Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten
Spuren, die Alfredo
hinterlassen hatte und die… Sie wagte nicht, diesen Gedanken
weiter fortzusetzen.
Sie erreichte die Ruine, und ein Stöhnen entrann ihren
Lippen.
Das Tor war weit geöffnet – und der Burghof lag wie
einladend vor ihr.
Pete Long nur konnte das Tor geöffnet haben auf der Suche
nach Greenich…
*
Um die Mittagszeit, gerade als der große Regen begann,
verließ Frank Morell alias Mirakel Miami und kehrte in
Minutenschnelle nach Deutschland zurück.
In seiner Identität als Morell wurde er im Büro
»Gering und Krollmann« erwartet. Von seinem zweiten Leben
als Mirakel hatte man dort keine Ahnung, und Morell merkte, daß
es ihm immer schwerer fiel, seine bürgerliche Identität mit
der Mirakels zu vereinen. Da hatten sich im Bermuda-Dreieck und vor
allem im Unterwasserreich Oceanus’ Dinge entwickelt, die einer
dringenden Klärung und des ganzen Einsatzes bedurften. Er
mußte eine Möglichkeit finden, sein bisheriges Leben
aufzugeben…
Im Moment aber blieb ihm keine andere Wahl, als den Schein zu
wahren, seine Rolle und sein Leben als Morell weiter fortzusetzen,
obwohl die Mächte, die ihm feindlich gesinnt waren, ihn gerade
daran hindern wollten…
Eine akute Situation bestand im Augenblick nicht. Hellmark und er
kamen überein, daß Björn Macabros aussenden sollte,
wenn sich etwas entwickelte, das Mirakels sofortige Anwesenheit
erforderte.
Für den Dyktenmann bedeuteten Entfernungen nichts.
Björn blieb allein in Miami zurück.
Hier hatte er schon in den Morgenstunden erfahren, daß in
der letzten Nacht einiges passiert war, dem mit herkömmlichen
Erklärungen eben nicht beizukommen war. Obwohl man sich in der
Presse offenbar alle Mühe gab.
Da war der Zwischenfall auf der »Carat«. Er füllte
die Schlagzeilen der Zeitungen an diesem Tag. Eine unsichtbare und
rätselhafte Kraft hatte mal wieder mit aller Macht
zugeschlagen…
Da war die hohe Zahl der Vermißtenmeldungen, die in der
letzten Nacht von der Polizei aufgenommen worden war. Etwas
Näheres jedoch teilte niemand mit.
Hellmark fürchtete, daß alle diese Dinge im engen
Zusammenhang mit den Vorfällen standen, die durch ihr Eintauchen
in die andersdimensionierte Welt erfolgte.
Er suchte Kontakt mit Redaktionen und wurde abgewimmelt. Niemand
wollte Näheres mitteilen.
Dabei war aber eine genaue Kenntnis der Dinge für alle, die
noch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren, von
allerhöchster Wichtigkeit.
Diejenigen ahnten nämlich nicht die tödliche Gefahr, die
durch das Auftauchen der Schatten hier im Küstengebiet
entstanden war.
Niemand aber brachte die Vorfälle mit den Schatten in
Verbindung, das war das Verrückteste.
Von Schatten hatte nur einer bisher gesprochen: das war der Beamte
von der Coast-Guard, der in der letzten Nacht den Hilferuf George
Flunners entgegennahm.
Aber es gab eine Überlebende!
Die Polizei hatte demnach mehr Informationen, die inzwischen
offenbar auf höchster Ebene beraten wurden. Denn das, was die
gerettete Jugoslawin ausgesagt hatte, war Zündstoff.
Aber wie konnte man einen Feind bekämpfen, den man nicht
kannte?
Hellmark kannte den Feind und hatte den Schlüssel zu seiner
Besiegung in der Hand. Die Kenntnis, daß
Haophylkontromtetcoilak, der Schattenfürst,
dahintersteckte… Diese Kenntnis hatte außer Morell und ihm
sonst niemand…
Jetzt kam es darauf an zu wissen, wo die menschenfressenden
Schatten sich aufhielten, die wie ein Insektenschwarm über die
Opfer herfallen wollten.
In der letzten Nacht war ein Anfang gemacht worden. Wie würde
sich die Anwesenheit der Schatten-Leichenpilze in dieser Nacht
auswirken?
Er brauchte Informationen und es war schwer, für ihn als
Außenstehenden dort Informationen einzuholen, die imstande dazu
waren.
Er rief Richard Patrick in Dayton an, berichtete von dem, was er
in Erfahrung gebracht hatte und schilderte die Sackgasse, in der er
sich befand.
Er brauchte eine Empfehlung, einen Kontaktmann, der mehr
wußte oder ahnte – der aber wiederum im Gegensatz zu ihm
mit diesem Wissen oder dieser Ahnung nichts anzufangen
wußte.
»Die die Schatten beobachtet haben, sind verschwunden,
möglicherweise tot«, fuhr Björn fort. »Ich habe
etwas Derartiges erwartet. Es ist unmöglich, in das
Krankenzimmer zu der Jugoslawin Joana zu gelangen. Nicht für
mich, ich weiß. Aber wenn ich dort auf meine Art erscheine,
kriegt das Mädchen vielleicht einen neuen Schock…«
»Ich habe da eine andere Idee«, fügte Patrick
sofort an.
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