Macabros 063: Die Feuerbestien aus Kh'or Shan
ging.
Eine solche Notlage war gegeben.
Der Zeigefinger des Schützen krümmte sich um den
Abzugshahn der Waffe. Jetzt mußte der Mündungsstrahl
aufflammen und das tödliche Projektil in Mahays Körper
jagen…
Der Schuß bellte auf. Genau in der Sekunde, als die
Schußhand wie von unsichtbaren Fäden emporgerissen
wurde.
In diesem Moment löste sich die Kugel und jagte sirrend gen
Decke, wo sie sich in eine alten Holzbalken bohrte, daß die
morschen Splitter wie Hornissen durch die Luft stieben.
Da war Mahay auch schon wieder auf den Beinen. Das alles ging so
schnell, daß die anderen dies erst begriffen, als der Inder
hinter dem Schützen stand. Blitzschnell entwand er ihm die
tödliche Waffe, hielt den Angreifer wie einen Schild vor sich
und preßte ihm die Mündung der Pistole zwischen die
Schulterblätter.
»Keine Bewegung. Dies gilt auch für euch«, sagte er
heiser, die drei anderen nicht aus den Augen lassend, die sich nach
der unerwarteten Reaktion wieder formiert hatten und die noch nicht
begriffen, wie es zu diesem mißlungenen Verlauf gekommen war.
»Macht keinen Unfug! Werft die Waffen auf den Boden! Wenn auch
nur einer von auch es mit einem faulen Trick versucht, dann ist es um
die Gesundheit eures Freundes schlecht bestellt…«
Rani musterte seine drei Gegenüber. Gut gekleidete,
kräftige Männer. Keiner sah aus wie ein Mörder.
Zwei warfen ihre Waffen sofort ohne nochmalige Aufforderung zu
Boden. Der Dritte – einen guten Kopf kleiner als Mahay, mit
einem schwarzen Schnauzbart und dicht gewelltem, glänzendem Haar
zögerte.
»Das galt auch für Sie, Senor!« sagte Rani
scharf.
Der andere nickte bedächtig und hielt die Waffe mit der
Mündung zum Boden. »Egal wie immer Sie es auch anstellen,
Senor – Sie kommen nicht weit«, sagte der
Schnauzbärtige mit belegter Stimme. »Es ist besser, Sie
lassen die Waffe fallen, ehe dieses Jägerspiel mit Ihrem Tod
endet. Wir sitzen am längeren Hebel.«
Mahay lachte leise. »Ihr verkennt die Situation. Und ich
glaube, ihr seid mir eine Erklärung schuldig. Weshalb dieser
Überfall?«
»Wir hatten das Recht, Sie aufzuhalten. Dies ist nicht Ihr
Zimmer.«
Mahay nickte. »Das ist richtig. Und doch habe ich das Recht,
dort hineinzugehen. Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein,
daß ich im Besitz des Schlüssels bin. Legal. In diesem
Zimmer wohnt ein Freund…«
Der Schnauzbärtige hielt noch immer die Waffe gesenkt. Mit
scharfem Blick musterte er den Inder, der sich hinter dem anderen
Spanier verschanzte.
»Wenn Professor Merthus Ihr Freund ist – dann haben Sie
eine merkwürdige Art, Ihre Freunde zu behandeln. Ist das immer
mit einem – Mordanschlag auf diejenigen verbunden?«
Jedes einzelne Wort wirkte auf den Inder wie ein Hammerschlag.
»Wovon reden Sie da? Was hat das alles zu bedeuten?«
Auf der Stirn des schnauzbärtigen Gegenüber Mahays
entstanden steile Unmutsfalten. »Sie scheinen ein verdammt
schlechtes Gedächtnis zu haben, Senor… Das alles führt
nur dazu, daß Sie Ihre Situation nicht verbessern, sondern
laufend verschlechtern. Sie widersetzen sich Ihrer Festnahme und
damit der Polizeiordnung. Glauben Sie nicht, daß Sie
ungeschoren davonkommen! Selbst mit unserem Kollegen als Geisel ist
die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre Flucht erfolgreich sein wird,
sehr gering.«
Rani Mahays Gesicht war ein einziges Fragezeichen. Polizei!
Mordanschlag auf Professor Merthus?
»Ich bin Capitano Montez und habe den Auftrag, Sie wegen
Mordverdacht an Professor Merthus festzunehmen.«
»Aber das kann nicht sein!« rief Mahay aufgebracht.
»Ich bin mit Professor Merthus befreundet. Wenn er noch lebt, so
führen Sie mich zu ihm. Er wird es Ihnen bestätigen.
Dürfte ich bitte Ihre Marke sehen, Capitano?«
Mahay ließ den Mann nicht aus den Augen. Der schob die
rechte Hand in die Hosentasche und fingerte eine Plakette heraus, die
er mit ausgestrecktem Arm vor sich hielt.
»Sie alle sind – von der Polizei?« Mahays Blick
schweifte in die Runde.
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Wir waren gerade dabei, Senor. Aber Sie gaben uns keine
Gelegenheit dazu.«
»Es liegt ein Mißverständnis vor.«
Capitano Montez nickte. »Um so besser für Sie. Dann wird
sich ja alles zu Ihrer Zufriedenheit aufklären.«
Ohne weitere Aufforderung nahm Mahay die Waffe herab und
drückte sie dem verdutzten Mann, den er in Schach gehalten
hatte, in die Hand. Dann kam er hinter dem Beamten vor.
Die beiden Begleiter des Capitanos bückten sich sofort
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