Macabros 078: Apokalyptas Sinfluthölle
Bobby schaltete die Korridorbeleuchtung an. Vor Mrs. Greens
Wohnungstür angekommen, klopfte er und wartete ab.
Nichts tat sich…
Alles blieb still. Und die Tür war verschlossen.
Da stimmte überhaupt nichts mehr.
Wem sollte er nun glauben? Den Worten des Jungen oder dem
tatsächlichen Eindruck, den er gewonnen hatte?
Alles sprach dafür, daß sich niemand in der Wohnung der
ersten Etage befand.
Doch der Bobby wollte es genau wissen, um seinen Eindruck zu
vervollständigen.
Sie kehrten in den Laden zurück. Da stand ein Telefon. Der
Polizist suchte Mrs. Greens Telefonnummer heraus. Sie hatte zwei.
Eine für das Geschäft und eine für die Wohnung
darüber. Eine zweite in ihrem anderen Apartment, das in der
Kingston-Road lag.
Der Bobby wählte die Nummer von dort.
Pepes Lippen waren zu einem schmalen Strich
zusammengepreßt.
»Da ist niemand zu Hause. Das müssen Sie mir
glauben«, flüsterte er erregt. »Ich habe ganz deutlich
gesehen, wie ihr Mörder sie die Treppe hinabschleifte. Also kann
Mrs. Green sich nicht melden…«
Der Polizist warf Pepe einen merkwürdigen Blick zu. Langsam
setzte sich die Erkenntnis bei ihm durch, daß mit dem Jungen
wirklich etwas nicht stimmte.
Er lauschte auf die Klingelzeichen am anderen Ende der
Strippe.
Der Apparat schlug sechsmal an.
Dann knackte es in der Leitung. Es wurde abgehoben.
»Ja?« fragte eine verschlafene Frauenstimme.
»Entschuldigen Sie bitte«, reagierte der Bobby sofort.
»Hier ist Sergeant Masters. Habe ich Missis Green am
Apparat?«
Pepe stand neben dem Bobby. So entging ihm nicht die klare, auch
ihm bekannte Stimme aus dem Hörer.
»Ja, Sergeant… hier ist Missis Green. Was ist denn
los?«
*
Björns Adoptivsohn hatte das Gefühl, als würde der
Boden sich unter seinen Füßen öffnen.
Sergeant Masters atmete tief durch. Er erklärte Mrs. Green,
daß er zufällig die Straße entlang gegangen sei und
festgestellt hätte, daß die Tür zum Geschäft
nicht verschlossen war.
Mrs. Green gab einen leisen, erschreckten Aufschrei von sich und
zu erkennen, daß sie sich nicht erklären könne,
weshalb das so wäre. Sie versprach, sich sofort auf den Weg zu
machen.
Der Bobby legte auf.
Kein einziges Wort hatte er von den Vorfällen berichtet, die
Pepe ihm genannt hatte. Dafür war der Junge ihm sehr
dankbar.
Er war verwirrt. »Das kann nicht sein, Sergeant… ich
weiß genau, was ich gesehen hab, da ist doch etwas
faul!«
Der Mann nickte. »Diesen Eindruck habe ich auch,
Bürschchen. Ich glaube, du hast mir einen ganz schönen
Bären aufgebunden. Es gibt weder deinen Freund, den du angeblich
unter der Verkaufstheke versteckt hast, noch einen Mörder, der
die Leiche von Missis Green weggeschafft hat. Ich habe eben mit
Missis Green gesprochen, und sie machte einen recht lebendigen
Eindruck. Gott sei Dank!«
»Aber – das muß sie nicht gewesen sein. Es kann
doch jemand anders auf Ihren Anruf geantwortet haben, nicht
wahr?«
»Und wie soll das wieder in die Geschichte passen?«
»Vielleicht hat der Mörder etwas geahnt… vielleicht
hat Jim…« Nein, schoß es Pepe im gleichen Augenblick
durch den Kopf, und er unterbrach sich abrupt.
»Was wolltest du gerade eben sagen?« hakte der Sergeant
sofort nach.
Pepe druckste herum. Er wollte nicht mit der Sprache heraus. Doch
dann sah er ein, daß dies grundfalsch war. »Ich mache mir
Sorgen um meinen Freund… der Mörder muß ihn entdeckt
haben, oder Jim ist ihm gefolgt und hatte bisher keine Gelegenheit,
wieder hierher zurückzukommen, um mich zu
treffen…«
In den Augen Sergeant Masters’ war alles ganz anders als in
denen Pepes. Das war nur verständlich.
Für Pepe war das Ereignis, das er mit eigenen Augen
beobachtet hatte, mehr als nur ein böser Traum. Der Junge
verstand nicht, wieso Mrs. Green angeblich zu Hause war und auf den
Anruf des Sergeant hatte antworten können.
Die Unruhe in Pepe wuchs.
Er ging zur Tür.
»Wo willst du denn hin?«
»Raus – auf die Straße. Vielleicht ist Jim in der
Nähe…«
»Bleib hier, Junge! Wir warten auf Missis Green. Damit du
siehst, daß sie’s wirklich noch gibt…«
Pepe ergab sich zunächst in sein Schicksal. Etwas anderes
blieb ihm vorerst nicht übrig.
Auch er war gespannt darauf, ob Mrs. Green wie angekündigt
wirklich kam.
Und sie kam!
Mit einem Taxi. Es hielt direkt vor dem Ladeneingang. Noch immer
regnete es stark. Im Licht der Scheinwerfer glitzerten die vom Himmel
fallenden Tropfen wie Perlen an einer Schnur.
Eine
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