Er stürmte direkt auf das furchteinflößende
Gesicht Mysterions zu. Die ausgestreckten Hände griffen in das
überdimensionale Lichtnetz. Es zuckte und blitzte, als ob ein
lautloses Gewitter sich entlade.
    Das Lichtnetz wurde zu einer wirbelnden Spirale, in denen rasend
schnell sich drehenden Mittelpunkt der Kopf Mysterions hineinragte,
als ob unsichtbare Raketentreibsätze gezündet worden
wären. Der Kopf, eben noch doppelt so groß wie ein
menschlicher Schädel, schrumpfte, war so groß wie ein
Fußball… jetzt nur noch Tennisball groß… dann
nur noch wie eine Murmel… nichts, weg…
    Es gab Mysterion nicht mehr!
    Chaotisch waren die Sekunden, die sich dem unheimlichen
Verschwinden des Unirdischen anschlossen.
    Lichtblitze zuckten aus den Wänden und Apparaturen. Morell
zerstörte das sinnverwirrende Kabelsystem, riß es
förmlich aus den Halterungen. Er riß Fetzen heißen
Metalls aus der Verkleidung und wirbelte es zur Seite. Die Kammer
wurde in dieser Sekunde zu einem einzigen feurigen Lichtball. Er
fühlte weder Hitze noch Schmerz. Da war nur ein
außergewöhnlich starker Druck, dem er nachgeben
mußte. Wie eine Lawine wälzte sich das Licht auf ihn,
trieb ihn aus der Kammer und schleuderte ihn an die
gegenüberliegende Wand.
    Mit dem Kopf knallte er dagegen, daß es sich anhörte,
als ob ein dumpfer, orientalischer Gong angeschlagen würde.
    Nicht der Sturz mit dem Kopf gegen die Wand war es, die für
das verantwortlich zu machen war, was nachkam. Das Licht selbst war
es, das in dieser Sekunde nochmal eine solche Wucht entwickelte, als
ob Mysterion alle seine kosmobiologisch fehlgesteuerten
Gegenkräfte einsetze, um doch sein Ziel noch zu erreichen.
    Morell stürzte wie unter einer Flutwelle und drehte sich im
Kreis, von Lichtmassen umwirbelt, in denen sich bizarre Schatten
zeigten, die darin eingeschlossen schienen wie Rieseninsekten in
Harztropfen.
    Davon aber merkte Mirakel nichts mehr. Wie eine Wand lag das Licht
auf ihm. Morells Körper wurde schlaff, und er verlor die
Besinnung, als das Licht sich aufzulösen begann, kraftlos und
schwach wurde.
    Flachatmend und nicht ahnend, wo er sich befand, lag der Mann in
der roten Dyktenhaut und der sich wieder aufbauenden Aura auf dem
Boden.
    Die Gefahr war gebannt. Die Station war leer. Mysterion hatte sich
an einen unbekannten Ort zurückgezogen… Aber das konnte
eigentlich nicht sein. War diese unterseeische Station denn nicht
sein – Gefängnis?
    Wie konnte ein Gefangener seine Zelle verlassen?
    War Rha-Ta-N’my zufrieden mit dem uneigennützigen
Einsatz ihres reumütigen und weich gewordenen Dieners? Hatte sie
die Zelle durchlässig gemacht?
    Zu all diesen Fragen konnte Frank keine Überlegungen
anstellen. Sein Bewußtsein war ausgeschaltet. Und so merkte er
auch nicht, daß doch noch Leben in der Station war.
    Links und rechts, zu beiden Seiten des langen, geraden Korridors,
schlossen sich massive Eisenwände wie Schotten. Es zischte und
fauchte, als die Luft verdrängt wurde.
    Dann bewegten sich diese Wände, lautlos und gespenstisch
langsam, aber unaufhaltsam. Genau auf Frank Morell zu, um ihn
zwischen sich – wie zwei Mühlsteine das Korn zerrieben
– zu zermalmen…
     
    *
     
    Noch zeigte sich die Sonne nicht. Da stand er schon auf.
    Björn fühlte sich trotz der wenigen Stunden, die er tief
und traumlos geschlafen hatte, frisch und ausgeruht.
    Nach einer eiskalten Dusche rasierte er sich, zog sich an und
verstaute den Behälter mit dem Schwert des Toten Gottes im
Kleiderschrank, den er abschloß. Die Schlüssel steckte er
ein.
    Dann ging Hellmark nach unten.
    Es war wenige Minuten vor sechs Uhr morgens.
    Er war überzeugt davon, der erste und vor allem einzige Gast
zu sein, der sich zu früher Stunde im Frühstückszimmer
aufhielt. Aber er irrte sich.
    Da war schon jemand. Ein junges Paar, das ins Gespräch und
ins Studium einer Seekarte vertieft an einem Seitentisch saß
und den Ankömmling nicht bemerkte.
    Björn saß in Hotels und Restaurants am liebsten an der
Fensterseite und dann so, daß er von seinem Platz aus das ganze
Lokal überblicken konnte.
    Er kam am Tisch des Paares vorüber. In der Karte war vor
Miami Beach ein spitz zulaufendes, weit ins Meer reichendes Dreieck
mit roter Tinte eingetragen.
    Das

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