Macabros 069: Gigantopolis - Alptraumstadt
einen
Sack über die Schultern und begann durch die dunkle Gasse zu
rennen. Im gleichen Augenblick tauchten hinter ihnen die ersten
Monster aus Gigantopolis auf.
Ein erschrecktes Piepen und aufgeregte Stimmen machten sich in
derselben Sekunde bemerkbar.
Man hatte sie gesehen. Die Eindringlinge waren entdeckt.
Jetzt konnte nur noch schnelle Flucht helfen.
Rani lief zum Ende der Gasse und bog dann nach rechts ab, um den
Weg wieder zurückzukommen, wo Carminia, Pepe und Jim, der
Guuf,warteten.
Kaphoon und Arson blieben dicht hinter ihm. Aus allen Richtungen
kamen nun die Monster. Manche waren so breit, so gewaltig, daß
sie nicht durch die schmalen Straßen paßten und an der
Seite stehen bleiben mußten, um anderen die Möglichkeit zu
geben, die Verfolgung aufzunehmen.
Schlangengleiche Wesen mit verformten Menschenköpfen,
echsenartige Tiere mit Schuppen und grotesken Auswüchsen waren
ebenso hinter ihnen her wie gespenstig aussehende Figuren, die ein
Maler des Grauens nicht besser hätte auf die Leinwand bringen
können.
Die Freunde kamen sich nun wahrhaftig vor wie in einen Alptraum
versetzt.
Eine solch schauderhafte Wirklichkeit konnte sich niemand von
ihnen vorstellen. Die Spukgestalten drangen von allen Seiten auf sie
ein. Von einer Seitengasse löste sich aus dem Schatten eine hohe
Gestalt, die über zwei lange, schlangengleiche Arme
verfügte und die blitzschnell durch die Luft schob, ruckartig
gegen Kaphoon vorstieß, um diesen zu Fall zu bringen.
Doch instinktiv hatte der »Sohn des Toten Gottes« die
Gefahr erkannt.
Zischend kam sein Schwert in die Höhe.
Er durchbohrte den Angreifer, der sich in einer gelben, nach
Schwefel riechenden Wolke auflöste und den ätzenden Gestank
um sie herum noch verstärkte.
Und weiter ging es…
Rani erreichte das Ende der Gasse und brüllte Carminia, die
weiter vorn wartete, einen Befehl zu.
Die Brasilianerin begann sofort zu laufen. Pepe und Jim rannten
ihr voraus, auf Rani zu.
Den Weg zurück zum Tor, das sie offen gelassen hatten und in
dessen Nähe sich ihre Reitpferde befanden.
Im Bruchteil von Sekunden hatten sich die Dinge zugespitzt, und
nun kam es darauf an, das Beste für alle daraus zu machen.
Kaphoon und Arson konnten vier weitere Monster erlegen und
erreichten dann das Tor, das Pepe mit parapsychischen
Kraftströmen weit aufschwingen ließ, damit sie gleich ins
Freie konnten. Dadurch gewannen sie wertvolle Sekunden.
Hunderte, Tausende von Ungeheuern wälzten sich durch die
engen Gassen, und die ganze Stadt schien in diesen Sekunden zu
unheimlichem, unwirklichem Leben zu erwachen.
Sie alle waren hinter ihnen her, aber ihr Weg führte sie nur
bis zum Tor. Nicht weiter.
Erschöpft erreichten die Freunde die Senke hinter dem
Hügel, warfen sich auf ihre Pferde und jagten davon.
Ihr Ziel war Kaphoons Versteck.
Unbehelligt kamen sie dort an.
Der Morgen graute, als Björn Hellmark, der auf Kaphoons Bett
lag, zum ersten Mal die Augen aufschlug.
Anfangs begriff er nicht, wo er sich befand, und meinte, in einen
Spiegel zu sehen, als er Kaphoon gegenüberstand.
Carminia war es, die Aufklärung brachte, und durch ihr
geschicktes Verhalten und durch die gereinigte, harmonische
Atmosphäre in diesem Versteck schwand der Bann, den Apokalypta
in Björn eingepflanzt hatte.
Wie ein Puzzlespiel setzte sich alles für ihn zusammen.
»Der Kreis schließt sich«, sagte er nach langer
Zeit und vielem Zuhören. »Die Begegnung zwischen Kaphoon,
der ich mal war, und mir zeigt, daß ein Punkt erreicht ist, wo
wir alle lernen müssen, umzudenken und umzukehren. Jetzt
weiß ich, warum es mich immer in die Vergangenheit
zurückzog, weshalb ich immer etwas suchte, ohne es jedoch in
Worte fassen zu können. Es war – Kaphoon, denn er
weiß um die Ereignisse, die Rha-Ta-N’my und Molochos in
die Wege geleitet haben.«
Kaphoon nickte. »Auch für mich schließt sich der
Kreis. Ich werde die Gelegenheit nützen, dir diese drei
kostbaren Manjaaugen zu überreichen, mit deren Besitz du
Molochos bezwingen kannst. Doch nicht hier in dieser Zeit, sondern in
der, in der dein Leben sich abspielt. Du wirst sie nötiger haben
als ich, der seinen Aufenthalt hier beenden wird. Wir sind keine
Feinde, sondern Freunde, obwohl Apokalypta uns gegeneinander
aufhetzte. Sie weiß auch sehr gut warum. Unsere gemeinsame
Begegnung wird ihr Ende bedeuten. Denn gemeinsam sind wir
stärker als sie und die Armee der Schrecklichen, die sie um sich
geschart hat. Dies ist unsere erste, bewußte
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