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Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Macabros 077: Zitadelle der Grausamen

Titel: Macabros 077: Zitadelle der Grausamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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zertrümmerte Fenster, das mehr
als zur Hälfte zusammengedrückt war.
    Im Inneren des Fahrzeuges befand sich noch jemand!
    Die Gestalt hockte zusammengekauert auf dem Vordersitz. Das
Lenkrad war abgeknickt und ragte aus der Frontscheibe.
    »Hallo!« rief Cuchillo mit belegter Stimme. Er
rüttelte und zerrte an der Tür in der Hoffnung, sie
öffnen zu können. Doch sie klemmte.
    »Hallo? Hören Sie mich?« Der Mann trommelte mit
beiden Fäusten auf das eingedellte Dach.
    Die Gestalt im Innern des Wagens löste sich.
    »Helfen Sie mir… bitte… helfen Sie mir«,
hörte Cuchillo die schwache Stimme einer Frau.
    Die Fahrerin lebte noch! Sie schien nicht mal ernstlich verletzt
zu sein, so weit er dies von seiner Sicht aus beurteilen konnte.
    Er versuchte sein Möglichstes, an die Eingeschlossene
heranzukommen…
    Doch vergebens!
    Eve Finigan war eingekeilt, die Türen ließen sich nicht
öffnen, und es war unmöglich, durch eines der Fenster zu
klettern, die nur noch halbhohe Schlitze darstellten, so
zusammengedrückt war das Auto.
    »Sind Sie verletzt? Haben Sie Schmerzen? Wie lange liegen Sie
hier schon?« schoß Cuchillo seine Fragen ab.
    »Keine Ahnung…«, entgegnete Eve Finigan. Sie ging
auf die letzte Frage zuerst ein. »Ich fühle mich schwach,
aber es scheint, als wäre ich nicht verletzt. Ich hab’
keine Schmerzen… nein…«
    Ihre Stimme klang wie ein Hauch.
    Leichenblaß hockte die junge Frau in der
äußersten Ecke. Nur hinter dem Lenkrad auf der Fahrerseite
gab es noch soviel Raum, daß ein Mensch sich gerade aufhalten
konnte. Das Heck des Fahrzeuges war völlig
zusammengedrückt. Jeder, der dort gesessen hatte, war
zerquetscht worden wie eine Zitrone in der Presse. Auch auf dem
Beifahrersitz hätte einen Mitfahrer das Schicksal ereilt. Die
Tür war so weit nach innen geschoben und die Motorhaube auf
dieser Seite zusammengepreßt, daß es dort praktisch
keinen Platz mehr gab.
    Cuchillo versuchte zunächst mit bloßen Händen an
die Eingeschlossene heranzukommen. Als er das nicht schaffte, holte
er Werkzeug aus seinem Wagen und ging mit Hammer, Beißzange und
Meißel an die Arbeit.
    Auch das half nicht…
    Der Mann beugte sich nach unten und spähte durch den schmalen
Schlitz, den das Fenster noch darstellte, in das Innere des
Fahrzeuges.
    »Tut mir leid… aber allein schaffe ich das nicht. Ich
brauche Hilfe. Ich werde Sie jetzt für ein paar Minuten allein
lassen. Bitte gedulden Sie sich bis dahin. Ich muß die Polizei
und die Feuerwehr verständigen. Haben Sie mich verstanden?«
fügte Cuchillo schnell hinzu, als sich Eve Finigan
überhaupt nicht rührte.
    »Ja«, klang es ihm dumpf entgegen. »Es ist in
Ordnung. Aber bitte beeilen Sie sich! Ich habe Angst, daß noch
mehr passiert…«
    Gonzales Cuchillos Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Auf seiner
Stirn entstanden steile Falten.
    Was Eve Finigan damit meinte, verstand er nicht…
     
    *
     
    Der Schütze wartete einige Sekunden, ehe er sich vollends aus
dem Buschwerk löste.
    Die Reiter von der Burg preschten näher.
    Sie jagten querfeldein und erreichten den Schützen im
Panzerhemd und den Niedergestreckten.
    Der Bogenschütze zog mit einem scharfen, schnellen Ruck
seinen Pfeil zwischen Hellmarks Schulterblättern heraus und
drehte den Mann dann achtlos zur Seite, um ihn genau zu
betrachten.
    Im gleichen Augenblick war der erste Reiter auf der Höhe des
Tatortes.
    Bei dem Ankömmling handelte es sich um einen Ritter in voller
Montur. Im Gegensatz zu dem Bogenschützen war sein Helm mit
größeren und intensiver, gefärbten Federbüschen
geschmückt, seine blanke Rüstung blinkte.
    Der Ankömmling riß mit harter Hand an den Zügeln
seines Pferdes.
    Das Tier stand sofort, bäumte sich auf und wieherte.
    »Ist er tot?« fragte der Berittene. Er hatte sein Visier
hochgeklappt.
    Das Gesicht des Mannes war mit einem schwarzen Bart bedeckt, Stirn
und Schläfe von Pockennarben übersät.
    »Noch nicht. Er atmet noch«, antwortete der
Gefragte.
    Inzwischen waren auch die drei anderen Reiter herangekommen.
Tänzelnd bewegten sich die Pferde im Halbkreis um ihren
Sprecher.
    »Kennst du diesen Mann?« wurde der Schütze
gefragt.
    Der schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Ich habe ihn nie
zuvor gesehen. Diese seltsame Kleidung… wer mag er sein, woher
mag er kommen?«
    »Jedenfalls hast du deine Sache gut gemacht«, lobte der
Berittene ihn. »Unser Fürst wird es dir lohnen. Wir nehmen
ihn mit auf die Burg. Er ist ein Fremder, er hat nichts hier zu
suchen.

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