Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter
Jede Minute war eine Minute zuviel!
Macabros handelte selbsttätig. Im Lauf löste er sich auf
schälte sich geisterhaft aus der Düsternis am Rand der
Stätte mit den Riesenwaben.
Honigfarbener Schein durchsetzte die ewige Finsternis und
führte zu einem geheimnisvollen Zwielicht.
Macabros blickte sich in der Runde um.
Er kannte das Geheimnis dieses Ortes, wo das Volk der Insektoiden
einst lebte, ehe Nh’or Thruu durch den Dämonenzeuger
Shab-Sodd in die Welt des Mikrokosmos gesetzt worden war.
Die aussterbenden Insektenmenschen hatten für eventuelle
Eindringlinge in weiser Voraussicht eine Botschaft hinterlassen. In
ihr hieß es, daß es eine Möglichkeit gab, die alte
Rasse wiedererstehen zu lassen. Mindestens einer der Verdammten, der
zur Nachtseele Umfunktionierten, würde den Weg finden, das alte
Volk neu zu gründen und zum Feind Nh’or Thruus zu
werden.
Das alles war lobenswert und hätte jederzeit Hellmarks und
seiner Freunde Unterstützung gefunden. Doch nicht auf die Weise,
in der es die einstigen Herren von Zoor verstanden.
Sie bedienten sich der Lebenskräfte anderer. Um ihr Ziel zu
erreichen, war ihnen jedes Mittel recht. Der dafür vorgesehen
war, zum neuen Urvater der Rasse zu werden, hatte in der Normalwelt,
aus der Björn und Carminia gekommen waren, Menschenfrauen
entführt und in die Brutstätten gebracht.
Der Insektoide hatte nach seiner Rückkehr durch die magische
Kammer in dem Ruinenrest Carminia Brado entdeckt. Auch sie war
für seine Zwecke bestimmt.
Unruhe erfüllte den Suchenden. Er lief an den Kammern einer
Wabe vorbei und blickte in jede einzelne.
Keine Spur von Carminia Brado! Die Wabenkammern waren
leer…
Macabros kam an ein anderes Gebilde. Die Kammern waren mit
bernsteinfarbenen, hauchdünnen, durchscheinenden Wänden
verschlossen. Dahinter pulsierten dunkle Schatten.
Macabros öffnete kurzerhand mehrere Kammern. Was er sah,
raubte ihm den Atem.
Seltsam formlose Wesen lagen darin mit kurzen, gedrungenen Leibern
und dicken, aufgeblasenen Köpfen, in denen sich andeutungsweise
die Sinnesorgane von Menschen abzeichneten. Tiefliegende Augen, der
Nasenrücken, ein Mund, der sich bildete… Alles war von
einer dicken, grauen Haut überzogen, die diese Entwicklung nicht
zum Abschluß kommen ließ. Ebenso wie sich das Menschliche
zeigte, war auch das Insektoide vorhanden.
Hier entstand ein Zwitterwesen aus Mensch und Rieseninsekt! Die
Saat Sephoos’ ging auf…
In einigen Kammern war die Entwicklung schon so weit
fortgeschritten, daß aus der formlosen, aufgequollenen Wurst
sich ein Insektenkörper schälte. Deutlich zu sehen waren
die Fühler, die Flügelansätze zwischen den
Schulterblättern, der lange, spitzzulaufende Schädel mit
den Kauwerkzeugen.
Carminia! Wo befand sie sich?!
Macabros kam nicht mehr dazu, dieser Frage nachzugehen. Die
Antwort entwickelte sich aus den Ereignissen, die ihn von diesem
Moment an an Bann zogen und seine ganze Aufmerksamkeit
erforderten.
Ein wildes Brüllen erscholl in seiner unmittelbaren
Nähe.
Macabros flog herum und hielt das »Schwert des Toten
Gottes« abwehrbereit.
Aus dem Schatten zweier Riesenwaben stürzte Sephoos! Seine
großen Facettenaugen erfaßten den Eindringling. Macabros
sah viele tausendmal sein verkleinertes Abbild auf der spiegelnden
Augenoberfläche.
Sephoos hatte sein spitzes Maul halb aufgerissen. Die dicht
stehenden, spitzen Zähne erinnerten an das Gebiß eines
Raubfisches.
»Zurück! Wage es nicht, dich an meiner Brut zu
vergreifen!« zischte der Insektenmann.
Seine Augen schossen Blitze. Er hielt die mit hornartigen
Rändern besetzten Flügel leicht angewinkelt. Sephoos stand
in aggressiver Haltung vor Hellmarks Zweitkörper, ohne den
Unterschied zwischen Original und Kopie feststellen zu
können.
Sephoos begriff nur soviel, daß ohne sein Wissen ein Mensch
das Tor in die Mikroweit benutzt hatte und nun vor ihm stand und zu
einem Feind und einer Gefahr für seine Brut geworden war.
Der Eindringling war bewaffnet. Aber davor fürchtete der
Insektoide sich nicht.
Er war größer und stärker und wendiger als der
Mann mit dem blonden Haar. So dachte Sephoos… und griff sofort
an.
Blitzschnell stieg er in die Höhe und warf sich von der Seite
auf den Fremden.
Sephoos war überzeugt davon, daß seine Fähigkeit
zu fliegen und wendig und flink zu agieren ihm einen schnellen Sieg
verschaffen würden.
Ehe der andere sein Schwert herumgezogen hatte, würde er
schon am Boden liegen und um sein Leben
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