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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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wandte den
Blick weder nach links noch nach rechts. Der Weg führte
kerzengerade weiter, wie ein Stollen und mündete in einer kahlen
Halle, in der farbiges Licht pulsierend aus den Wänden sickerte.
Es war ein geisterhafter Schein, in dem die Töne dunkelviolett
und grün dominierten.
    Mitten in der Kammer gab es einen Schacht im Boden, von dem aus
steile Treppen in die Tiefe führten. Ein weiterer Eingang in
eine noch tiefere Unterwelt! Carminia glaubte ihre Überlegungen
im Hinblick auf die Staffelung von Nh’or Thruus irrsinniger Welt
durch diesen neuen Hinweis bestätigt zu sehen.
    Stollen und niedrige Tunnel führten nach allen Seiten in das
geisterhafte Leuchten.
    Ein sinnverwirrendes Labyrinth von Gängen lag vor ihr.
    In den Stollen bewegten sich Schatten.
    Große dunkle Gestalten, die mit Schwertern, Pfeil und Bogen
und Dolchen bewaffnet waren, stellten sich ihr in den Weg.
    Die Nachtseelen von Zoor! Nh’or Thruus unheimliche Armee!
    Carminia starrte in die schwarzen Gesichter mit den glühenden
Augen. Die Gestalten erinnerten an die Gespensterdarstellungen auf
Bildern aus vergangenen Epochen der Erde.
    Wieder ein Umwandlungsphänomen, wie es im Reich der
Dämonen von Einzelwesen scheinbar oft praktiziert wurde. Die
Geister aus den jenseitigen Reichen, in erster Linie jene, die
über besondere Machtfülle verfügten, schienen eine
Schwäche dafür zu haben, Wesen aus Fleisch und Blut zu
verunstalten, halbtierische Geschöpfe und scheußlich
anzusehende Monster zu machen.
    Die Nachtseelen von Zoor, Nh’or Thruus Leibwächter und
Sklaven, waren in der Gestalt der Insektoiden die ursprünglichen
Herrscher dieser Welt im Mikrokosmos gewesen.
    Alle Zugänge waren durch das Auftauchen des schweigsamen
Heeres versperrt, alle – außer einem.
    Carminia war praktisch gezwungen, diesen Weg zu gehen.
    Es war – eine Sackgasse.
    Die Brasilianerin stand vor einer dunklen, schwammigen Mauer, in
der düsteres Licht pulsierte im Rhythmus eines schlagenden
Herzens.
    Carminia war aufs äußerste erregt, am Ende ihrer
Nervenkraft riß sie sich dennoch zusammen, um nicht
zusammenzubrechen. Der Belastung, der sie ausgeliefert war, hatte sie
kaum noch Kraft entgegenzusetzen. Das war mehr, als ein Mensch
ertragen konnte.
    Ein Alptraum war Wirklichkeit geworden!
    Die junge Frau stand wie eine Statue in der Mauernische, und die
Nachtseelen drängten sich in den zur Seite wegführenden
Gängen und Stollen. Vor ihr bildeten die Carminia-Puppen eine
undurchdringliche Mauer.
    Solche Bilder konnte man nur in einem Alptraum sehen.
    »Du irrst!« Wieder der Unsichtbare, der sie ansprach.
Erneut machte die Brasilianerin die Erfahrung, daß Nh’or
Thruu jederzeit zu wissen schien, was in ihrem Kopf vorging. Er
konnte Gedanken lesen!
    »Richtig! Ihr seid für mich durchsichtig wie Glas. Und
deshalb gibt es keinen Zweifel daran, daß nichts und niemand
sich mir widersetzen kann. Ich bin der Herrscher – und alle
anderen sind die Sklaven.«
    Carminia blickte über die Köpfe der dicht gedrängt
stehenden Carminia-Puppen hinweg. Ihr Herz schlug wie rasend in der
Brust, die Unruhe wich nicht. Nh’or Thruu mußte sich etwas
dabei gedacht haben, als er sich entschied, dieses Heer von Puppen
anzufertigen, die ihre Identität trugen.
    »Selbstverständlich hat es seinen Sinn… Wenn ihr
nicht mehr seid, werde ich mich an euren Kopien erfreuen. Talmoth
– du erinnerst dich sicher an ihn, seine Krieger lebten einst
wirklich. Ein kleiner Volksstamm, äußerlich der Rasse
ähnlich, der du entstammst. Die Puppen lassen sich wie
Schachfiguren immer wieder in den Kampf schicken. Und selbst wenn sie
dabei vergehen – es gibt viele tausend Möglichkeiten, sie
immer neu herzustellen. Ich kann tausend Talmoths entstehen lassen,
wenn ich will und meine Welt damit bevölkern. Talmoth und sein
Volk ist längst vergangen, ihre Knochen zu Staub zerfallen
– und doch lebt er in meiner Erinnerung weiter. Er hat ewiges
Leben gewonnen!«
    Ja, dachte Carminia verbittert: Das Leben einer Puppe!
    Die schauerliche Umgebung in der dritten Ebene unter der
Oberfläche von Zoor erinnerte sie an ein riesiges
Wachsfigurenkabinett, wie es in der Normalwelt nicht vorkam.
    Ewiges Leben – auch für Arson, sie und –
Björn, den Nh’or Thruu mit Sicherheit in sein
unterirdisches Reich zu locken beabsichtigte! Durch sie…
Plötzlich stand ganz klar der Gedanke in ihrem Bewußtsein,
wie der Irre von Zoor dies zu erreichen trachtete.
    Sie sollte den Köder spielen!

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