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Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor

Titel: Macabros 079: Die Nachtseelen von Zoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Etwas, das Menschengestalt hatte, aber kein Mensch
war, reagierte überhaupt nicht.
    Weiß und unheimlich wirkten die beiden Augen wie Löcher
in dem schwarzen Gebilde. Die fest umrissenen Konturen bewegten sich
mit geisterhafter Lautlosigkeit.
    Es glitt ohne die geringste Scheu auf den Franzosen zu.
    Leclerque zögerte keine Sekunde länger und drückte
ab.
    Wie ein Peitschenknall hallte der Schuß durch die Stille und
Dunkelheit des Wageninnern.
    Die kurze Mündungsflamme zuckte aus dem Lauf und spuckte das
Projektil auf den unheimlichen Angreifer.
    Die Kugel drang dem Schwarzen mitten in die Brust. Er wankte
nicht, gab keinen Laut von sich und streckte, ohne sich verwirren zu
lassen, die Hand nach dem Schützen aus, der ein zweites und
drittes Mal feuerte und wieder mitten ins Ziel traf. Doch auch
diesmal – ohne Erfolg!
    Der unheimliche Gegner war vor ihm.
    Ein heiseres Stöhnen entrann Leclerques Lippen. Mit weit
aufgerissenen Augen, in denen Ratlosigkeit und Todesfurcht zu lesen
waren, starrte er auf das schwarze, mannsgroße Etwas, das ihn
nun berührte.
    Berührte?
    Nein! Etwas, das lang und elastisch war wie ein fingerdicker
Gummi, schnellte auf ihn zu und löste sich von diesem
Körper wie ein Pfeil, der abgeschossen wurde.
    Klatsch, machte es.
    Im selben Moment spürte Marcel Leclerque die harte,
peitschende Bewegung auf seinem Unterarm.
    Etwas bewegte sich. Rasend schnell wie eine Schlange glitt es
unter seinen Hemdsärmel. Er spürte den harten, sich
windenden Körper kalt und unangenehm auf seiner Haut.
    Im nächsten Moment erfolgte ein scharfer, nadelspitzer
Biß…
    Leclerque schrie auf.
    Er warf dem schwarzen Geist die Pistole an den Kopf, wo sie jedoch
ebensowenig ausrichtete, wie zuvor die Kugel. Der Gegenstand
durchschlug das schwarze Gebilde, knallte gegen die andere Seite der
Innenwand und schepperte zu Boden. In der Wand gegenüber
gähnten drei fingerdicke Löcher, die die Kugeln aus dieser
Waffe gerissen hatten.
    Noch immer hielt der Fahrer nicht an…
    Leclerque preßte seine Rechte auf seine Ellbeuge. Er
spürte deutlich die Bewegung unter seiner Hand. Irgend etwas
bohrte sich in seine Haut, und er konnte es nicht verhindern!
    Er wollte schreien. Das Grauen schnürte ihm die Kehle zu. In
den Adern schien das Blut zu erstarren.
    Wie ein Eiszapfen drang das Fremde in seinen Körper.
    Leclerque klemmte noch seine Hand in die Armbeuge, um das
Eindringende zurückzuhalten. Er packte den Stoff seines Hemdes
und riß mit solcher Wucht daran, daß es
auseinanderfetzte.
    Seine Armbeuge – war leer.
    Vor den Augen des Mannes begann alles zu kreisen. Die Konturen der
unheimlichen Geistergestalt verwischten, und Leclerque fühlte
sich seltsam kraftlos.
    Er merkte nicht, wie er an der Innenwand abrutschte, mechanisch
noch nach dem Sarg griff, um den Fall zu mildern.
    Mit dem Oberkörper geriet er halb in den Sarg hinein.
    Dort blieb er liegen.
    Das schwarze Gespenst mit den weißen Augäpfeln stand
nur eine Armweite von ihm entfernt.
    Leclerque glitt hinein wie in ein Wolkenmeer.
    Er hatte keinen Wunsch, keine Kraft mehr, sich irgendeinem Angriff
zu widersetzen und selbst eine Aktion einzuleiten. Reglos lag er halb
im Sarg, halb auf dem Boden des Laderaumes und spürte keinen
Schmerz. Ein Vergessen kam über ihn wie ein Rausch.
    Die Nachtseelen… Er wußte plötzlich etwas, was ihm
zuvor unbekannt war. Sie sind wie Vampire… Sie brauchen das
Leben… ich brauche Leben!
    Noch ein einziges Mal meldete sich sein kritisches.
Bewußtsein und versuchte an die Oberfläche des Verstandes
zu gelangen.
    Nein, schrie es in ihm. Nicht ich brauche Leben – sondern die
Nachtseelen… Die Vampire der Nacht aus Zoor… Ich habe mit
ihnen überhaupt nichts zu tun…
    Es war das letzte Aufbäumen seines eigenen
Bewußtseins.
    Marcel Leclerque verging wie ein Hauch im Wind. Sein Körper
wurde schwarz, bildete nur noch einen gespenstischen Schatten und
wurde zu jenem menschenähnlichen Etwas mit den leuchtend
weißen Augen.
    Dunkelheit… Wie gut ist die Dunkelheit… Ich muß
mich hüten vor dem Licht… Die Sonne ist mein
Feind…
    Marcel Leclerque bewegte sich wieder.
    Marcel Leclerque?
    Nein!
    Das war nur noch ein schwarzes Gespenst, das den Körper in
sich aufgesogen hatte.
    Was immer es auch war – es hatte nicht mehr die geringste
Ähnlichkeit mit dem Mann, der eben noch wie ein Löwe
kämpfte gegen die unheimlichen Kräfte aus einem anderen
Reich, jedoch nichts auszurichten vermochte.
    Die Nacht war sein

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