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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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es nicht
zu tun.
    Da sie ganz hinten saß, merkten zum Glück ihre Besucher
nichts davon.
    Eve dagegen konnte die andern, die vor ihr saßen, genau
beobachten.
    Und sie machte eine erstaunliche Feststellung.
    Eve Finigan sah, wie Susan Kenton plötzlich zusammenfuhr,
sich steif aufrecht setzte und dann langsam nach ihrem Nacken griff,
als würde der sich plötzlich verspannen.
    Von der Seite konnte sie in Joes Gesicht sehen.
    Der saß da, als würde seine Miene zur Maske
erstarren.
    Auch George und Peggy wirkten erschrocken.
    Also ging es ihr nicht allein so!
    Etwas unbeschreiblich Bedrohliches lag in der Luft, wehte sie an
wie der Hauch des Todes…
    Eve Finigan fühlte körperlich das in ihr aufsteigende
Entsetzen.
    Dabei war nichts weiter zu sehen als eine unheimliche Burg, die
sich schwarz und schemenhaft hinter wabernden Nebeln aufzeichnete.
Hinter winzigen, quadratischen Fenstern waren vereinzelt flackernde
Lichter zu sehen.
    Der Wind heulte klagend.
    In den Baumwipfeln raschelte und rumorte es, als hielten sich dort
Unsichtbare verborgen.
    Die ganze Atmosphäre auf der Leinwand wirkte sich auf die
Betrachter in einem Maß aus, wie es vollkommen unnatürlich
war.
    Die Kamera näherte sich jetzt einem der Fenster, hinter dem
flackernder Lichtschein zu erkennen war.
    Geheimnisvolle, murmelnde Geräusche im Hintergrund!
    Eve Finigan blickte sich unwillkürlich um. Sie meinte, die
Stimmen kämen direkt aus dem niedrigen Buschwerk seitlich der
Hütte.
    Bildete sie es sich nur ein – oder war es Wirklichkeit? Der
Wind in den Bäumen ringsum war kräftiger geworden, die Luft
kühler…
    Das diffuse, rötliche Licht füllte jetzt die Leinwand.
Eine blakende Fackel wurde eingeblendet. Scharf und hart waren die
bizarren Schatten, die sie an Wand und Decke warf.
    Dann eine große Tafel… Viele Menschen saßen
daran… In historischer Kleidung…
    Großaufnahme!
    Am Tischende war Morgan Finigan zu erkennen. Herzhaft biß er
in eine gebratene Gänsekeule. Das Fett tropfte von seinen
Mundwinkeln.
    Die Menschen am Tisch waren ausgelassen und bei bester
Stimmung.
    Unter ihnen befand sich auch Eve Finigan.
    Das Ganze war wieder harmlos und hatte mit der Szene zuvor
überhaupt nicht das geringste zu tun.
    Dieser historische Abend in einem englischen Schloß lag gut
ein Jahr zurück. Da hatten sie einen Europatrip gemacht.
    Diener tischten ständig neue Gerichte auf und brachten in
tönernen Gefäßen frischen, kühlen Wein.
    Den genossenen Alkohol sah man den meisten Teilnehmern der
Tischrunde an.
    Da wurde gelacht, gescherzt und gesungen. Wie in vergangenen
Zeiten warfen die Esser die abgenagten Knochen einfach hinter sich,
schütteten aus Zinnhumpen den Wein in ihre Kehlen und fuhren
sich mit weiten Ärmeln über ihre fettigen Münder,
daß man meinte, im Mittelalter zu Gast zu sein.
    Und seltsam…
    Die ganze Stimmung im Innern dieses großen Saales wurde
übertragen auf die Zuschauer, die das Gefühl hatten, mitten
am Geschehen teilzuhaben.
    »Merkwürdig«, kam es halblaut über Susan
Kentons Lippen. »Die Szenen sind unheimlich realistisch. Wie
hast du das bloß gemacht, Morgan? Du hast die Atmosphäre
so intensiv eingefangen, daß es einem schon beim Anblick der
mächtigen Burg eiskalt über den Rücken
läuft…«
    Eve Finigan versuchte sich von dem Geschehen auf der Leinwand zu
lösen.
    Sie richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf den surrenden
Projektor, um sich klar darüber zu werden, daß das
Geschehen vor ihnen nicht Wirklichkeit war, sondern nur Film.
    Aber die bedrohliche Atmosphäre ringsum blieb so
konzentriert, daß sie das Gefühl hatte, außer ihnen
wäre noch jemand da, der alles mitbekam und dessen Anwesenheit
diese unangenehme Stimmung verursachte.
    Wie empfand Morgan die Atmosphäre?
    Er stand neben dem Projektor und wirkte nervös.
    Die Blicke des Paares begegneten sich. Stumm verstandne sie
sich.
    Also auch Morgan.
    Und wie sie, so schien auch er keine Erklärung für die
unheimliche Situation zu haben. Sein Achselzucken sagte dies aus.
    Jetzt war wieder groß das Burgfenster im Bild. Von der Seite
näherte sich ein Schatten.
    Ein Kopf war zu sehen, eine Schulter.
    Dann drehte der Kopf sich langsam Richtung Zuschauer. Und die
starrten in das abstoßende, grinsende Gesicht eines
Totenschädels!
    Peggy Sittger riß die Hand an die Lippen, um nicht laut
aufzuschreien. Sie klammerte sich an den Arm ihres Mannes und
kuschelte sich an ihn.
    Keiner von diesen Menschen begriff, daß es doch nur ein Film
war,

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