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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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einem roten Faden befestigter Zettel,
unmittelbar über der scharf geschliffenen Spitze.
    Beide Männer taten etwas, was sie später bereuten.
    Sie interessierten sich erst für die Botschaft – und
dann für den Schützen.
    Chancell riß den Pfeil aus der Tischplatte, löste
blitzschnell den dünnen Zwirnsfaden und entfaltete das harte,
klein zusammengelegte Papier, auf dem in kräftigen Buchstaben
folgende Botschaft stand:
    »Hände weg vom Wrack der namenlosen Götter!
Schlagen Sie unsere Wohnung nicht in den Wind,
Chancell…«
     
    *
     
    Friedrich Chancell warf sich herum, starrte auf das zersplitterte
Fenster zur Straße und lief los.
    An der Hausfront gab es keine Balkone.
    Wer immer geschossen hatte – er mußte es von der
anderen Straßenseite getan haben.
    Da stand ein Hochhaus, hunderte von Fenstern verwirrten die beiden
Männer.
    »Da!« rief Juan Lopez Amalla und deutete auf den
gegenüberliegenden Eingang.
    Das Portal öffnete sich. Ein Mann stürzte auf die
Straße.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet und trug einen ebenso
breitkrempigen Hut, unter dem sein Gesicht im Schatten lag.
    »Ein Mann in Schwarz!« entfuhr es Chancell, der an sein
unheimliches Erlebnis in der letzten Nacht vor dem Abflug erinnert
wurde.
    Wenige Schritte vom Hauseingang entfernt, parkte ein
schneeweißer Cadillac mit aufklappbarem Verdeck. Aber das
Verdeck war geschlossen, trotz strahlendblauen Himmels und
sommerlicher Temperaturen.
    Der Schwarze lief auf das Fahrzeug zu.
    »Ihm nach, Juan! Diesmal darf er uns nicht
entkommen!«
    Noch während Chancell dies sagte, machte er auf dem Absatz
kehrt, lief zur Tür und stürzte auf den Gang.
    Juna Amalla heftete sich an die Fersen des Freundes.
    Der Schweizer nahm sich nicht die Zeit, auf den Lift zu warten.
Jeweils zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er über die
breite Marmortreppe nach unten und durchquerte den Empfangssaal, ohne
nach rechts oder links zu blicken. Die Angestellten hinter der
Rezeption sahen den beiden Flüchtenden verwundert und verwirrt
nach.
    Chancell erreichte das Portal zur Straße.
    Vor dem Eingang standen immer einige Taxis auf Abruf.
    Die Augen des Schweizers erfaßten den weißen Cadillac,
der etwa dreißig Meter entfernt die Straße hochfuhr.
    Chancell riß die Tür des nächsten Wagens auf.
    »Folgen Sie dem Cadillac! Er darf uns nicht
entkommen!«
    Er warf sich auf den Sitz neben den Fahrer. Juan Amalla schaffte
es gerade noch, seinen Platz auf dem Hintersitz einzunehmen. Der
Chauffeur unternahm einen Blitzstart, daß der Spanier
förmlich in die Polster gedrückt wurde.
    »Verfolgungsjagden sind meine Spezialität«, grinste
der Mann am Steuer. Er war eine Frohnatur und gut genährt. Man
sah ihm an, daß er zu viele Tortillas verspeiste. Sein
weitläufiger Bauch spannte unter dem braun-grün karierten
Hemd, und die beiden mittleren Knöpfe hingen am letzten Faden.
Beim nächsten Atemzug war damit zu rechnen, daß sie
absprangen. »Die meisten meiner Kollegen haben einen Bammel
davor. Sie fürchten, daß die Polizei ihnen Ärger
macht. Um diese Zeit ist aber keine Streife unterwegs, dafür
lege ich meine Hand ins Feuer. Und wenn wider Erwarten eine
auftaucht, nehme ich an, daß die Senores die Güte haben
und außer dem Fahrpreis auch noch den Strafzettel bezahlen. So
halte ich es immer…«
    Chancell nickte. »Geht alles in Ordnung, Senor«, sagte
er hastig. »Sie scheinen schon Erfahrung in diesem Geschäft
zu haben…«
    »Oh, si, das kann man wohl sagen«, nickte der Mann und
beugte sich weit zurück.
    »So sehen Sie doch auf die Straße«, verlangte der
Schweizer. »Sie bauen sonst noch einen Unfall…«
    »No, no, Senor… da brauchen Sie bei mir keine Angst zu
haben!« Der Mann blickte ihn aus treuen Augen an und
schüttelte heftig den dicken Kopf. »Die Strecke fahr’
ich Ihnen mit geschlossenen Augen.«
    »Achtung, von rechts kommt einer!« rief Juan Lopez
Amalla, dem die waghalsige Fahrt an die Nieren ging.
    Er schloß die Augen.
    Der Fahrer riß das Steuerrad herum. Der Wagen jagte mit
hoher Geschwindigkeit auf der anderen Straßenseite weiter, dem
Gegenverkehr entgegen. Das Taxi legte sich bedrohlich auf die Seite,
und die beiden Fahrgäste befürchteten schon ein
Umkippen.
    Der Chauffeur steuerte auf den beiden Außenrädern genau
zwischen einem Bus zu seiner Linken und einem LKW rechts, der aus
einer Seitenstraße rollte und sich sofort in den
fließenden Verkehrt einfädelte.
    »Passiert überhaupt nichts… Keine Angst,

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