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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Spanier liebte ein abwechslungsreiches und
abenteuerliches Leben. Großwildjagen und Expeditionen waren
seine Schwäche.
    An der Bar kamen die beiden ins Plaudern, und Amalla erfuhr von
Chancells großem Hobby, seinen faszinierenden Ideen, die sich
in vielem mit denen anderer Zeitgenossen deckten, die sich auf dem
gleichen Gebiet wie Chancell bewegten.
    In jener Nacht gewann der Schweizer einen neuen Anhänger und
einen großen Gönner. Amalla nahm Chancell das Versprechen
ab, ihn jedesmal zu unterrichten, wenn er eine neue Expedition
durchführte. Auf vielen gemeinsamen Reisen inzwischen waren die
beiden Männer Freunde geworden. Seit jener Begegnung damals war
– was die finanzielle Seite anbelangte – vieles im Leben
Friedrich Chancells leichter geworden.
    Die Expeditionen wurden gemeinsam finanziert. Für Amalla war
es ein Trinkgeld, wenn er vier- oder fünftausend Dollar
beisteuerte.
    Im Lift waren sie allein.
    Chancell erzählte von seiner Begegnung, die er nach dem
denkwürdigen Telefonat mit Amalla noch gehabt hatte.
    Der Spanier hörte aufmerksam zu. »Ich habe schon von
diesen ›Men in Black‹ – Männern in Schwarz
gehört. Aber nie an sie geglaubt«, murmelte er. »Und
du bist überzeugt, daß einer von Ihnen deinen Weg
kreuzte?«
    »Ich wüßte nicht, wer sonst nachts mir
gegenüber eine solch komische Bemerkung machen sollte, um sich
dann in Luft aufzulösen. Es war effektiv nichts mehr von ihm zu
finden.«
    Das Zimmer lag in der dritten Etage. Fenster zur Straße. Vom
Verkehrslärm war aber nichts zu hören. Die Doppelfenster
verfehlten ihre Wirkung nicht.
    Mitten im Zimmer stand ein Tisch, dessen Platz normalerweise neben
dem Fenster war. Aus Erfahrung wußte Amalla, daß
Friedrich Chancell grundsätzlich jedes Hotelzimmer nach seinem
Geschmack umfunktionierte. Wenn er nicht mindestens einen Tisch
verrückte, einen kleineren Schrank oder den Schreibtisch an
einen anderen Platz stellte, dann fühlte er sich nicht wohl.
    Auf dem Tisch lag eine Landkarte ausgebreitet.
    Brasilien.
    Grellrote Fähnchen steckten an bestimmten Markierungspunkten.
Chancell hatte sie eingestochen. Sie zeigten jene Stellen, die sie
passieren, an denen sie auf ihrem Weg zum Ziel Rast einlegen und ihr
Lager aufschlagen würden.
    »Wir werden nach dem Flug ins Landesinnere, das wir noch am
frühen Nachmittag erreichen, nur für ein paar Stunden in
Tucumare Aufenthalt machen. Alles, was wir an Proviant mitnehmen,
liegt dort schon bereit. Ebenso ein nagelneues Aluminium-Flachboot
mit einem starken Außenbordmotor. Wir werden also schnell
vorankommen, zumal wir mit der Strömung Richtung Hauptarm des
Amazonas fahren. Aber so weit kommen wir nicht. Wenn die
verblaßten Meridianangaben auf dem Rand des
Zeitungsausschnittes stimmen, dann ist etwa auf halber Strecke jene
sensationelle Stelle, wo wir uns garantiert länger aufhalten
werden.«
    Das Fähnchen, das den Zielpunkt markierte, steckte genau in
einer Bucht.
    »Da soll es einen versumpften Seitenarm geben?« fragte
Amalla zweifelnd.
    »Philipe Laison behauptet es. Ich habe keinen Grund,
zunächst jedenfalls nicht, ihm dies nicht abzunehmen. Der
Seitenarm kann so klein sein, daß er auf keiner noch so genauen
Karte eingezeichnet ist. Vielleicht ist er auch mit Schlingpflanzen
zugewachsen, daß man ihn noch gar nicht festgestellt hat.
Laison aber entdeckte ihn durch Zufall.«
    »Möglich«, brummte Amalla.
    »Man darf nicht immer nur das glauben, was man sieht«,
philosophierte Chancell. »Die Bucht wäre eine ideale
Ausgangsposition für einen Seitenarm. Laison hat auch die Bucht
schließlich erwähnt. Das machte das Auffinden der Stelle
um so einfacher.«
    Amalla schüttelte den Kopf. »Manchmal kann man sich an
die Stirn fassen und fragen, warum andere nicht vor dir auf diese
Idee kamen und den Weg Laisons zurückverfolgten.«
    »Mich wundert das nicht. Entweder bezweifelten sie es, oder
sie gingen den Weg, und die Welt erfuhr nur nie davon, oder sie
hatten Angst…«
    Seine Worte hallten noch durch das Zimmer, als das Klirren der
Fensterscheibe sie beide herumwirbeln ließ.
    »Achtung!« brüllte Chancell noch und versetzte
Amalla einen Stoß in die Rippen.
    Der Spanier flog zur Seite, als hätte ihn ein Pferd
getreten.
    Ssssstttt…, machte es. Der Pfeil zischte über ihre
Köpfe hinweg und war so gut placiert, daß er keinen von
ihnen getroffen hätte.
    Mit einem dumpfen »Zock« bohrte er sich in die
ausgebreitete Karte und in die Tischplatte.
    Am Pfeil hing ein mit

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