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Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter

Titel: Macabros 081: Wrack der namenlosen Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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her. Da gab es eine riesige Nische, versehen mit vielen
Einschnitten in den Wänden, in denen dicke Steinplatten auf
halber Höhe schwebten. Wie Plattformen bewegten sie sich auf und
nieder, ohne dabei das geringste Geräusch zu verursachen. Einige
Schächte in dieser Mauer waren völlig leer. Offensichtlich
befanden sie sich in der Felswand in größerer
Höhe.
    Mitten in dem eigenartigen schwarzen Meer war eine Insel, auf der
ein Gebäude stand, das in seiner irrsinnigen Anordnung von
Mauern, Türmen, Zinnen, Mauervorsprüngen und Erkern kaum
mehr als Burg bezeichnet werden konnte. Zentrum dieses unheimlichen
Gebäudes war ein zwiebelförmiger Turm, der alles
überragte und sich wie ein Deckel auf die trutzigen schwarzen
Mauern preßte.
    Ein kaum wahrnehmbares Pulsieren fand hinter den dünnen,
halbdurchsichtigen Wänden des riesigen Mittelturmes statt.
    Und dann sah Macabros etwas, das Hellmark mit Entsetzen
erfüllte.
    An einem Pflock vor dem riesigen Tor dieser unterirdischen Burg
war ein Mensch gekettet. Ein Mann! Er hatte eine silberne Haut.
Arson! In unerreichbarer Entfernung vor ihm ragte ein flacher Brocken
aus der Erde. Wie ein Opferaltar… Darauf lag ein kleiner
Lederbeutel. Der war Eigentum Hellmarks. Darin befand sich ein
versteinertes Auge des Schwarzen Manja. Hellmark hatte den Beutel
Arson zu dessen Schutz zur Verfügung gestellt. Arson lag reglos
am Boden.
    Macabros nahm eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. In einem
der Mauerschächte senkte sich eine Platte herab. Darauf kauerte
jemand: Eine junge Frau, nur spärlich bekleidet.
    Die Haut der Frau hatte die Farbe von Sahnekaffee.
    Carminia Brado!
    Hellmark, von den obersten Schachtlöchern noch mehr als
tausend Schritte entfernt, hatte das Gefühl, innerlich wund zu
sein.
    Die Frau an seiner Seite, uralt und verrunzelt war auch Carminia
Brado, die von sich behauptete, der menschenverachtenden Magie des
wahnsinnigen Nh’or Thruu zum Opfer gefallen zu sein!
     
    *
     
    »Angelique!« Juan Lopez Amalla schrie den Namen gellend
heraus.
    Er meinte, die Erde unter seinen Füßen würde sich
jeden Moment auftun.
    Ein Alptraum!
    An einem Ast unweit des Lagerfeuers hing die Leiche der
hübschen Blondine aus Narbonne.
     
    *
     
    Amalla umklammerte das Gewehr.
    »Tuna! Schweinehund! Wer war das!« Er taumelte wie ein
waidwundes Tier auf die Erhängte zu. Das war nicht erst vor
wenigen Augenblicken gewesen. Gleich nach ihrem Aufbruch mußte
Angelique ihr grausames Schicksal ereilt haben.
    Wer hatte dann geschrien? Tuna?!
    »Nein, Herr… Tuna hat es nicht getan!« erscholl die
Antwort aus dem Busch.
    »Warum versteckst du dich dann?«
    Mit blitzenden Augen sah Amalla sich um. Seine Hände
zitterten wie die eines alten Mannes.
    »Gefahr! Auch Sie sollten sich verstecken… Herr…
Frau hingerichtet… keine Zeugen geben sollen…«
    Im Buschwerk knackten Zweige, Amalla registrierte hastige
Bewegung. Tuna und sein Begleiter suchten das Weite…
    Bewegung auch rechts. Da war eine Gestalt. Amalla riß die
Augen auf vor Angst, Ratlosigkeit und Verwirrung.
    Ein »Mann in Schwarz«.
    Da stand er, wie ein Geist aus dem Nichts aufgetaucht und hielt in
den Händen ein Gewehr. Er legte an und schoß.
    Amalla fühlte das heiße Projektil an seiner Wange
vorbeistreichen. Er wollte selbst schießen und kam nicht mehr
dazu. Die nächste Kugel bohrte sich in seine rechte Hand. Mit
einem Aufschrei ließ der Spanier das Gewehr fallen, machte auf
dem Absatz kehrt und lief in die Nacht, den Weg zurück, den er
eben gekommen war. Dort in der Dunkelheit gab es tausend Verstecke.
Er hatte ein weiteres Gewehr zurückgelassen. Damit konnte er
sich noch immer verteidigen, wenn es darauf ankam.
    Im ersten Moment reagierte er kopflos.
    Dann ordneten sich seine Gedanken wieder. Am besten war die
Nähe des Wracks. Dort war auch Chancell. Der mußte gewarnt
werden. Die »Männer in Schwarz« machten
ernst…
     
    *
     
    »Wunderbar, es ist wie ein Traum…«, hörte
Chancell sich flüstern.
    Er stand vor der riesigen Wand und führte tastend seine Hand
über die glatte, lauwarme Fläche.
    Dann berührte er absichtlich einen der Placken.
    Es war eine dunkelblaue Fläche, die symbolhaft ein Elektron
darstelle.
    Die Fläche begann zu pulsieren. Licht flackerte rhythmisch im
Schlag eines Herzens in dem Placken auf, und die Atmosphäre
ringsum veränderte sich.
    Es wurde eigenartig dunstig, trüb, und das pulsierende blaue
Licht war überall in dem ovalen Raum zu sehen.
    Friedrich Chancell

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