Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

beiden Männer flogen auf das riesige, rote Gebilde zu,
das sich bizarr, fremdartig und bedrohlich gegen den schwarzen Himmel
abhob.
    Der Flug in die rote Tiefe erfolgte ungewöhnlich schnell und
so rasant, daß ihnen die Luft wegblieb.
    Zwischen den roten Schleiern und den herumgewirbelten und sich
überschlagenden kahlen, buschähnlichen Gebilden zeigten
sich in der Ferne winzige Punkte, die in der Form entfernt an
Menschen erinnerten.
    Nicht weit von sich entfernt nahm Arson noch etwas wahr.
    Ein großes, kugelrundes, silbern glänzendes
Gebilde.
    Das war – sein Zeitschiff, mit dem er aus der Zukunft der
Erde in diese Welt eingedrungen war, um deren Geheimnis zu
lösen!
    Auch das Zeitschiff, das an einem sicheren Ort gestanden hatte,
wurde ein Opfer dieses blutigen Sturms, der jetzt auf den gewaltigen,
dunkelroten Weltenkörper zutrieb, von dem sie nicht
wußten, was sie dort erwartete.
    Doch dann fiel es dem Mann mit der Silberhaut wie Schuppen von den
Augen.
    Er wußte nicht, weshalb es so gekommen war, doch es gab
für ihn keinen Zweifel mehr daran, daß dieses Gebilde
nicht aus dem Kosmos herauskam, sondern wie eine Masse, die sich
langsam im Nichts bildete und aus der ›Zwischenwelt‹
hervorquoll.
    Dies war das unenträtselte, bedrohliche Sargassofeld, ein
Teil des Nichts, das sie jedoch wahrnahmen wie einen blutroten,
menschenleeren Mond.
    Menschenleer?
    Da war er mitten im Gespinst, mitten zwischen den Schleiern, die
jene Welt bedeckten oder aus denen sie möglicherweise bestand
– und er erkannte, auf welche Weise jene festgehalten wurden,
die hierher geraten waren.
    Menschen und Gegenstände hingen wie Fliegen in einem
Spinnennetz, inmitten wogender Wolkenschleier.
    Weder die Gegenstände noch die Menschen bewegten sich.
    Wie Statuen klebten die Gestalten im Nichts.
    Nur die roten Schlieren befanden sich in ständig kreisender
Bewegung in dem Strudel über den kraterförmigen Gebilden
und rund um die ganze Welt, die überall, wie hier an diesem
Punkt, gleich zu sein schien.
    Arsons Zeitschiff war schneller als er. Es raste an ihm
vorüber, näherte sich einem der gewaltigen Krater und
verharrte von einer Sekunde zur anderen in vollkommender
Bewegungslosigkeit.
    Dann war Arson selbst an der Reihe.
    Eine unbegreifliche Kraft trieb ihn hinein in das Nichts, in das
Sargassomeer, das von dämonischem Geist erhalten und gesteuert
wurde.
    Er selbst wurde Opfer. Dabei war er gekommen, um den Opfern zu
helfen.
    Niemand mehr sah man an, daß diejenigen noch lebten, die
sich hier aufhielten.
    Einige waren erst vor kurzer Zeit hier eingetroffen. Vielleicht
vor Stunden… Tagen… oder Monaten. Andere wiederum befanden
sich hier seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden, ohne es zu
wissen.
    Denn – für sie war die Zeit zum Stillstand gekommen.
    Als auch Arson seinen endgültigen Platz erreicht hatte, den
er weder erwählen noch bestimmen konnte, lösten sich die
schlangengleichen Lianen von seinem Körper, fielen von ihm ab
wie trockenes Laub und zerbröckelten, als ob unsichtbare
Hände sie zerreiben würden. Sie verwehten irgendwo in der
roten Unendlichkeit.
    Arson war von Schlieren umgeben, deren Bewegung er nicht mehr
wahrnahm.
    Sein Körper wurde starr, es gab für ihn kein Oben und
Unten mehr, kein Links, kein Rechts. In dem Augenblick, als er den
Endpunkt im Sargassofeld erreicht hatte, setzte sein Herzschlag aus,
brauchte er nicht mehr zu atmen.
    Der Gedanke, den er zuletzt gedacht hatte, blieb ihm erhalten: Wie
man es wohl anstellen könne, jene unsichtbaren Taue zu kappen,
die das Leben hier ketteten.
    Er konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören und
fühlen.
    Es war, als wäre eine große, unendliche Isolation
über ihn gekommen.
    Er wußte nur noch: Ich existiere. Das war alles.
     
    *
     
    Das war das Ende!
    Keiner von ihnen würde wohl diesen Sturz in die Tiefe
überstehen.
    Kaum in die Schwarze eingetaucht, versuchte Björn Hellmark
mit äußerster Konzentration, seinen Doppelkörper
Macabros entstehen zu lassen, um sich selbst und Rani Mahay zu Hilfe
zu kommen.
    Doch er befand sich auf Kh’or Shan. Hier waren seine
Fähigkeiten begrenzt. In Sequus’ Einflußbereich
konnte er seine übersinnlichen Kräfte nicht ausspielen.
    Dies mußte damit zusammenhängen, daß er vor
langer Zeit selbst schon mal als Kaphoon, der Namenlose, in diesen
Bezirken aufgetaucht war, daß sich die Einflüsse aus jener
Zeit hier gehalten hatten und sich nun gegenseitig
neutralisierten.
    Aber was war das?
    Die Schwärze