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Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten

Titel: Macabros 059: Die menschenfressenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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denn los mit dir? Du bist ja
vollkommen aus dem Häuschen.«
    »Peg!« entrann es den bleichen Lippen der Makler-Frau.
Sie schloß eine Sekunde lang die Augen.
    »Was hast du denn? Du zitterst ja am ganzen
Körper?«
    Olivia Santieno versuchte zu lächeln. Erstaunlicherweise
gelang es ihr. Und ihr fiel in dieser Sekunde sogar eine passende
Ausrede ein.
    »Hast du mich erschreckt, Peg! Wie kommst du denn hier
herein?«
    Peggy Dorson war eine Freundin, die auch in Miami wohnte.
    »Durch die Tür. Die war nicht abgeschlossen. Ich bin
etwas früher gekommen, es hat sich einfach so ergeben. Da haben
wir mehr Zeit zum Plaudern…«
    »Das ist fein, Peggy«, Olivia Santieno bekam sich
erstaunlicherweise rasch wieder unter Kontrolle. Peggy Dorson kam hin
und wieder zum Frühstück, wenn Alfredo außer Haus
war. Sie pflegte den Kontakt mit dieser Freundin, die so lebhaft
erzählen konnte und die immer über den letzten Klatsch in
der Gesellschaft unterrichtet war.
    »Warum bist du denn so gerannt, Olivia? Man hätte meinen
können, der Leibhaftige wäre hinter dir her?« Die
brünette Frau mit der burschikosen Frisur und dem sicheren
Auftreten musterte die Chilenin aufmerksam.
    Olivia lächelte, packte die Besucherin am Arm und deutete
nach oben auf den Balkon. Dort stand die Tür weit offen.
»Mir war, als hätte ich das Telefon gehört. Da bin ich
losgelaufen. Aber scheinbar doch nicht schnell genug, wie du
siehst.«
    Sie erwähnte keinen Ton über das, was sie meinte,
entdeckt zu haben. Sie würde sich nur lächerlich machen,
obwohl… sie hatte den Wunsch, sich mit jemand auszusprechen.
    Aber diesem Drängen durfte sie nicht nachgeben.
    Daß sie Peg an diesem Morgen zu sich eingeladen hatte, hing
sicher damit zusammen, daß sie jemand um sich haben
mußte, um abgelenkt zu werden. Es war ein Fehler gewesen, hier
im Haus zu bleiben. Sie hätte mit Alfredo die Reise antreten
sollten…
    Am liebsten hätte sie ihn jetzt sofort angerufen, als sie mit
Peggy Dorson ins Haus ging. Doch sie durfte Peggy gegenüber ihre
wahre Erregung nicht merken lassen.
    Sie plauderten, aber Olivia Santieno hörte nur mit einem Ohr
zu. Das Gespräch plätscherte an ihr vorüber, und sie
nickte nur manchmal mit dem Kopf oder machte eine beiläufige
Bemerkung. Mit ihren Gedanken war sie ganz woanders.
    Sie saßen gerade an dem kleinen runden Tisch in der von der
Sonne angestrahlten, bleiverglasten Nische, als der Türgong
ging.
    »Olala«, wunderte Peggy sich und zog die Augenbrauen
vielsagend hoch. »Der Mann ist erst seit einigen Stunden
außer Haus, und schon kommt der Hausfreund. Wen hast du denn
noch eingeladen, Liebste? Auch einen Kavalier für
mich?«
    Olivia erhob sich seufzend. »Ich hab’ keine Ahnung, Peg.
Eingeladen hab’ ich niemand.«
    »Dann hat vielleicht einer deinen Mann abreisen
sehen.«
    Sie lachten beide.
    Im Flur war neben einer Tür ein kleiner Fernsehschirm in die
Wand eingelassen, die Sprechanlage.
    Olivia drückte den Kontaktknopf. Ein fremder Mann stand unten
vor der Tür.
    »Ja, bitte?« fragte die Frau.
    Der dort unten vor dem Haus stand, konnte nur ihre Stimme
hören und wußte nicht, daß er gesehen wurde.
    »Madame Santieno?«
    Seine Stimme klang ruhig. Der Mann war Mitte dreißig und
trug ein schmales, dunkles Lippenbärtchen und einen hellen
Sommeranzug.
    »Ja…«
    »Mein Name ist Pete Long, Madame. Ich bin von der Polizei.
Ich hätte Sie gern gesprochen…«
    Polizei! Olivia kam es vor, als versetzte ihr jemand einen
Nadelstich.
    Jetzt fing es also an. Sie suchten Greenich, einen anderen Grund
für diesen frühen Besuch konnte sie sich nicht
vorstellen.
    »Darf ich Ihre Marke bitte sehen?«
    »Ah«, wunderte der Mann sich unten vor dem Tor.
»Sie können mich sehen.«
    Olivia nickte und dachte nicht daran, daß der andere sie
nicht sehen konnte.
    »Wenn Sie die Sprechanlage genau in Augenschein nehmen, dann
entdecken sie das dunkle Glasauge…«
    »Schon gesichtet, Madame«, sagte Pete Long
fröhlich. Er hielt seine Hand davor, nicht so dicht, daß
er das in den Türpfosten eingelassene Fernsehauge verdeckte.
    Deutlich war die Polizeimarke zu sehen.
    »Bitte, warten Sie! Ich komme.«
    »Es ist gut, Madame…«
    Olivia Santieno atmete tief durch. Sie entschuldigte sich bei Peg
und bat sie, schon mal tüchtig zuzugreifen.
    »Tut mir leid, Peg, daß ich dich jetzt allein lassen
muß. Das war nicht vorgesehen. Der Besucher… ein
Geschäftsfreund Alfredos. Ich bin gleich wieder
zurück…«
    »Laß dir nur Zeit!

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