Macabros 058: Oceanus, Geist der schwarzen Wasser
sich in seinem Denken und Fühlen wieder
Rha-Ta-N’my, sah hier seine große Hoffnung, die Wende in
seinem Schicksal. Er entwickelte mit der Technik und Magie, die ihm
zurückgelassen worden waren, neue Möglichkeiten und stellte
neue Überlegungen an.
Aus seinem Gefängnis heraus hatte er sich vorgenommen, die
Feinde der Dämonengöttin zu vernichten.
»Die Stunde der Abrechnung, die Stunde der Wahrheit ist
gekommen, Dyktenwurm!« freute Mysterion sich. Das unheimliche
Glühen in seinen Augen verstärkte sich, als ob jemand das
Feuer schüre. »Du wirst es nicht mehr erleben, wie Meere
und Kontinente zusammenbrechen, wie neue Kontinente aus dem
sprudelnden Magma des Erdinneren entstehen. Die Länder der
Dämonen! Keines Menschen Fuß wird zu diesem Zeitpunkt mehr
diesen Boden berühren. – Und ehe du stirbst, Mirakel,
sollst du wenigstens wissen, wieso Donovan Scain hierherkommen
konnte, wieso du ihm begegnet bist. Abgesehen von dem
Ablenkungsmanöver beweist dieses Experiment eines sehr deutlich:
mein Geist kann in Welten vordringen, die nach deinen kleinen
menschlichen Maßstäben gerechnet – für mich vor
wenigen Jahren noch unerreichbar gewesen sind.
Der Spalt zwischen den Dimensionen wurde jenen zum Gefängnis,
die durch meine bewußten und unbewußten Experimente in
die Kraftfelder gerieten. Ich wollte mir Menschen holen, um sie zu
vernichten, weil sie mich im Stich gelassen hatten. Sie wurden nicht
greifbar für mich. Ohne es zu ahnen, versetzte ich sie in den
Spalt zwischen den Dimensionen, einen Ort, von dem es ohne mein
Dazutun kein Entrinnen gibt. Die Welt dort ist Vorstellung und Wille.
Brechen Vorstellung und Wille zusammen, gibt es den Spalt zwischen
den Dimensionen zwar noch immer, aber nicht mehr jenes Reich, das
sich durch Gedanken bewegt, in dem die Zeit aber still steht. –
Dies alles wirst du in der Kürze deines Daseins, das dir noch
zur Verfügung steht, wohl nicht mehr begreifen können. Leb
wohl, Dyktenwurm. Dein Auftritt auf der Erde war nur kurz. Man wird
dich schnell vergessen.«
Triumph und Hohn schwangen mit in der Stimme, die das Innere von
Mysterions Kammer erfüllte.
Es war soweit!
Mysterion wollte ein Ende machen.
Zeit gewinnen! hämmerten Morells Gedanken. Dies war der
Höhepunkt der Kräfte, die auf ihn wirkten. Er fühlte,
daß das Lichtnetz, das hinterlistig und mit unbarmherziger
Wucht über ihn geschleudert worden war, um seine Kräfte
auszuhöhlen, schwächer wurde.
»Du lügst, Mysterion!« schrie Morell. »Du
bildest dir eine Macht ein, die du überhaupt nicht besitzt. Die
Welt im Spalt zwischen den Dimensionen – ist eine Farce. Donovan
Scain war eine solche! Wärst du tatsächlich imstande, die
Menschen dorthin zu versetzen, wie du behauptest, dann würdest
du mich erst recht dorthin verbannen.«
»Falsch, Dyktenwurm! Du hast dort nichts zu suchen. Feinde
wie dich, sollte man rechtzeitig vernichten und nicht erst dann, wenn
es zu spät ist. Ich hätte dir gern die Welt gezeigt, wie
sie sein wird, wenn es keine Menschen mehr gibt. Die im Spalt
zwischen den Dimensionen eingeschlossen sind, werden die einzigen
sein, die diese Welt als Beinahe-Menschen noch mal erleben. Du wirst
nicht darunter sein, weil sich diese Welt für Dyktenkräfte
nicht eignet.«
Da war mehr, viel mehr, was Mysterion ihm in seinem Triumph alles
noch hätte sagen wollen. Aber der Kopf im Lichtnetz
fürchtete sich davor, den Zeitpunkt zu überschreiten, der
für ihn kritisch wurde.
Mysterion ging kein Risiko mehr ein.
Er ließ sich nicht länger aufhalten.
Frank Morell alias Mirakel spürte förmlich die Unruhe
und Unsicherheit, die ihm entgegenschlug.
Mysterion wußte viel mehr, aber er hatte keine Zeit mehr,
seinen Triumph bis zur Neige auszukosten.
Morell setzte alles auf seine Karte.
Er wußte nicht, wie der Tod kommen sollte, was Mysterion
sich speziell für ihn aufbewahrt hatte.
Der Gedanke an diesen Tod aber ließ ihn ein Reservoir an
Kräften mobilisieren, die er selbst nicht für möglich
gehalten hätte.
Mirakels Körper straffte sich. Er kam aus der Hocke empor.
Der Dyktenkristall in Höhe seines Herzens pumpte den
kosmobiologischen Kräftestrom durch seinen Körper. Mirakel
warf sich förmlich gegen die Lichtwand.
Er spürte den Druck, der sich ihm entgegenstellte.
Aber der Druck wurde nicht länger aufrecht erhalten. Mirakel
spaltete die Lichtwand und verließ sie.
Ein langgezogenes Stöhnen und Klagen hallte durch das Innere
der Mysterion-Kammer, tief unten im
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