Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
raste die
Straße entlang.
»Das scheint uns zu gelten«, seufzte der Fahrer.
»Nun, meine Herren, sind Sie am Zug. Tut mir leid, da muß
irgend jemand eine Beschwerde losgelassen haben Höflich sind die
Leute heute auch nicht mehr unbedingt…«
*
Die Sache mit der Polizei hielt sie länger auf, als sie
eigentlich dafür verwenden wollten.
Obwohl Amalla sich sofort bereit erklärte, den Strafzettel in
voller Höhe zu bezahlen, kam es zu einem scharfen Disput
zwischen dem Fahrer und den Uniformierten.
Als die Behauptung fiel, daß die beiden Gäste aus dem
Ausland von den schwarzgekleideten Männern in dem weißen
Cadillac bedroht worden seien, wurden sie zugänglicher und
wollten mehr darüber wissen.
Auch das polizeiliche Kennzeichen des Fahrzeuges.
Daran konnte sich aber keiner der Befragten erinnern. Sie waren so
sehr davon überzeugt gewesen, den Cadillac einzuholen, daß
keiner von ihnen daran gedacht hatte, sich die Zahlen auf dem Schuld
einzuprägen.
Es kam sogar so weit, daß alle drei begannen zu bezweifeln,
ob der Cadillac überhaupt ein Kennzeichen gehabt hatte…
War alles nur ein Spuk gewesen?
Unwillkürlich stellten sich Amalla und Chancell auch diese
Frage.
Aber nein – auch der Taxifahrer hatte den Wagen mit den
Schwarzgekleideten schließlich gesehen! Es gab zum Glück
Aussagen von Augenzeugen, die bestätigten, daß dem Taxi
eine Zeitlang der fragliche Wagen vorausgefahren sei.
Chancell und Amalla ließen sich ins Hotel
zurückbringen, nachdem die Formalitäten erledigt waren.
Jetzt zeigte sich, daß der Stuntman auch vernünftig und
angenehm fahren konnte. Es kam nicht mehr darauf an zu hetzen.
Amalla gab ein fettes Trinkgeld. Der Brasilianer bot sich an,
jederzeit des Senores wieder zu Diensten zu sein. »Wenn es
wieder mal gilt, einen weißen Cadillac zu verfolgen, brauchen
Sie mir nur Bescheid zu sagen. Ich stehe meistens vor dem
›Maya‹… hasta la vista!«
»Wenn Sie wollen, Senor, können Sie gleich auf uns
warten«, ließ Friedrich Chancell ihn wissen. »Wir
verlassen in wenigen Minuten das Hotel.«
Sein Gepäck war bereits fertig zum Abtransport. Er
öffnete nur noch mal einen Koffer, um den Pfeil zu verstauen,
mit dem die warnende Botschaft in das Zimmer geschossen worden
war.
Jeder andere wäre spätestens an diesem Punkt skeptisch
gewesen, was Erfolg und Sicherheit der Expedition betraf.
Doch Gefahr gehörte zum Leben des Schweizers, der bereit war,
es für seine Idee einzusetzen.
Amalla holte Angelique aus der Open-Air-Bar. Auf dem Weg zum
Flugplatz, wo noch das Gepäck des Spaniers und seiner
Begleiterin aufbewahrt wurde, aßen die drei Reisenden frisches
Obst und redeten nur wenig miteinander.
Schon eine Stunde nach ihrer Ankunft saßen sie in der
Maschine, die sie rund tausendzweihundert Kilometer tief ins
Landesinnere trug.
Wie ein riesiger grüner Teppich, von zahlreichen, dunkel
schimmernden Flußadern durchzogen, lag die Hölle des
Amazonas unter ihnen, so weit das Auge reichte…
*
Sie unternahmen mehrere Male den Versuch zu sprechen.
Doch ihre Zunge lag wie aufgequollen im Mund, und immer wieder
hatte Carminia Brado das Gefühl, für kurze Zeit die
Besinnung zu verlieren und wieder daraus aufzuwachen, um dann von
einem bleischweren Schlaf umfangen zu werden.
Wo befand sie sich? Wieviel Zeit war vergangen?
Sie kam immer nur dazu, flüchtige Fragen in ihren Gedanken zu
stellen, unfähig jedoch, die Zähne auseinander zu
bringen.
Einmal kam es ihr so vor, als würde sie getragen… noch
immer… dann, nach erneutem Tiefschlaf einen Moment der Klarheit.
Ihre Sinne registrierten keine Bewegung mehr. Sie lag irgendwo auf
einem harten, kühlen Untergrund.
Leises Rascheln… schattenhafte Geschäftigkeit
ringsum… rötliches Glosen aus Öffnungen, die aussahen
wie kleine Krater oder Löcher im Boden und in den
Wänden.
Dann erloschen die traumhaften Eindrücke wieder.
Erneutes Erwachen… Wann? Nach Minuten… Stunden oder gar
– Tagen? Sie vermochte es nicht zu sagen.
Die Situation war noch immer unverändert.
Kälte strömte wie Eiswasser durch ihre Adern. Sie
vernahm Geräusche. Gestalten bewegten sich um sie herum und
berührten sie auch. Dunkle Gesichter mit rotglühenden Augen
beugten sich über sie. Carminia Brado wollte sich instinktiv
abwenden, aber sie war nicht imstande, den Kopf auf die Seite zu
drehen. Der saß wie angewachsen auf dem harten Brett unter
ihr.
Nervosität machte sich breit… Was geschah mit ihr?
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