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Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts

Titel: Macabros 067: Arson - Gefangen im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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unbedingt in der Vergangenheit –
oder in diesem Fall in ihrer Gegenwart – näher
ergründen müssen, um die Dämonen an ihrer
unabänderlichen Absicht zu hindern, zu allen Zeiten in der Welt
und an allen Orten Besitz zu ergreifen vom lebendigen
Leben.«
    Es schien, als wolle Arson diesen Worten noch einige
erläuternde hinzufügen, doch er unterbrach sich
plötzlich.
    Er schien etwas entdeckt zu haben.
    »Da ist etwas«, murmelte er. Er bat Arnd Olin, von der
Tümpeloberfläche abzugehen, und verließ sie dann
selbst.
    Wie unter dem Ring an einem Einmachglas, so schob er seine Finger
über den Wulst des Randes, und der Schwede sah zu seiner
Überraschung, daß die Fingerkuppen unmittelbar hinter dem
Rand zwischen Wulst und ›Abdeckplatte‹ des giftgrünen
Sees verschwanden.
    Dann tat Arson etwas, was ihm plötzlich in den Sinn gekommen
zu sein schien.
    Mit einem kurzen, scharfen Ruck zog er beide Hände an, und
ein dunkles, rätselhaftes Gluckern unter der Platte drang
hervor.
    Mit aufgerissenen Augen verfolgte Arnd Olin, wie sich Arson gegen
die Platte stemmte und sie langsam in die Höhe hob. Auf der
anderen Seite kippte die an Jade erinnernde Fläche einfach in
den See und stellte sich in der Mitte aufrecht.
    Arnd Olin glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Was Arson da herausgefunden hatte, war großartig und
rätselhaft. Es war ihm gelungen, hinter das Geheimnis des
›Verschlusses‹ zu kommen, der die Platte festhielt. Es
wäre nur logisch gewesen, daß sich unter dieser
grünen Fläche nun jene Flüssigkeit befunden
hätte, die den See erfüllte.
    Aber dem war nicht so!
    Darunter gähnte schwarz und unergründlich ein Loch. Der
See darunter war gar kein See, sondern ein tiefer, schwarzer Schacht,
der von dem vermeintlichen grünen Wasser, in dem die Fremde
versunken war, nur in einer Höhe von etwa zehn Zentimetern
bedeckt war.
    Und diese Fläche – die manchmal flüssig, manchmal
fest war – schwebte praktisch unterhalb des oberen,
wulstförmigen Randes, um zu verbergen, was sich in Wirklichkeit
darunter befand…
     
    *
     
    Arson atmete tief durch und richtete sich auf.
    »Ich habe es geahnt. Doch nun erst hab’ ich
Gewißheit erhalten. Es gibt eine Möglichkeit, dorthin
einzudringen, wo jene Unglücklichen für alle Zeiten
gefangen gehalten werden. Ob sie nun aus freiem Willen oder durch
einen Zufall in diese Welt der Fallen gerieten. Jedes Mal, wenn ein
Mensch verschwand, konnte ich beobachten, daß gleich darauf,
nachdem er im grünen See verschwunden war, dessen
Oberfläche fest und scheinbar undurchdringlich wurde. Aber dem
ist nicht so, wie wir nun feststellen können. Nach jedem
Ereignis verhärten die Oberflächen der Flüssigkeiten
sich – offensichtlich aus einem ganz bestimmten Grund. Es ist
wie eine Art Schutzschicht, die verhindern soll, daß noch
jemand unmittelbar nach einem Vorfall in die Öffnung gerät.
Es sieht ganz so aus, als ob hier alles chronologisch der Reihe nach
ablaufen müsse, um keine Störung herbeizuführen. Dies
wiederum würde sich mit Vermutungen decken, die über diese
Welt bestehen…«
    »Arson. So sieh doch!« stieß Arnd Olin
plötzlich hervor, dem Mann mit der Silberhaut ins Wort
fallend.
    Die nach oben gekippte, zehn Zentimeter dicke Abdeckplatte des
Tümpels begann zu schmelzen, als ob plötzlich eine
ungeheure Hitze sie träfe. Schwer und zäh flossen die
Tropfen über den Rand. Die grüne Masse verflüssigte
sich. Aber sie tropfte nicht in das Innere des Schachtes, um irgendwo
in unauslotbarer Tiefe zu verschwinden – nein, sie fiel nur etwa
zwölf Zentimeter tief und schwebte dort im Nichts, breitete sich
aus und bildete eine hauchdünne, zerfließende Schicht, die
erst noch zähflüssig und dann dünnflüssig
wurde.
    Aus der massiven Platte wurde wieder eine spiegelglatte, aber
durchlässige Oberfläche.
    Arson, der Mann mit der Silberhaut aus der Zukunft der Erde, wurde
daran gehindert, das zu tun, was ihm eigentlich in den Sinn gekommen
war.
    Plötzlich das Rascheln…
    Sie wußten beide, was es bedeutete.
    »Nichts wie weg hier!« brüllte Arson.
    Aber schon stießen die schwarzen, trockenen Zweige
blitzschnell aus dem Boden neben ihm, und ehe er sich versah,
umschlangen ihn die ersten Lianen, hielten ihn fest und warfen ihn zu
Boden.
    Es zischte und raschelte rundum, und aus hunderten von
Löchern nahe der anderen Tümpel, die oft nur wenige
Schritte voneinander entfernt lagen, stiegen weitere schwarze Lianen,
wandten sich wie Schlangen

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