Macabros 071: Spinnenritter greifen an
behauptete, daß noch niemand sie recht gesehen
hätte.
Auf dem Parkplatz standen an diesem späten, regnerischen
Abend nur wenige Fahrzeuge.
Zwei spanische, zwei französische und eines deutscher
Herkunft.
Das mit dem deutschen Kennzeichen stammte aus Berlin. Der Mann,
der mit diesem silbergrauen Ford-Mustang gekommen war, hatte sich als
Hans Gerhold ausgewiesen. Einen Reisepaß mit diesem Namen hatte
er – wie allgemein in spanischen Hotels üblich –
abgegeben.
Doch keiner kam auf die Idee, daß etwas mit diesem Paß
nicht stimmen würde. Es gab überhaupt keinen Grund, den
dunkelhaarigen, freundlichen Mann in irgendeiner Weise mit einer
zwielichtigen Sache in Verbindung zu bringen. Verdacht zu
schöpfen, daß der Paß möglicherweise
gefälscht sein könne, schien absurd.
Und doch war es so! Allerdings auf ganz »legale«
Art…
Hans Gerhold hieß in Wirklichkeit James Bannister. Unter
diesem Namen war er auch der CIA in Amerika ein Begriff. Bannister
war CIA-Agent, lebte aber seit Jahren in Berlin.
Der wie ein harmloser Geschäftsreisender aussehende Mann
hatte für sein Land schon manchen wichtigen Geheimdienstauftrag
zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten erledigt. Bannister verstand es
wie kein zweiter, Verdächtigen und Unverdächtigen
interessante Einzelheiten zu entlocken, die sich nachher auf
irgendeine Weise vorteilhaft verwenden ließen.
Bannisters Spezialität waren Falle, an die nicht jeder so
leicht heranging. Dafür fiel es ihm um so leichter.
Diesmal war er von seiner Organisation beauftragt, einen
Amerikaner zu beschatten, der vor genau einer Woche im
»Cordoba« eingetroffen war und seither das Haus nicht mehr
verlassen hatte.
Es war ein Amerikaner, um den sich ein merkwürdiges
Gerücht rankte und der als Reporter Joe Brownen kein Unbekannter
in den Staaten war.
Unter seltsamen Vorzeichen war Brownen vor rund vierzehn Tagen
nach Tokio abgeflogen, dort aber nie angekommen.
Die Maschine, für die er gebucht hatte, war spurlos
verschwunden und hatte ihr Ziel nie erreicht. Ein großes
Rätselraten in der Welt hatte eingesetzt. Es gab nur einen
Schluß: der Jumbo-Jet war auf dem Weg nach Asien ins Meer
gestürzt. Suchflugzeuge waren ohne Ergebnis
zurückgekehrt.
An Bord der Maschine hatte sich unter anderen auch Joe Brownen
befunden. Das stand fest.
Wieso konnte Brownen dann wieder in New York auftauchen, wurde
kurz darauf auch in anderen amerikanischen Städten gesehen und
flog eines Tages, ohne daß es einen besonderen Grund gehabt
hätte, nach Spanien?
Brownens Verhalten war mehr als merkwürdig. Höchste
Stellen waren daran interessiert, was mit diesem Mann war, wieso er
noch lebte, obwohl er doch in der verschwundenen Maschine mitgeflogen
war. Irgend etwas stimmte mit diesem Mann nicht. Sein Verhalten war
höchst rätselhaft.
Eben um herauszufinden, was da im argen lag, war die CIA umgehend
tätig geworden.
James Bannister alias Han Gerhold hatte während seiner
Anwesenheit im »Cordoba« noch keine Gelegenheit gehabt,
Brownen zu sehen. Der Reporter ließ sich – so viel stand
fest – regelmäßig die Mahlzeiten aufs Zimmer bringen
und stand mit dem Hauspersonal auf gutem Fuß. Auch Gerhold
hatte sich mit dem Personal so weit angefreundet, daß er
dadurch schon einiges in Erfahrung gebracht hatte, was Brownen
betraf.
So hatte der seine »Versorger« wissen lassen, daß
er an einer Arbeit schreibe, die für ihn sehr wichtig sei und er
jede Minute nutzen wolle. Deshalb habe er sich in diesem einsamen
Hotel einquartiert, weil er glaubte, hier am besten arbeiten zu
können.
Bannister hatte einen Flirt mit dem Zimmermädchen angefangen,
das im Haus angestellt war und heute seinen freien Tag hatte.
Diesem Mädchen hatte er versprochen, sich mit ihm am Abend in
einer Dorfbodega zum Fischessen zu treffen.
Juanita Ramon, schwarzhaarig, glutäugig, an eine Zigeunerin
erinnernd, war ein Mädchen, das es dem Agenten nicht schwer
gemacht hatte, sie kennenzulernen. Durch sie hoffte Bannister, mehr
zu erfahren.
Juanita war die einzige, die Joe Brownen während der letzten
Woche praktisch Tag für Tag gesehen hatte, die ihm das Zimmer
aufräumte und genau berichten konnte, was sich hinter der
Tür wirklich abspielte.
Der CIA-Agent durchquerte das Lokal, das im maurischen Stil
eingerichtet war. Die dunklen Möbel hoben sich von den groben,
weißgekalkten Wänden in scharfem Kontrast ab und kamen so
am besten zur Wirkung.
Im Kamin prasselte das Feuer, und drei Gäste aus dem Dorf
saßen
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